Editorial

Wer hin und wieder Radfahrende im Stadtverkehr fotografiert, wundert sich womöglich, dass sie selten lächeln. Obwohl das Radfahren doch als eine so entspannte und entspannende Fortbewegungsart gilt – von starken Anstiegen einmal abgesehen. Vielleicht liegt es ja daran, dass Radfahrende in Ermangelung einer sie umgebenden Knautschzone ständig aufmerksam sind, permanent bedacht, nicht in eine gefährliche Situation zu geraten. Dazu gehört es nicht nur, eigene Fehler zu vermeiden, sondern auch auf Fehler anderer, etwa die des motorisierten Verkehrs, schnell und adäquat zu reagieren. Jederzeit. Wer sich in dieser Art konzentriert, lächelt eher selten. Radfahren im Mischverkehr hat in der Regel nichts Unbekümmertes. Leider.
Ganz anders Menschen, die in Autos unterwegs sind: Sie haben eine Knautschzone und ein ganzes Arsenal raffinierter Assistenzsysteme um sich herum. Beides vermittelt den Fahrenden: Sei ganz unbekümmert! Höre Musik, unterhalte dich mit den Mitfahrenden. Lächle! Schau‘ auch ruhig mal aufs Handy. Das bisschen Verkehr ist doch nicht so wild! Es wird schon nichts passieren – und falls doch, bist du gut geschützt. Sei also ganz unbekümmert!
Nur mit der Vorstellung dieser Unbekümmertheit der motorisiert Fahrenden als das „Normale“, wird begreiflich, wieso Radfahrende eigentlich „übersehen“ werden können. Warum motorisierte Unfallverursachende trotz schuldhaften Handelns nicht als Täter und Täterinnen erscheinen. Sie haben es ja nicht „gewollt“. Es ist ihnen quasi zugestoßen. Deshalb sind wir als Radfahrende immer schuld, wie es Ansgar Hegerfeld in seinem erhellenden Text zur Unfallsprache in den Medien (S. 12 – 14) beschreibt.
Von der Unbekümmertheit zur Fahrlässigkeit, auch im juristischen Sinne, ist es ein schmaler Grat. In den Straßenverkehr gehört keines von beiden.
Freitagabend, 7. Februar, Kreuzung Marbachweg/Eckenheimer Landstraße. Der Fahrer eines weißen Audi Q3 fährt bei Grün los, blinkt rechts und zieht über den rotmarkierten Radfahrstreifen auch direkt in diese Richtung. Auf der Radspur befindet sich ein geradeaus fahrender Radfahrer, der sich so zu einer Vollbremsung gezwungen sieht. Weder Kollision noch Sturz lassen sich vermeiden, die Folgen sind aber zum Glück glimpflich. Der Fahrer des Q3 fährt rechts ran. Wie der Radfahrer ist er kreidebleich und sehr erschrocken. Dass er sich mit seiner Beifahrerin unterhalten habe, sagt der Mann. Unbekümmert. Und dass die Stelle gefährlich und unübersichtlich sei.
Seit fünf Jahren steht an dieser Kreuzung ein Ghostbike. Gut, wenn kein weiteres dazu gestellt werden muss, findet