BikePoint:
Ausbildungsperspektive Fahrradmonteur:in
Volker Rapp hat das alles ins Leben gerufen“, freut sich Simone Stanke. Mit ihm fing alles an, die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen war das große Thema des Sozialpädagogen. Das Ziel: Unterstützung von sozial benachteiligten jungen Menschen im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und eines Jobeinstiegsprojekts. So wurde im ersten Schritt 1999 der BikePoint am Waldstadion eröffnet, ein bewachter Parkplatz für die Fahrräder der Fans. Nun seit 24 Jahren eine Erfolgsgeschichte, denn auch heutzutage werden Räder beaufsichtigt, während es bei der Eintracht wie immer um alles geht. Der Clou: Kommt man zeitig vor Anpfiff, kann man einen Fahrradcheck buchen, ggf. wird repariert oder auch gründlich geputzt. Eine Erweiterung des Areals wäre wünschenswert, doch bisher haben die Gespräche mit den Verantwortlichen nicht gefruchtet.
Aber BikePoint bietet inzwischen viel mehr für junge Menschen, die direkt nach dem Schulabschluss noch keinen Ausbildungsplatz haben. In Kooperation mit dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt ist eine Möglichkeit geschaffen worden, die Menschen zwischen 15 und 26 Jahren eine Ausbildung zum:r Fahrradmonteur:in ermöglicht. Mittlerweile stehen insgesamt sechs Ausbildungsplätze für Azubis mit speziellem Förderbedarf zur Verfügung. Das ist nicht immer einfach, denn es gibt einen großen Unterstützungsbedarf.
„Unsere Klientel ist heutzutage schwieriger, der zusätzliche Betreuungsbedarf höher“
„Bevor die Jugendlichen bei uns anfangen, müssen sich die Anwärter:innen erst beweisen“. Ein Praktikum oder eine Arbeitserprobung ist Bedingung. „Unsere Klientel ist heutzutage teilweise schwieriger, der zusätzliche Betreuungsbedarf höher als früher“, meint Sozialpädagogin Simone Stanke, die BikePoint seit 2010 sozialpädagogisch unterstützt. Die Herausforderungen sind auch für den Ausbilder Uwe Manger gestiegen. „Früher war eher tendenziell der Schulabbruch der Grund dafür, bei uns anzufangen. Lose Jungs, aber mental gut aufgestellt, auch oftmals begeisterte Radfahrer oder Schrauber. Das ist heutzutage nicht mehr so.“ Bei vielen Bewerber:innen fehlen die Grundlagen, obwohl ein Schulabschluss vorliegt. „Grundmathe muss schon gekonnt werden. Aber häufig sind da keine Einmaleinskenntnisse vorhanden, da wird dann das Ergebnis geraten, ganz schwierig. Umrechnen in Millimeter, da kommt irgendeine Zahl raus, das kann eigentlich nicht sein, aber das bleibt dann stehen“, so Uwe Manger. Darum sind Vorstellungsgespräche und ein Praktikum so wichtig, um die jungen Leute gut einschätzen zu können. Viele haben psychische Auffälligkeiten, eine berufspsychologische Untersuchung, erstellt durch die Bundesagentur für Arbeit, sei deshalb Voraussetzung für eine mögliche Einstellung als Auszubildende oder Auszubildender. Im Prinzip haben sie im Anschluss an die Lehre gute Chancen, auf dem Arbeitsmarkt unterzukommen, denn sie werden gesucht. „Aber es fehlt oft an vielen Kompetenzen, wie z. B. Verlässlichkeit, Pünktlichkeit etc. Viele Gespräche, auch mit der Familie, müssen wir führen, damit es vorangeht“, bemerkt Simone Stanke. Die Frauenquote war immer recht hoch, zurzeit gibt es jedoch keine Auszubildende. „Letztes Jahr hatten wir aber eine junge Frau, die war ganz, ganz toll, Einserschülerin, brauchte aufgrund eines besonderen Förderbedarfs eine integrative Ausbildung“, so Manger. Inzwischen hat sie gewechselt und macht bei einem großen Fahrradhändler ihre Ausbildung weiter, und zwar zur Zweiradmechatronikerin. „Mit reduzierter Arbeitszeit, der neue Arbeitgeber trägt das mit“, freut sich Simone Stanke.
Ein weiteres Standbein von BikePoint ist der Verkauf von gebrauchten und fachgerecht überholten Fahrrädern. Die alten Räder stammen aus unterschiedlichen Quellen, aber alle „werden von der Polizei auf ihre Vergangenheit hin geprüft“, erläutert Uwe Manger. „Unser Lager könnten wir noch und nöcher füllen“ lacht Simone Stanke, aber jetzt schon platzt es aus allen Nähten. „Bei uns bekommen die Fahrräder ein neues Leben, werkstattgeprüft können sie im Anschluss bei uns gekauft werden“, so Uwe Manger. Bei 200 Euro geht es los, aber für besondere Räder sind auch Preise bis 600 Euro möglich. „Rarität wird natürlich teurer angeboten. Außerdem beraten wir intensiv, dazu ein Jahr Garantie inklusive für alle Räder. Und nachhaltig ist ein gebrauchtes Fahrrad auch noch“, betont Uwe Manger.
Weil die Betreuung der Auszubildenden viel Zeit in Anspruch nimmt, fehlt an anderer Stelle die Manpower. Fahrrad-Workshops für z. B. Schulen oder Dienstleistungsangebote wie Gesundheits- und Mobilitätstage für Firmen können deshalb nur noch selten durchgeführt werden.
„Die Ausbildung der jungen Menschen steht bei uns an erster Stelle. Und die am Ende gut sind, die sich draußen beweisen, die kommen auch unter“ so Simone Stanke. Und in der Welt da draußen gibt es weiterhin einen steigenden und hohen Bedarf an Fahrradmonteur:innen und Zweiradmechatroniker:innen. Denn das Fahrrad stirbt garantiert nicht aus.
Der ADFC freut sich über den Erfolg von BikePoint und über die langjährige Fördermitgliedschaft. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich!
Der IB Südwest gGmbH ist ein Dienstleister für Bildung und soziale Dienste und Träger von BikePoint im Stadtteil Griesheim. Zusammen mit dem Jugendclub und dem Jugendbüro ist BikePoint eine wichtige Anlaufstelle für junge Menschen vor Ort.
BikePoint ist Fördermitglied des ADFC