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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Hattersheim

„Nie wieder ist jetzt“

ADFC on Tour gegen das Vergessen

Zum zweiten Mal führte der Hattersheimer ADFC eine Radler-Gruppe in die Vergangenheit des Nationalsozialismus.

Der Besuch in den Adlerwerken im Frankfurter Gallus wird allen in wertvoller Erinnerung bleiben. Zwischen August 1944 und März 1945 befand sich in den Frankfurter Adlerwerken das KZ-Außenlager „Katzbach“. 1.616 Menschen mussten dort unter furchtbaren Bedingungen arbeiten, die meisten überlebten das Kriegsende nicht. Wie andere Firmen beschäftigten auch die Adlerwerke Kriegsgefangene und ausländische Zivilarbeiter im System der Zwangsarbeit.

Im Juli folgte dann die Tour des Hattersheimer ADFC zum ehemaligen KZ Walldorf in Mörfelden-Walldorf. Es handelte sich um ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof im Elsass und war vom 23. August bis 24. November 1944 aktiv. Dieses KZ war Teil der sogenannten Endlösung für ungarische Juden nach der Besetzung des Landes am 19. März 1944 und der nachfolgenden Deportationen. Die Häftlinge, ausschließlich Frauen, leisteten Zwangs­arbeit am Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Main, dem heutigen Flughafen Frank­furt. Die Arbeiten am Flugplatz waren als „kriegsentscheidend“ eingestuft worden.

links: Gedenkstein für das ehemalige KZ-Außenlager
rechts: Im Frankfurter Gallus-Viertel erinnert ein Geschichtsort an das KZ in den Adlerwerken
Birgid Oertel

„Dort inhaftierte ungarische Jüdinnen“, so Cornelia Rühlig, Museumsleiterin der ehemaligen KZ-Außenstelle, „kamen direkt aus dem KZ nach Walldorf und entgingen nur knapp der Selektion“. Die dort internierten 1700 Mädchen und Frauen im Alter von 14 bis 46 Jahren wurden von der Organisation Todt beim Reichssicherheitshauptamt angefordert und mussten Zwangsarbeit auf der Baustelle der Firma Züblin verrichten.

Cornelia Rühlig erzählte die Geschichten dieser Frauen lebhaft. Ihre vielseitige Aufarbeitung dieses Vernichtungslagers, überwiegend mit jungen Leuten, hat die ADFC-Gruppe aus Hattersheim mehr als beeindruckt. Cornelia Rühlig hat recherchiert, gegraben, Familienangehörige aufgespürt und sie nach Mörfelden-Walldorf eingeladen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt bei der nachwachsenden Generation aus den Schulen in und um Mör­felden-Walldorf. Cornelia Rühligs Arbeit ist aktuell ein Beispiel für eine nachhaltige Erinnerungsarbeit zur Stabilisierung der Demokratie und gegen Rassismus.

Cornelia Rühlig hält das Verbrechen der Nationalsozialisten gegen die Menschenrechte mit ihrer Arbeit wach und hat ein Netzwerk aufgebaut, das junge Menschen aus der ganzen Welt stützen. Das KZ-Denkmal feiert an unserem Besuchstag sein 20-jähriges Bestehen. Die Erinnerung bleibt und muss wachgehalten werden. „Nie wieder ist jetzt“.

Der ADFC Hattersheim will mit solchen Touren einen Beitrag zur Erinnerung leisten. Für weitere Planungen von Erinnerungsfahrten verweisen wir auf die Übersicht der vielen KZ-Außenstellen. Birgid Oertel und Volker Igstadt vom ADFC Hattersheim würden es begrüßen, wenn jeder in seiner Region ähnliches aufspürt und Touren in die Vergangenheit begleitet. So könnten wir sehr schnell ein Netzwerk der Erinnerung und gegen Rechts aufbauen. Die entsprechenden Radkarten nach niederländischem Vorbild (siehe Kasten) könnte der ADFC entwickeln.

Auf www.liberationroute.com ­findet sich eine Übersicht aller niederländischen Erinnerungsrouten (Rad- und Wandertouren).

ADFC Hattersheim