Ausgeblinkt?
Dieser Tage wurde ich durch eine Zeitungsmeldung aufgeschreckt, der zufolge in Zukunft die Hersteller von Pkws ihre Fahrzeug-Logos beleuchten dürfen. Die entsprechende ECE-Zulassungsvorschrift wurde angepasst. Es gibt einige strenge Randbedingungen, aber immerhin – ich bin gespannt, wie sich das künftig im Straßenbild so machen wird.
Aber vielleicht erst einmal zurück zu den Anfängen meiner Lichtempfindlichkeit als Radfahrer. Es ist schon lange her, wahrscheinlich kann man schon in Jahrzehnten rechnen, dass es in Deutschland üblich wurde, Autos mit gelben seitlichen Begrenzungsleuchten auszustatten. Diese waren teilweise vorne in den Blinker integriert und sahen dann aus wie dauerleuchtende Blinker. Ich glaube, vor allem Volvo und BMW waren davon betroffen. Was mich daran stört? Bei flüchtigem Blick sieht ein gelbes Licht zunächst einmal wie ein Blinker aus, der in meine Richtung weist. Also Gefahr im Verzug? Ob das Licht ein Dauerlicht ist oder tatsächlich blinkt, erschließt sich erst bei genauerer Beobachtung. Im Falle der gelben Begrenzungsleuchten also ständig: „Fehlalarm“.
Es muss Jahre später gewesen sein, als ich mich wunderte, warum neuerdings so viele Menschen zu jeder Tageszeit mit eingeschalteten Nebelscheinwerfern herumfahren und dass dann auch immer einer davon kaputt zu sein scheint. Irgendwann habe ich gelernt, dass es sich um das adaptive Kurvenlicht handelt, welches durch den jeweils im Kurveninneren aktiven Nebelscheinwerfer simuliert wird – meistens elegant gedimmt. (Früher gab es bei vornehmen französischen Automobilen Scheinwerfer, die mithilfe der Lenkung mechanisch verschwenkt wurden und wirklich um die Kurve herum leuchten. Später dann auch elektromotorisch bewegliche Scheinwerfer – und heutzutage gibt es LED-Matrix-Scheinwerfer, die wie ein Projektor jede Ecke separat beleuchten können.) Diese technologische Übergangslösung hat mich vor allem in Kreisverkehren immer wieder irritiert: Einfahren in den Kreisverkehr – Nebelscheinwerfer rechts an. Fahren im Kreisverkehr – Nebelscheinwerfer links an. Ausfahren – Nebelscheinwerfer rechts. Die reinste Blinkerorgie. Durch das gedimmte Ein- und Ausschalten driftet das Spektrum auch schon leicht ins Gelbe, was es nicht leichter macht, es von einem echten Blinker zu unterscheiden. Wieder bin ich (nicht nur als Radfahrer) irritiert: Was will der Mensch nun eigentlich?
Wieder Jahre später, also eigentlich genau heutzutage, begegne ich einer schon stroboskopartigen Frontbeleuchtung der Pkw: Die Kombination aus LED-Tagfahrlicht und LED-Blinker, bei der das Tagfahrlicht ausgeschaltet wird in dem Moment, in dem der Blinker eingeschaltet wird, und umgekehrt. LED-Blinker sind an und für sich schon sehr gut wahrnehmbar, weil sie im Gegensatz zu Glühlampen in weniger als einer Mikrosekunde ein- und ausgeschaltet werden können. Das soll wohl noch dadurch unterstützt werden, dass die weiße Beleuchtung auf der entsprechenden Seite ausgeschaltet wird. Meinetwegen. Immerhin handelt es sich ja dabei um einen echten Fahrtrichtungswunsch und keinen vermeintlichen wie in den oben geschilderten Fällen.
Was der Lauflicht-Blinker soll, der seinen gelben Strahl wie ein Manneken Pis zur Fahrzeugaußenseite richtet, ist mir allerdings bis heute nicht klar. Und leider wurde dabei auch versäumt, die Fahrrichtungsanzeige von der Warnblinkfunktion optisch zu unterscheiden. Vermutlich handelt es sich um ein Design-Element wie das beleuchtete Fahrzeug-Logo, das ich zu Anfang erwähnt habe. Wir werden sehen, ob sich dadurch neue, unerwartete Nebenwirkungen ergeben.