Fahrrad- und Gesundheits-Check!
Gesundheitsförderung bei der MBV
Im letzen Jahr hat die Firma MBV mit dem Roberts-Team von RTO beim Stadtradeln einen der ersten Plätze errungen. MBV ist ein IT-Sicherheitsunternehmen und Entwickler von digitaler Infrastruktur, die dazugehörige Firma RTO eine Medienagentur. Beide Firmen sind auch Ausbildungsbetriebe, u.a. deshalb liegt das Durchschnittsalter der rund 250 Mitarbeitenden bei 33 Jahren. Von allen Angestellten haben sage und schreibe 80 % am Stadtradeln 2022 teilgenommen, ein echter Rekord. Das macht neugierig: Wie schafft es ein Unternehmen, so viele Männer und Frauen zum Radeln zu motivieren und drei Wochen lang Kilometer zu zählen?
Ein Besuch vor Ort in der Hanauer Landstraße sorgt für Aufklärung. Empfangen von Laurent Runkel und Marko Grabarevic zeigt sich schnell: Diese Firma bietet ihren Mitarbeitenden nicht nur einen sicheren und interessanten Arbeitsplatz, sondern auch ein außergewöhnliches Gesundheitsmanagement. Denn einige festangestellte Fachkräfte sind ausschließlich zuständig für die betriebliche Gesundheitsförderung, organisiert „unter dem Dach der Gesundheitsabteilung“. Hier werden umfangreiche Angebote für alle Mitarbeitende kreiert, von Fitness über Wellness bis zum Gesundheitscheck ist alles dabei. Auch können sich die Angestellten, knapp die Hälfte sind Frauen, in der Kantine mit diversen gesunden Snacks stärken, die täglich zur Verfügung stehen.
Marko Grabarevic ist als Corporate Health Manager zusammen mit seinem Kollegen Laurent Runkel für die Konzeptentwicklung zuständig, immer unter der Fragestellung: „Wie kriegen wir es hin, dass so viel Mitarbeitende wie möglich die Gesundheitsangebote nutzen?“
In den letzten zwei Jahren ist das Gesundheitsmanagement intensiv ausgebaut worden, „das gehört inzwischen zum Unternehmensgeist dazu“ so Laurent Runkel. Und das geht natürlich nicht ohne die Geschäftsführung. Chef Robert Meyer, „ein echter Sportfreak“, investiert besonders viel in diesen für alle wichtigen Bereich. Denn die Gesundheit der Mitarbeitenden ist ein hohes Gut. „Nicht ohne Grund haben wir den Corporate Health Award letztes Jahr gewonnen!“ freut sich Grabarevic. Gesundheitsförderung schwebt sozusagen über allem. Ein neuer großer Fitnessraum wird gerade gestaltet und für alle nutzbar gemacht. „In den Pausen, nach der Arbeit und am Wochenende stehen allen Mitarbeitenden die Fitnessgeräte zur Verfügung“. Durch das niedrigschwellige Angebot wird es auch weniger sportlichen Naturen erleichtert, in Bewegung zu kommen.
Ganz spannend und sicher ein Leuchtturmprojekt – und ebenfalls beispielhaft wie das gesamte Gesundheitsmanagement – ist der große Bereich rund ums Fahrradfahren. Auch dieses Thema wird ganzheitlich und unkompliziert seit etwa vier Jahren angepackt: „Das Alltagsradeln hat Potential für Strukturveränderung im Lebensstil. Deshalb ist uns eine systematische Herangehensweise sehr wichtig“, meint Grabarevic. Vor diesem Hintergrund gibt es viele unkonventionelle Angebote für alle Mitarbeitenden. Fahrradabstellplätze und ein Fahrradleihpool sind für alle zugänglich, Fahrräder werden, wenn es passt, für Mitarbeiter:innen angeschafft: „Da bin ich selbst ein gutes Beispiel. Zweimal wurde mir das Fahrrad geklaut, danach hatte ich keine Lust mehr. Robert bot daraufhin an, mir ein Job-Rad zur Verfügung zu stellen. Ja, und seitdem besitze ich wieder ein Fahrrad – und fahre damit zur Arbeit“, freut sich Grabarevic.
Auch der Fahrradpark mit einem Pool von mehr als 30 Rädern steht allen zur Verfügung, jede und jeder kann sich Fahrräder ausleihen und in Absprache auch längerfristig behalten – und bei Interesse ein Job-Rad erhalten. In den letzten Jahren haben sich darüberhinaus durch die fahrradaffine Infrastruktur viele Mitarbeiter:innen entschieden, sich ein eigenes Bike anzuschaffen. Laurent Runkel erwähnt, dass das Alltagsradeln stark zugenommen habe. „Man sieht es an den Fahrradstellplätzen, wir mussten sie bereits zum zweiten Mal erweitern. Der Erfolg ist also deutlich sichtbar“. Selbst Pendler und Pendlerinnen aus Maintal, dem Taunus und dem Spessart nutzen ihre Fahrräder immer häufiger. „Einige radeln täglich 20 oder gar 50 Kilometer zur Arbeit, teilweise natürlich mit E-Bikes“. Nur 27 Mitarbeiter:innen besitzen überhaupt kein Fahrrad. Auch das eine kleine Erfolgsgeschichte.
Ab Mai steht erneut das Stadtradeln auf dem Plan. Dieses Mal werden nicht nur die Mitarbeitenden, sondern gleich auch ihre Familienangehörigen motiviert, mitzumachen. Bisher haben sich schon 130 Menschen im Roberts-Team angemeldet. „Unser Ziel sind 400 Mitradelnde, realistisch sind 300!“ so Runkel. Ein Vergleich sei hier erlaubt: Wir als Frankfurter ADFC müssten, bei unserer Mitgliederzahl, weit über 3000 Aktive für das Stadtradeln rekrutieren! Wieviele Kilometer kämen dann zusammen!
Auf jeden Fall scheint ein Sieg für MBV wahrscheinlich, in welcher Kategorie auch immer. Dazu kann jede:r Mitarbeitende bei Teilnahme eine Mitgliedschaft beim ADFC kostenfrei für das erste Jahr erwerben, vom Arbeitgeber finanziert. Das freut uns vom ADFC natürlich sehr! Außerdem gehört MBV zu unseren Fördermitgliedern und ist darüberhinaus als „Fahrradfreundlicher Arbeitgeber“ vom ADFC Hessen zertifiziert worden. Mehr geht eigentlich kaum für eine:n Arbeitgeber:in.
Wenn da nicht noch die Fahrradwerkstatt wäre! Die erreicht man, nachdem der tosende Verkehr der Hanauer Landstraße überwunden ist, in einer Nebenstraße ein paar Minuten entfernt. In einer riesigen Halle empfängt uns André Fehl, der Meister der Werkstatt, die hoch professionell mit allem Wichtigen ausgestattet ist. Hier können Fahrräder von Mitarbeitenden abgegeben werden. „Wenn es möglich ist, schaffen wir es, das am Morgen gebrachte Fahrrad noch am selben Tag zu reparieren“, meint André Fehl. Dann kann nach der Arbeit noch am selben Tag wieder nach Hause geradelt werden kann. Unkomplizierter geht es nicht. Zusammen mit einem weiteren Kollegen ist Fehl verantwortlich für Reparaturen, Beschaffung der Ersatzteile, Bestellung von Fahrrädern etc. „Es ist immer was los und eine Menge zu tun“, sagt er. Manchmal muss aber auch er passen: „Es kommt vor, dass ein ziemliches Schrottrad gebracht wird, da geht dann nichts mehr und wir raten zu einer Neuanschaffung“. Gerade wird die Überdachung für einen neuen Fahrradstellplatz zusammengebaut. Auch das gehört zur Arbeit der beiden. Einige neue Fahrräder für den Fahrradpool und für die Nutzung beim Stadtradeln warten darauf, ausgepackt und zusammengeschraubt zu werden. „Sind das alle?“ fragt Marko Grabarevic. Nein, eine weitere Lieferung wird noch erwartet! Unglaublich.
Dieses Jahr wird darüberhinaus die Teilnahme am bike+business Award Hessen anvisiert. MBV setzt weiterhin darauf, den Mitarbeitenden mit Wertschätzung zu begegnen, auch eben durch viele Angebote in der Gesundheitsförderung und die umfangreichen Möglichkeiten, das Thema Fahrrad in den Mittelpunkt des Alltags zu rücken. Das lohnt sich, wie wir wissen, in jeder Hinsicht.
Dagmar Berges/Peter Sauer