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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

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Was ist eigentlich ein
Bonanzarad?

Dieses Bonanzarad hat in Frankfurt ein neues ­Zuhause gefunden
Dieses Bonanzarad hat in Frankfurt ein neues ­Zuhause gefunden

Wer es kennt, hat die markanten Merkmale sofort vor Augen: den Bananensattel, den Hirschgeweih-Lenker, die Knüppelschaltung am Oberrohr und natürlich den obligatorischen Fuchsschwanz. Wenige aber wissen, welche wichtige Rolle Frankfurt für den Erfolg des Bonanzarades gespielt hat.

Begonnen hat der Trend dann allerdings doch in den USA. In den späten 50er Jahren veränderten einige Jugendliche – beeinflusst von der angesagten Motorradkultur – ihre Fahrräder, um sie cooler wirken zu lassen. Es dauerte nicht lange, bis der erste Hersteller, Schwinn, das Design aufgriff und sein Modell Sting-Ray auf den Markt brachte: ein echter Verkaufsschlager. Weitere Marken zogen nach und die Fahrrad-Gattung „High Riser“ war geboren. Und in Deutschland? 1964 veröffentlichte die Firma Kynast ein Rad diesen Typs: ohne großen Erfolg. Erst als der Frankfurter Versandhändler Neckermann Modelle seiner Eigenmarke mit dem Fantasie-Namen „Bonanzarad“ ins Programm nahm, zündete der Trend auch in Deutschland.

Und was für ein Trend es war. Wer als Jugendlicher cool sein wollte, musste Bonanzarad fahren. Und wer keins bekam, wurde kreativ, wie Fahrradjournalist Martin Häußermann, als seine Eltern ihm im Sommer 1975 ein – immerhin – orangefarbenes Rad der Marke Rixe kauften. „Das habe ich dann mit dem eigenen Taschengeld Richtung Bonanza gepimpt. Zunächst musste ein Hochlenker mit farblich passenden Igelgriffen dran. Dann wurde die Schaltung modifiziert. Der poplige Daumenschalthebel wurde ersetzt durch einen Schaltknüppel, der auf dem Oberrohr montiert wurde. Die Schaltzüge erhielten zweifarbige Ummantelungen. Schließlich wurden noch Nabenputzringe moniert – farblich passend, versteht sich. Nur auf den Bananensattel samt Bügel musste ich verzichten. Sonst wäre der Gepäckträger nicht mehr nutzbar gewesen.“

Ein weiteres typisches Merkmal des Hypes war die Individualisierung der Räder. Neben Fuchsschwanz und Nabenputzringen stand auch die eingesteckte Karte am Hinterrad hoch im Kurs. So verursachte das Rad beim Fahren ein knatterndes Geräusch. Darüber hinaus gab es Rückspiegel und Flatterbänder für den Lenker, Reflektoren für die Speichen und Wimpel für das Heck. Der Fantasie waren hier keine Grenzen gesetzt.

Inzwischen gibt es leider Grenzen für Besitzerinnen und Besitzer von Bonanzarädern, denn originale Ersatzteile werden knapp. Und überhaupt ist es gar nicht so leicht, Menschen mit einem der Kulträder zu finden. Zumindest nicht in Frankfurt, wie ich bei der Recherche für diesen Artikel merke. Einige mit Hirschgeweih-Lenkern aufgemotzte Klappräder konnten auf der letzten bike-night bewundert werden. Aber ein echtes Bonanzarad? Fehlanzeige. In einem last ditch effort wende ich mich an den Knotenpunkt für alle hippen Fahrradthemen der Mainmetropole – das Massif Central. Und staune nicht schlecht. Das Haus verfügt über zwei Bonanzaräder in hervorragendem Zustand. Das Modell in klassischem Orange bekam Massif Central-Chef Florian Jöckel von einem Freund geschenkt, das andere rettete eine Freundin von Mitarbeiterin Christina Oswald. „Es sind wunderbare Räder“, betont Jöckel. „Spätestens seit Stranger Things [eine Netflix-Mystery-Serie mit Jugendlichen in den USA der 80er Jahre als Protagonisten, Anmerkung der Redaktion] sind sie wieder hip. Bei uns waren sie nie out. Zwar nicht das Bequemste, was es auf dem Fahrradmarkt gibt, aber dafür bester Style. Es macht Spaß, mit diesen Bikes durch die City zu cruisen und man fühlt sich sofort wieder back in the Eighties: young, wild and free.“

Es ist doch schön zu wissen, dass es in der Stadt, die den Namen Bonanzarad hervorgebracht hat, noch ein paar Originale zu bewundern gibt.

Hannah Kessler