„Das Raumschiff ist gelandet“
Eurobike in Frankfurt
Vor zweieinhalb Jahren fand die Eurobike das erste Mal in Frankfurt statt. Seitdem wächst sie beständig, weshalb der Veranstalter fairnamic nun ein Pop-Up Büro im Massif Central eröffnete. „Es ist einfach ideal zum Netzwerken hier“, erzählt Martina Rumschick. „Man weiß nie, wer sich in der Mittagspause zu einem an den Tisch setzt: Leute aus der Stadtpolitik, der Fahrradbranche oder von anderen Initiativen.“ Sie arbeitet seit zwei Jahren als Projektmanagerin bei fairnamic und hat maßgeblich mitgeholfen, die Messe in Frankfurt zu etablieren. Dass sie sich im Massif Central pudelwohl fühlt, sieht man sofort.
Aber wie kam es überhaupt, dass die Messe von Friedrichshafen, wo sie 30 Jahre lang stattfand, nach Frankfurt umzog? Geschäftsführer Stefan Reisinger erklärt: „Wir sind am alten Standort einfach irgendwann an unsere Grenzen gekommen. Die Messe Frankfurt bietet eine ganz andere Infrastruktur, was zum Beispiel Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Hotels angeht.“ Der Umzug selbst sei ein großer Kraftakt gewesen. Die Abläufe zwischen Veranstalter und Messe mussten sich erst komplett neu einpendeln. Gerade die Bespielung des Außengeländes, stellte die Messe vor Herausforderungen. Ist dieser Platz bei anderen Messen für die Logistik eingeplant, so sind hier während der Eurobike Festival Days mehr als 150 Stände sowie zahlreiche Eventflächen aufgebaut. Es ist auch das Areal für insgesamt 40.000. Aber spätestens bei der zweiten Ausgabe im Jahr 2023 hatte man sich auf einander eingestellt. „Wir haben gesehen, dass es funktioniert und sowohl die Messe Frankfurt, als auch wir bei fairnamic sind an dem Prozess gewachsen. Das Raumschiff ist jetzt gelandet“, so Stefan Reisinger.
Aber dort macht die Weiterentwicklung der Eurobike noch lange nicht halt. Vor allem die Attraktivität für Endverbraucher:innen soll noch gesteigert werden, daher dürfen wir uns in diesem Jahr beispielsweise auf einen größeren Parcours im Außenbereich freuen. Neben den etablierten Themen Mobilität, Sport und Fitness sehen die Veranstalter im Bereich Leichtelektromobilität großes Potenzial. Gemeint sind damit Gefährte, die sich im Spektrum oberhalb des einfachen E-Bikes, aber unterhalb des E-Autos bewegen. Diese Fahrzeuge können im Idealfall für viele zum Autoersatz werden. Und auch die äußert erfolgreiche Eurobike City Parade soll wiederholt werden. Das Event fand letztes Jahr zum ersten Mal statt und mobilisierte 1.500 Radlerinnen und Radler, die aufmerksamkeitsstark unter Musikbegleitung auf einer 15 Kilometer langen Strecke durch die Frankfurter Innenstadt fuhren (s. „Frankfurt aktuell“ 4/23). Maßgeblich daran beteiligt war auch der ADFC Frankfurt. Stefan Reiniger betont:
„Die Unterstützung lokaler Akteure ist hierbei unabdingbar.“
Die engere Zusammenarbeit mit der Fahrrad-Community im Rhein-Main-Gebiet war auch der Grund für die Eröffnung des Pop-Up Büros im Massif Central. „Es ist eine echte Win-Win-Situation. Es gibt so viele Synergien, die wir nutzen können“, sagt Martina Rumschick. Neben den eingangs erwähnten unterschiedlichen Besucher:innen finden hier auch immer wieder Veranstaltungen rund ums Rad statt. Beispielsweise eine Konferenz der Radbranche, organisiert von einem Fachmedium oder eine Veranstaltung zum Thema E-Sports. Wobei man bei Letzterem vielleicht nicht direkt ans Rad denkt. Aber wir erfahren, dass das Strampeln auf der heimischen Rolle längst nicht mehr in völliger Abgeschiedenheit passiert. Viele Sportlerinnen und Sportler – ob auf Hobbyniveau oder professionell – vernetzen sich digital und fahren gemeinsam virtuelle Touren, die durchaus an echte Strecken angelehnt sein können. Hiermit möchte sich die Eurobike eine jüngere Zielgruppe erschließen. Ein Thema, das uns im Verein ja auch nicht unbekannt ist.
Zunächst ist das Büro auf eine Dauer von einem halben Jahr angemietet, nach der Messe im Sommer wird dann neu entschieden. Bis jetzt sieht es aber gut aus und im März erhält Martina Rumschick Unterstützung von einer neuen Kollegin, denn bis zur nächsten Eurobike wollen noch viele Ideen umgesetzt werden. Wie sie eigentlich auf das Massif Central gekommen sind, wollen wir zum Abschluss wissen. Kannten Martina und Stefan Florian Jöckel vorher schon? „Naja, wer in Frankfurt kennt ihn nicht?“, lachen sie.