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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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Hat seinen Traumberuf gefunden – Lovis Mika ist begeisterter Fahrrad-Mechatroniker bei Böttgen
Dagmar Berges

Azubiglück

Bei unseren Besuchen von Fördermitgliedern des ADFC Frankfurt wurde immer wieder der Fachkräftemangel im Fahrradhandwerk thematisiert. Davon betroffen ist auch die Ausbildung zum Zweiradmonteur oder ­-mechatroniker. ­Deshalb kommt hier ein junger Geselle zu Wort. Lovis Mika hat im Dezember 2023 seine Lehre abgeschlossen und berichtet über seine Fahrrad-Leidenschaft und seinen Ausbildungsweg.

Groß geworden bin ich in Berlin, Abi und dann Freiwilligendienst mit Geflücheten in Amsterdam“, erinnert sich Lovis Mika. Nach Frankfurt kam er zum Lehramtsstudium, nach zwei Jahren aber stand für ihn fest, dass er damit nicht glücklich wird. Ganz zufällig entdeckte er seine große Leidenschaft. Schon immer war er begeisterter Radler, und als ein Freund aus der Fahrradbranche ihm an einem Nachmittag zeigte, wie mit einem Multitool und ein paar Handgriffen Probleme am Fahrrad zu beheben sind, wurde ihm klar: „Ok, das ist es, das will ich machen“. Er brach das Studium ab, sagte es seinen Eltern aber erst, als er den Ausbildungsvertrag einer Fahrradwerkstatt in der Tasche hatte. Doch ohne die Unterstützung der Eltern wäre es schwierig geworden. „Das damalige Gehalt, dürftige 500 Euro netto im ersten Lehrjahr, ist mittlerweile zum Glück angehoben worden!“ Ausbildungsbei­hilfe gibt es leider nicht für jeden. Die Lehre beginnt mit vollem Programm, von Anfang an wird direkt am Kunden-Fahrrad gearbeitet, werden die Grundlagen zügig vermittelt. Ob Bio-Bike, Lastenrad oder E-Bike – ein angehender Zweiradmechatroniker muss alles reparieren können. Manchmal fehle die Zeit, um Themen zu vertiefen, aber über­betriebliche Lehrunterweisungen, z. B. am Campus berufliche Bildung der Handwerkskammer Frankfurt, federn ab, was Firma und Berufsschule nicht abdecken können. Azubis haben eine Fünf­tagewoche und sind ein bis zwei Tage in der Berufsschule. „Auch wenn Mathe für viele schwie­rig ist, sollte es niemanden abschrecken. Man braucht es zwar für die Abschlussprüfung, aber als Geselle wird eher weniger gerechnet“, meint Lovis Mika. Über das Handwerkliche hinaus lernt man den Umgang mit der Kundschaft. In kleinen Läden sind Azubis auch im Verkauf tätig, ansonsten werden Kunden und Kundinnen bei der Reparatur-Annahme beraten. Frauen sind in der Ausbildung stark unterrepräsentiert, in der Regel sind nur ein bis zwei Frauen in einer Berufsschulklasse. Das wichtigste sei Spaß und großes Interesse am Fahrradhandwerk, das Geschlecht sollte keine Rolle bei der Berufswahl spielen, findet Lovis Mika.

Als Abiturient hat er bereits nach 2,5 Ausbildungsjahren, seit Dezember 2023, seinen Gesellenbrief in der Tasche. Kurz danach wechselte er zu Fahrrad Böttgen. „Nun verdiene ich super gut. Aber da gibt es eine große Spanne, manche in der Branche bekommen teils 20 Cent über Mindestlohn, mit einer guten Ausbildung viel zu wenig.“ Böttgen ist ein großer Betrieb mit acht Werkstattplätzen, die Auftragslage ist bestens. „Wir können uns vor Aufträgen kaum retten, aber schön zu sehen, dass immer mehr Leute Fahrrad fahren und auch bei uns reparieren lassen.“ Lovis Mika rät davon ab, selbst zu reparieren, wenn es um sicherheitsrelevante Teile wie z.B. Bremsen geht. „Lieber einen Profi machen lassen.“ Das Arbeiten an E-Bikes macht laut Lovis Mika großen Spaß, ist aber auch immer wieder herausfordernd. „Da sind Sachen konstruiert, die sind für den Fahrer klasse, aber für den Schrauber schwierig.“

Eine gut funktionierende Werkstatt sei eine gute Reputation für den Laden, motivierte Mitarbeiter eine Investition in die Zukunft, meint Lovis Mika. Die Ausbildungsgehälter müssen angehoben werden, damit der Beruf des Zweiradmechatronikers attraktiver wird. Denn das Fahrrad, das sinnvollste Verkehrsmittel überhaupt, wird weiter boomen.

Dagmar Berges