Auf die Räder, fertig, los!
Die Römerstadtschule bietet mobilitätsfördernde Maßnahmen außerhalb des Schulbetriebes und unterstützt damit auch die Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler
Wer am 16. März die Römerstadtschule besuchte, war überrascht über den Trubel, der dort herrschte. Zum zweiten Mal fand der Fahrradtag mit Werkstatt und jeder Menge Spaß radelnder Schülerinnen und Schüler auf dem Schulhof-Parcours statt.
Eine gemeinsame Idee des Schulelternbeirats und der stellvertretenden Schulleiterin trägt Früchte und ist bei den Schülern und Schülerinnen beliebt. In Vorbereitung auf die bevorstehende schulische Mobilitätsbildung mit abschließendem „Fahrradführerschein“ wurden auch in diesem Jahr die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen.
„Wir wollen die Fahrräder aus dem Winterschlaf holen und fit für die bevorstehende Fahrradsaison machen“, so Anja Klimt (Elternbeiratsvorsitzende). „Die Fahrräder unserer Schülerinnen und Schüler sollen überprüft und notwendige Kleinreparaturen durchgeführt werden.“
Freiwillige Helfer und Mitglieder des ADFC Frankfurt haben an diesem Samstag alle Fahrräder der anwesenden Schülerinnen und Schüler auf Verkehrssicherheit begutachtet und im Bedarfsfall nachgerüstet.
Unterschiedliche Varianten von Fahrrädern – nagelneu, Retro oder antik – wurden an den acht Werkstatt-Tischen im Foyer der Schule vorgefahren. Vom kurzen Check-Up bis Austausch der Bremsklötze, Einstellung von Schaltung und Bremsen – für alles gab es eine Lösung. Wenn sich die Fahrradbeleuchtung nicht mehr reparieren ließ, wurden die aufladbaren Leuchten-Sets der Firma Sigma Sport montiert, die durch die Initiative BiciBus-Deutschland überreicht wurden.
Aber nicht nur die technischen Checks waren Bestandteil des Fahrradtages. Die frisch instandgesetzten Fahrräder konnten anschließend auf dem Parcours eingefahren werden. Tipps gab es hierzu auch von Klaus Markl, Gründer von BiciBus-Deutschland und ehemaliger Radsportler: „Wir müssen die Kinder auch richtig auf das Fahrrad setzen, damit sie es besser im Griff und somit mehr Spaß am Radfahren haben.“ So entging Klaus Markl kein Teilnehmer, dessen Sitzhöhe nicht gleichzeitig überprüft und korrigiert wurde.
Es zeigten sich aber auch klar die motorischen Defizite im Umgang mit dem Fahrrad. Immer weniger Schülerinnen und Schüler können gut genug oder überhaupt Fahrrad fahren. Einer der Hauptgründe ist laut Verkehrswacht der zunehmende Bewegungsmangel. „Verändertes Freizeitverhalten sowie mediale Dauerberieselung der Kinder tragen dazu bei, dass die Bewegung im Alltag viel zu kurz kommt. Wir möchten mehr Kinder für das Radfahren begeistern und ermutigen, den Weg zur Schule mit dem Fahrrad zurückzulegen. Eine sichere Option ist der BiciBus“, so Simone Markl, Gründerin von BiciBus Deutschland und Referentin des ADFC Hessen für Kinder- und Schulwegsicherheit. Das bestätigt auch die stellvertretende Schulleiterin Klara May: „Unsere Schule unterstützt das frühe Radfahren, da sich dieses unter langfristiger Betrachtung unfallpräventiv auswirkt.“
Aber die mangelnde Bewegung ist es nicht allein. Es fehlen Freiflächen im Wohnumfeld der Kinder und Jugendlichen, um Radfahren sicher und ausreichend praktizieren zu können. Das ging früher auf der Straße, jedoch mit wesentlich weniger Kfz-Verkehr. Heutzutage ist die Alltagsbewegung dort jedoch viel gefährlicher. Daher müssen Alternativen gefunden werden. Die flächendeckende Öffnung aller Schulhöfe in Frankfurt am Wochenende und auch in den Ferien wäre hierzu ein erster Schritt. Diese würde die Bewegungsförderung der Kinder und Jugendlichen unterstützen und gleichzeitig helfen, die Mobilitätswende nachhaltig voranzutreiben.
Eine weitere Wunschvorstellung folgt dem Vorbild Australiens. Dort wird kein Spielplatz ohne Pumptrack angelegt! Dies ist eine Wellenbahn für Roller und Fahrräder, die aufgrund ihres Spaß-Faktors Kinder und Jugendliche geradezu magisch anzieht und einlädt, Radfahrtechnik autodidaktisch spielerisch zu üben. Die Umsetzung solcher Maßnahmen ist daher in Frankfurt dringend und umfangreich vonnöten.
Nur über diesen Weg können wir nachhaltig zur Fahrradstadt werden, in der vor allem auch den Kindern und Jugendlichen eine Lobby durch frühzeitige Einbeziehung in die Planungen der Stadt gegeben werden sollte.