Hoch die Tassen!
Erfolgreiche RadReiseMesse, jetzt sogar mit Café
Am Rhein ist man weg vom Image des weinseligen Massentourismus, das sei längst Vergangenheit, meint der Mann am Stand der Stadt St. Goar. Kultur gewinnt an Bedeutung, Konzerte für alle, ganz ohne Eintrittspreis, sind ein Beispiel dafür. Aber auch die Erinnerung an den Maler Otto Dix, und, Achtung!, an Karl May, der nicht nur über Indianer, sondern auch über St. Goar geschrieben hat, soll zum gewandelten Image des Mittelrheintourismus beitragen und mehr Radfahrende in die Region locken. Gemeinsam mit dem auf der anderen Flussseite liegenden St. Goarshausen sei man auf einem guten Weg und unterstütze die Loreleystadt, deren Tourismusbüro etwas abseits hoch oben auf dem Felsen liege, bei Auskünften für Rheinreisende. Es sei also kein Zufall, dass die Infostände der beiden Orte Rücken an Rücken ihren Platz in der Messehalle belegen, grinst der Mann aus St. Goar.
Es ist RadReiseMesse in Bornheim, an einem kalten und regendurchtränkten Sonntag. Trotz Wetter, trotz ruhender U-Bahn kommen rund 1.000 Interessierte in den Saalbau, um sich über Radreisen zu informieren. Das Angebot der Ausstellenden reicht von der nahegelegenen Wetterau über Mittelrhein oder Saarland bis ins Elsass und sogar nach Kroatien und nach Afrika. Aber auch die beiden von Bike-Fitting sind wieder da. Sie bieten Hilfe bei der Anpassung von Rad und Radler und versprechen dem Berichterstatter, der seine Schulter- und Nackenprobleme anspricht, Besserung.
Besserung verspricht auch die Dame aus Bad Salzschlirf und empfiehlt einen Besuch in den Jugendstil-Bädern im Vogelsberg. „Durchatmen, heilen, entspannen“ ist hier die Devise, und klein, aber fein scheint es im Städtchen zuzugehen, von dem aus auch Ziele wie Lauterbach und Schlitz leicht zu erreichen sind. Die Quellenkönigin, wie im Vorjahr ebenfalls am Stand, werde man aber nicht mehr zu sehen bekommen, ihre Regierungszeit ist um. Nun sind wir gespannt auf die Nachfolgerin, deren Wahl bevorsteht.
Gleich mit drei Königinnen (oder Prinzessinnen?), trumpft das Fränkische Weinland auf. Der Name ist hier Programm, Probiergläser stehen bereit und locken zu den „Gastlichen Fünf“, wie die Orte rund um Kitzingen am Main beworben werden. Eine weitere Weinkönigin, auch sie aus dem Vorjahr bekannt, wirbt ebenfalls für Franken, nun aber für die Weinberge entlang der Saale.
Wer nicht ans Trinken denkt, sondern ans Essen, lässt sich beim PMV-Verlag aus Rheinhessen inspirieren. Neben einer Vielzahl von Radreiseführern durch die Region (und darüber hinaus) wird ein Kochbuch beworben, das jahreszeitlich passende Gerichte präsentiert (und – wir sind in Rheinhessen – den Wein dazu nicht vergisst). Eine Auszeichnung für das wirklich schön gemachte Produkt habe man erhalten, erklärt die Verlagsleiterin, und so bewirbt man es auch im Umfeld des Radtourismus. Das Radfahren auch hungrig macht, ist keine Neuigkeit.
Eine Neuigkeit aber ist, dass auf der RadReiseMesse nun endlich auch Kaffee Einzug gehalten hat. Unter Christiane Beckorts und Uta Fitzens Leitung haben Aktive des ADFC den Gastronomie-Stand im Foyer übernommen und bieten dort Kaffee, Tee und Gebäck an. Mit einigen Sitzplätzen ist so ein kleines Café entstanden – etwas, das Ausstellende und Besucher:innen bisher vermisst haben. Nach Aussage der Betreiberinnen wurde der Stand bestens angenommen, ein weiterer Betrieb bei der nächsten RadReiseMesse ist geplant.
Die Rhön war da, gleich zwei Mal, als Hessisches Kegelspiel und als Bayerische Rhön. Die Südpfalz lässt uns mit einer Brille virtuell durch die Region radeln, beeindruckt mit dieser Art der Präsentation. Mit „einfach bergisch radeln“ werden Touren auf den Bahnradwegen im Bergischen Land beworben. Die Vertreterin der Region ist mit der Nachfrage zufrieden, sie konnte reichlich Interesse für die steigungsarmen Pisten zwischen Rhein und Wuppertal wecken.
Begleitet wurde die Veranstaltung wie immer von einer Vortragsreihe, in diesem Jahr mit den Themen GPS, Insel-Radwandern in Kroatien, (e)Biken in RheinMain, Flussgenuss – mit Rad und Schiff oder ein Bericht über eine Radtour durch England. Alle Vorträge waren gut besucht, Applaus war den Vortragenden sicher.
Unsere Mitgliederwerber, allen voran Michael Genthner, konnten 20 Radbegeisterte zu einem Beitritt zum ADFC bewegen. Und einen echten Erfolg vermeldeten die Klaunixe: 55 Fahrräder wurden trotz Kälte und Regenschauern codiert. Selbst Dieter Werner als langjährig erfahrener Codierer war von dem Zuspruch überrascht.
Sigrid Hubert, die die RadReiseMesse nun ganze zehn Jahre sehr erfolgreich organisiert hat („Wir machen das alles ja ehrenamtlich, unsere Einnahmen fließen komplett in die Vereinskasse“), gibt die Verantwortung ab. Svea Birte Schuch, im Vorstand des ADFC Frankfurt aktiv, wird zukünftig die Leitung dieser Veranstaltung übernehmen. Sigrid wird ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen.