E-Bike-Ladestation in Bad Vilbel
Nur bedingt nutzbar, dafür schwer zu finden
In Bad Vilbel gibt es derzeit nach unseren Recherchen vier städtische Ladestationen für E-Bikes und Pedelecs: in der Kernstadt an der Alten Mühle, am Kartenbüro gegenüber dem Eingang zur Burg sowie am Freibad und in Gronau in der Backhausstraße neben der Metzgerei Wenzel.
Wofür sind Ladestationen gut – in Bad Vilbel ebenso wie andernorts? Selbstredend damit all diejenigen, die ein Fahrrad mit Elektromotor fahren, unterwegs den Akku nachladen können, der den Strom für den Betrieb des Motors liefert. Dass der Akku sich im Fall längerer Fahrten schneller erschöpft als erwartet, soll vorkommen. Im Fall des Falles betroffen sind sicherlich in erster Linie Radelnde, die längere Strecken zurücklegen, aus umliegenden Orten kommen und Bad Vilbel durchqueren – und gegebenenfalls in unserer Stadt auch Station machen wollen. Vor allem sie dürften dankbar sein, wenn sie ihren Akku an Ort und Stelle neu aufladen können.
Indes: Das Auffälligste an den Ladestationen in Bad Vilbel ist, dass sie nicht auffallen. Auch dieser Befund ist relevant vor allem, wenn man an diejenigen denkt, die sich in Bad Vilbel weniger gut auskennen – und daher auch nicht wissen, wohin sie fahren müssen, um eine Ladestation zu finden.
Nun sollte man meinen, dass zumindest an dem Radweg durch Bad Vilbel, der die Nidda entlang führt, Hinweisschilder aufgestellt wären, die auf die Existenz und den jeweiligen Standort der Ladestationen hinweisen. Leider Fehlanzeige. Auch der suchende Blick in die Website der Stadt – Pfad „Mobilität“ „Radverkehr“ – offenbart keinen Hinweis auf die Stationen.
Auch die Ladestationen selbst werfen Fragen auf: Warum hat die Stadt kein einheitliches System verwendet? In der Gesamtschau muten die Stationen eher an wie eine zusammengewürfelte Kombi. Dazu das Beispiel der unterschiedlichen, an den Ladestationen selbst nicht erklärten Schließsysteme:
- In Gronau, Backhausstraße, stecken an den Türen der Boxen Schlüssel, die sich gegen ein Münzpfand zum Verschließen der Boxen nutzen lassen. Doch wenn jemand „aus Spaß“ eine Tür abschließt und den Schlüssel entwendet, steht die Box bis zu einem Austausch des Schlosses für ihren eigentlichen Zweck nicht mehr zur Verfügung.
- An der Alten Mühle sind drei dezente graue Boxen außer Sichtweite der Fahrradwege aufgestellt – deren Bestimmung sich allerdings erst bei näherem Hinsehen erschließt. Eine der Boxen war während unserer Besichtigungen der Anlage offen, die anderen schienen dauerhaft verschlossen. Es war nicht erkennbar, wo die Schlüssel für die Benutzung der Ladeboxen erhältlich sind. Unter Bedingungen wie diesen ist diese Ladestation unbrauchbar.
- Demgegenüber erscheint es auf den ersten Blick als praktisch, dass man für die Boxen am Freibad erst gar keinen Schlüssel benötigt. Stattdessen gibt man eine vierstellige individuelle PIN ein, bevor man das Fach verriegelt. Doch auch hier besteht das Problem, dass es keine Sicherung gegen ein mutwilliges dauerhaftes Verschließen der Boxen gibt.
- Im direkten Umfeld der Burg neben dem Kartenbüro für die Burgfestspiele sind Boxen installiert, die ebenfalls in dezentem Grau gehalten und von den Radwegen aus nicht erkennbar sind; auch aus der Sicht Ortskundiger sind sie eher versteckt. Die Türen waren zum Zeitpunkt unserer Besichtigung der Anlage abgeschlossen. Zugleich fehlten Schlüssel an den Türen, doch es fand sich kein Hinweis zur Abholstelle. Erst auf Nachfrage im Kartenbüro ergab sich, dass die Schlüssel ebendort zu dessen Öffnungszeiten erhältlich sind. Somit ist die Nutzung für Wochenend-Radelnde praktisch ausgeschlossen (es sei denn, der Ladevorgang wäre samstags vor 13 Uhr bereits abgeschlossen). Überdies war die Station im Sommer nicht zugänglich, da sie zu dieser Zeit durch vor der Station gelagertes Material für die Burgfestspiele versperrt war. Zur Ladestation an der Alten Mühle konnten die Mitarbeiterinnen im Kartenbüro keine Angaben treffen, ebenso wenig wie die Beschäftigten im Bürgerbüro.
Alle Ladestationen eignen sich nur für herausnehmbare Akkus bis zu bestimmten Abmessungen. Insofern sind sie nur eingeschränkt nutzbar, denn in immer mehr Elektrofahrrädern ist der Akku fest verbaut – oder die herausnehmbare Variante mittlerweile größer.
Dass dieses Problem besser gelöst werden kann, zeigen zum Beispiel Ladestationen am Marktplatz in Windecken. Hier sind die Fächer und Anschlüsse in Fahrradabstellbügel integriert, und man kann dort sein Rad auch mit eingebautem Akku laden und mit dem eigenen Fahrradschloss sichern.
Wir begrüßen jeden Ansatz, der dazu dient, den Radverkehr zu fördern und sicherer zu machen; halbherzige Maßnahmen allerdings, die die Steuerzahlenden Geld kosten, ohne dass erkennbar ein Nutzen erzielt wird, stehen bestenfalls für Symbolpolitik. Bleibt die Frage: Wozu Ladestationen in Bad Vilbel, wenn sie wohl eher nur spärlich genutzt werden können, da die hierzu erforderlichen Informationen fehlen, da sie veraltet oder erst gar nicht zugänglich sind?
Inge Schweiger, Matthias Marcks