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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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„Losfahren immer mit Turbo!“

Ein Fahrsicherheitstraining für Lastenräder auf dem Campus der Frankfurt UAS

„Lastenräder bieten gegenüber dem Auto zahlreiche Vorteile. Aber sie unterscheiden sich im Fahrverhalten deutlich vom altbekannten Drahtesel. Damit ihr Potenzial ohne zusätzliche Unfallgefahr genutzt werden kann, empfiehlt sich für Umsteigewillige ein praktisches Training.“

So wirbt die Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) für einen Workshop, den sie am ersten Samstag im Mai gemeinsam mit dem VDI-Bezirksverein anbietet, kostenfrei auf dem Hochschulcampus am Nibelungenplatz. Fahrsicherheitstraining – das klingt nach Motorrad, nach Fahrschule, nach ADAC-Übungsplatz, nach motorisiertem Verkehr. Doch zu Letzterem gehören jetzt auch Fahrräder, vor allem die elektrisch unterstützten Lastenräder, die in Frankfurt inzwischen weite Verbreitung erfahren haben. Als „Familienkutsche“, mit der die Kinder durch die Stadt gefahren werden, oder als Transportlösung für den Großeinkauf am Wochenende (siehe dazu auch Frankfurt aktuell 4/22). Und sie passen gut in das Konzept der Hochschule. Ingenieure, meint Professor Holger Marschner vom Labor für Fahrzeugtechnik, seien schon immer darauf bedacht gewesen, mit Rücksicht auf den Resourcenverbrauch zu konstruieren. Da biete sich das Fahrrad, ob als einfaches Pedelec oder als Cargo-Bike, geradezu an.

Gedacht ist der Workshop für Menschen, die bereits ein Lastenrad besitzen, aber noch unsicher in der Handhabung sind oder sich etwa den Transport der Kinder nicht zutrauen. Gekommen sind zu dieser Erstveranstaltung dann aber vor allem Interessierte, die bisher ohne Lastenrad durchs Leben fahren und die Gelegenheit zu einer Testfahrt nutzen wollen. Die Hochschule hat Transporter unterschiedlicher Größen und Konstruktionen bereitgestellt, mit denen Übungsrunden auf dem Campus gedreht werden können.

Doch vorab wird im Hörsaal 8 Theorie vermittelt. Ein Fahrsicherheitstrainer spricht über Grundsätzliches zur Technik des E-Bikes, zum Fahrverhalten, zur Ladungssicherung. Mit 75 kg Eigengewicht unterscheidet sich da mancher Transporter vom gewohnten Radeln auf dem 15-kg-Trekkingrad. Nicht zuletzt der lange Radstand macht das Lenken gewöhnungsbedürftig, zumal, wenn wegen eines Kastenaufbaus noch nicht einmal das Vorderrad vom Sattel aus zu sehen ist.

Draußen dann, auf dem Hof, folgt die praktische Umsetzung des Gelernten. Und es zeigt sich schnell, dass auch die größten Fahrzeuge überraschend einfach zu steuern sind. Wenn sie denn einmal ins Rollen gekommen sind. Deshalb der Rat des Trainers: „Losfahren immer mit Turbo!“. Also aufsitzen, beide Füße auf den Boden stellen, beide Hände an die Bremsgriffe. Dann im Display am Lenker Unterstützungsstufe „Turbo“ einstellen, Bremsen lösen und treten. Und schon nimmt das schwere Gefährt Fahrt auf, kommt sofort ins Rollen, lässt sich sicher über den Campus steuern. Verblüffend einfach, stellt der Autor fest, der von seinem uralten Transportrad anderes gewöhnt ist. Selbst das Anfahren an Steigungen gelingt ohne gefährliches Schlingern, entgegen skeptischen Zweifeln der Testpersonen. Und weil die Gruppe recht klein ist, können die Teilnehmenden alle Räder untereinander tauschen und so mit jedem Fahrzeugmodell den Slalom-Parcours absolvieren oder die Bremsproben, unter Aufsicht des Trainers, meistern.

In weiteren Themen des samstäglichen Workshops geht es um den „Toten Winkel“ im Rückspiegel eines Lkw, um den Einsatz von Feuerlöschern und um Ersthilfe bei Unfällen. Zum Schluss folgt noch eine kurze Stadtfahrt auf den Radverkehrsanlagen rund um die Hochschule, an der der Autor nicht mehr teilnehmen kann.

Alles in allem bietet die Frankfurt UAS eine hochinteressante Veranstaltung, die laut Holger Marschner bald wiederholt werden soll. Die Teilnahme ist empfehlenswert.

Eine persönliche Anmerkung des Autors sei erlaubt: Angesprochen werden sollten eigentlich Noch-nicht-Lastenradfahrende, die sich hier frei von jeglichem Kaufdruck im geschützten Campus-Rahmen mit dem Thema auseinandersetzen könnten. Ob es dann unbedingt sechs vollgepackte Stunden sein müssen, sei dahingestellt. Eine etwas kürzere Veranstaltung würde vielleicht die Zahl der Interessenten noch erhöhen.

Peter Sauer

Anfragen zum Lastenrad-Workshop der Frankfurt UAS beantwortet Prof. Holger Marschner:

marschner@fb2-uas.de