Radverkehr und Baustellen – wie geht das nicht?
In Frankfurt aktuell 4-24 wurde der neue „Leitfaden Radverkehr an Baustellen – Frankfurt“ mit einigen Positivbeispielen vorgestellt. Dass bei der Umsetzung der Grundsätze und Empfehlungen des Leitfadens noch reichlich Luft nach oben ist, zeigte eine Baustelle an der Höchster-Farben-Straße im Westen Frankfurts.
Im Juli wollte ich von Kelsterbach kommend über die Höchster-Farben-Straße in Richtung Höchst fahren. Ungefähr 75 Meter nach Passieren des Sindlinger Kreisels machte mir eine Baustellenabsperrung und ein „Durchfahrt verboten“-Schild unmissverständlich klar, dass es für mich hier nicht weitergeht. Wie, warum hört der Fahrradweg einfach hier auf?! Wie komme ich jetzt weiter? Ein Hinweis auf eine Umleitung war nicht zu sehen.
Ich musste also irgendwo etwas übersehen haben, fuhr deshalb zurück Richtung Sindlinger Kreisel und schaute erneut. Ah, das Umleitungsschild steht an der Warteposition für Busse der Linie 54, etwa sechs Meter neben der Radspur. Kein Wunder, dass ich es nicht sofort gesehen habe. Stände dort jetzt ein Bus, wäre das Schild komplett verdeckt und nicht sichtbar. Die nächste Verwunderung löste die Anweisung aus, den Kreisel als Fußgängerin zu queren, um anschließend auf der Sindlinger Bahnstraße weiter zu fahren. Dabei sind im Kreisel Fahrspuren für den Radverkehr vorhanden, auf die man jedoch nur kommt, wenn das Umleitungsschild sinnvoller positioniert wäre.
Auch der weitere Verlauf der Umleitungsstrecke löste bei mir keine Glücksgefühle aus. So wurde ich nicht gleich bei der ersten Gelegenheit, entsprechend der städtischen Radwegweisung, über die Heussleinstraße zurück nach Höchst geführt, sondern erst nach weiteren ca. 400 Metern am Bahnhof Zeilsheim. Ich landete schließlich an der Pfaffenwiese, folgte mangels anderer Beschilderung der städtischen Radwegweisung – und wäre bei einer Weiterfahrt Richtung Höchst auf der Höchster-Farben-Straße gegen den Bordstein geknallt, weil es für Radfahrende weder eine Bordsteinabsenkung noch eine Anrampung gab. Ein paar Wochen später wurde den Radfahrenden hier die Alternative geboten, die Pfaffenwiese als Geisterradler nach links zu verlassen, um anschließend die Höchster-Farben-Straße durch den Fußgängertunnel zu unterqueren.
Über die schlechte und verbesserungswürdige Umsetzung des „Leitfaden Radverkehr an Baustellen“ war ich verärgert. Deshalb fertigte ich eine mehrseitige Dokumentation an und sandte die an die im Leitfaden angegebene E-Mail-Adresse, verbunden mit der Bitte um Nachbesserung. Die Rückmeldung, dass man deswegen bereits im Austausch mit der zuständigen Baufirma sei, kam schnell. Die erhoffte Nachbesserung der Umleitungsstrecke kam jedoch gar nicht. Eine E-Mail, in der ich mich etwa zwei Wochen nach Zusendung der Dokumentation erkundigt habe, blieb leider unbeantwortet.
Unterm Strich waren meine ersten Erfahrungen mit der Umsetzung des „Leitfaden Radverkehr an Baustellen – Frankfurt“ alles andere als positiv. Da ist noch reichlich Luft nach oben und es bleibt die Hoffnung, dass alle Beteiligten dieses Negativbeispiel als Chance zur Verbesserung nutzen.