Landesversammlung 2024
Gute Planung mit einigen Überraschungen
Quick and dirty sagt man ja zu Projekten, die eher mit der heißen Nadel gestrickt wurden. Bei der Landesversammlung des hessischen ADFC am 20. April wäre wohl quick and orderly die bessere Bezeichnung, denn es war nicht nur alles hervorragend vorbereitet und strukturiert, die Delegierten konnten sogar eine Stunde vor Plan in den Feierabend radeln.
Die Sitzungsleitung der Veranstaltung im Saalbau Gutleut teilten sich Susanne Neumann und Alexander Schulz, das Protokoll übernahm Falko Görres (alle vom KV Frankfurt). Los ging es mit einer herzlichen Begrüßung von Helga Hofmann im Namen des Landesverbands. Das geplante Grußwort aus der Bundesebene musste leider entfallen, doch so konnte Xavier Marc gleich mit dem Verkehrspolitischen Leitantrag weiter machen, den er stellvertretend für Ansgar Hegerfeld vorstellte, der leider erkrankt war. „Neue Koalition, neues Glück. Wohl kaum.“ begann Xavier und führte fort, dass 89 Prozent der Landesstraßen in Hessen keinen Radweg haben. Obwohl wir in einem der reichsten Bundesländer leben, sind wir eines der Schlusslichter beim Thema Radverkehr. Die Vision Zero ist zwar im Koalitionsvertrag verankert, aus Sicht des ADFC gibt es aber zu wenige konkrete Maßnahmen dafür. Nach dem Vortrag wurde das Podium für Redebeiträge geöffnet und der Antrag anschließend mit einem Zusatz – der Aufforderung an die Landesregierung, sich im Bundesrat für eine deutliche Steigerung der Bundesmittel für den Ausbau des Umweltverbundes einzusetzen – angenommen.
Nächster Programmpunkt war der Tätigkeitsbericht, den Landesgeschäftsführer Sofrony Riedmann vorstellte. Er berichtete, dass der Landesverband im letzten Jahr das 20.000. Mitglied verzeichnen konnte. Weitere Highlights waren neben dem stetigen Austausch mit Politik und anderen Vereinen das Projekt Wahl-o-Rad zur Hessischen Landtagswahl, der Start des Familiennetzwerks sowie die Gründung des neuen Kreisverbands Waldeck-Frankenberg. Für das Jahr 2025 plant der Landesverband wieder verstärkt Kontrollfahrten für die Radwegbeschilderungen im ganzen Bundesland. Hierfür rief Sofrony bereits jetzt zur tatkräftigen Unterstützung auf.
rechts: Echt nur mit dem ADFC-Logo: Alfred Linder überraschte die Frankfurter Delegierten mit seinen berühmten „Springerle“.
Hannah Kessler
Unabhängig von der guten Organisation bietet ja jede Landesversammlung Raum für Überraschungen und Unvorhergesehenes. So entwickelte sich dieses Mal das Thema „Spenden für den Bundes- und Landesverband“ zum heißen Eisen, das sowohl in den Redebeiträgen der Delegierten als auch in den drei Pausen lebhaft diskutiert und mit Rechenbeispielen illustriert wurde. Aktuell ist es so, dass Spenden, die von hessischen Mitgliedern regelmäßig zusätzlich zu ihrem Mitgliedsbeitrag an den Bundesverband gezahlt werden, zu 40 Prozent an den Landesverband weitergegeben werden. Ein Antrag, der vorschlägt, dass von diesen 40 Prozent wiederum 40 Prozent an den jeweiligen Kreisverband weitergegeben werden, wurde mit großer Mehrheit angenommen.
Bekenntnis zur Demokratie
Wesentlich weniger verwirrend war der zweite eingereichte Antrag, der sich mit der Haltung des Vereins zu den Themen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Grund- und Menschenrechte beschäftigt. Silke Westermeier stelle ihn vor und führte aus, dass diese Werte im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs immer öfter infrage gestellt werden und sich der Landesverband offen zu ihnen bekennen möchte. Sowohl am Rednerpult als auch in der Abstimmung fand der Antrag expliziten Zuspruch.
Wie bei jeder Landesversammlung durfte auch die Wahl der Delegierten für die Bundeshauptversammlung nicht fehlen. Der KV Frankfurt schickt in diesem Jahr mit Michael Genthner, Simone Markl, Susanne Neumann drei Mitglieder nach Nürnberg. Wir sind gespannt, was sie uns von dort berichten.