Gefahrenstelle
„Freilaufende Rechtsabbieger“
Wie ein gefährliches Relikt aus den 60er Jahren verschwinden soll
Auch wenn der Name eher in der Fachwelt bekannt ist: bei Radfahrenden sind die Ampelkreuzungen bekannt und gefürchtet, bei denen Autofahrende ganz legal an der extra aufgestellten Ampel vorbei und möglichst ungebremst rechts abbiegen dürfen und sollen. Diese Idee aus der Zeit der autogerechten Stadt sollte den Autoverkehr beschleunigen, die unzähligen Verletzten und Getöteten wurden dieser Beschleunigung dabei untergeordnet. Bei Neuplanungen sollen sie daher nicht ohne Grund inzwischen nicht mehr zum Einsatz kommen, der Altbestand ist aber noch groß und nach wie vor gefährlich. Wer bei hohem Tempo aus dem Auto oder Lkw heraus nach links guckt und eine Lücke im Verkehr sucht, wird nicht gleichzeitig auf den Rad- oder Fußverkehr achten, der ebenfalls die Straße überqueren möchte. Die großzügigen Kurvenradien verleiten zusätzlich zu hohen Geschwindigkeiten.
Anfang August war es dann auch in Frankfurt leider wieder einmal so weit: an einem der freilaufenden Rechtsabbieger an der Kreuzung Eschersheimer Landstraße/Miquelallee bzw. Adickesallee wurde ein Radfahrer von einem rechts abbiegenden Lkw-Fahrer überfahren und schwer verletzt. Laut Polizeibericht hatten aufmerksame Passanten den Lkw-Fahrer kurz hinter der Kreuzung gestoppt, weil dieser selbst bis dahin von dem Unfall durch das große und schwere Fahrzeug nichts mitbekommen hatte. Der genaue Unfallhergang ist bisher noch nicht geklärt, ein Gutachter wurde eingeschaltet.
Als hätte man es geahnt, hatten die vier Frankfurter Koalitionsparteien gerade einen Tag vor diesem Unfall einen gemeinsamen Antrag zu dem Thema veröffentlicht. Damit soll endlich eine systematische Erfassung und Untersuchung sowie ein Rückbau dieser gefährlichen Relikte durch die Stadtverwaltung erfolgen. Dieses Vorgehen begrüßen wir ausdrücklich, weil hierdurch mittelfristig viele Unfälle vermieden werden können. Um die Verantwortlichen zu unterstützen, haben wir als ADFC kurzerhand eine Karte der betroffenen Kreuzungen erstellt und einige weitere Abbiegemöglichkeiten ergänzt, die sich durch ihre großen Kurvenradien und/oder eine sehr hohe Verkehrsbelastung bzw. schlechte Sicht für Maßnahmen anbieten.In Köln bereits Rückbau „freilaufender Rechtsabbieger“.
Die Stadt Köln kann hier als positives Beispiel dienen, dort hat man bereits 2017 diesen Rückbau politisch beschlossen und inzwischen erste Kreuzungen fertiggestellt. Auch dort war der ADFC aktiv an der Priorisierung und Erarbeitung der möglichen Maßnahmen beteiligt, die dort als „Maßnahmenbaukasten“ gesammelt und nun relativ einfach auf weitere Kreuzungen angewendet werden können. Für manche Kreuzungen brauchte es lediglich eine andere Ampelschaltung und paar Poller, bei anderen sind größere Umbaumaßnahmen notwendig. Auch wenn Frankfurt deutlich weniger als die über 300 dort betroffenen Kreuzungen hat, wird es ohne eine gute Priorisierung nicht funktionieren. Auch hierbei unterstützen wir natürlich gerne.