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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main   

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

Artikel dieser Ausgabe
Dient heute noch der Familie zu Hohenlohe-Langenburg als Wohnsitz: Schloss Langenburg
alle Fotos: Paul Tiedemann

Rund um Jagst und Kocher.
Viel Landschaft und viel Kultur.

Eine Rundtour von Frankfurt ins fränkisch geprägte Baden-Württemberg

1. Tag
Ermutigt von Sigrid Hubert, die mich auch mit einer schönen Übersichtskarte ausgerüstet hat, starte ich an einem warmen Morgen im späten Juli 2022 zu einer Radtour rund um Jagst und Kocher. Los geht es von Frankfurt entlang des Mains über Aschaffenburg und Miltenberg nach Freudenberg am Main, das ich (wegen kleinerer Abstecher durch den Park Schönbusch und die Altstadt von Obernburg) nach 103 km erreiche.

2. Tag
Von Freudenberg geht es in steilen Serpentinen hinauf in den Odenwald. Ich folge dem „sportiven“ Taubertal-Radweg, der weder im Tal noch an der Tauber entlangführt, sondern über Külsheim, Königheim, Boxberg, Assamstadt durch die bergige Landschaft Tauber-Frankens. Typisch für diese ebenso liebliche wie hügelige Landschaft sind die überall anzutreffenden Bildstöcke. Den wohl schönsten dieser Kleinode volkstümlicher Frömmigkeit finde ich in Külsheim. Hinter Assamstadt trifft man auf den Württemberger Weinradweg, der von Bad Mergentheim kommend parallel zur Bundesstraße B 19 abwärts nach Süden führt. Hier geht es also ab nach Süden. In Dörzbach erreiche ich das Tal der Jagst. Wenige Kilometer flussaufwärts in Ailringen kann ich nach 95 ziemlich anstrengenden Kilometern endlich mein Haupt in einem sehr schönen Hotel zur Ruhe betten.

3. Tag
Heute geht es nach Crailsheim. Das sind nur 56 km. Da bleibt Zeit und Kraft für ein paar Abstecher. In Unterregenbach werfe ich einen Blick in eine Krypta aus karolingischer Zeit, über der sich einst eine große Basilika erhoben haben muss. Sie wurde erst 1880 entdeckt, als man direkt darüber ein neues Pfarrhaus gebaut hat. Nach heftigem Anstieg geht es dann nach Langenburg, das durch ein sehr schönes Renaissanceschloss dominiert wird, das heute noch der Familie zu Hohenlohe-Langenburg als Wohnsitz dient, aber dennoch in Teilen besichtigt werden kann. Weiter an der Jagst entlang kommt man nach wiederum heftigem Anstieg an der Ruine Leofels vorbei und dann über Kirchberg nach Crailsheim. In einem netten italienischen Lokal nahe dem Rathaus lese ich im Internet die Geschichte der Schlacht um Crailsheim wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, bei der die Stadt völlig zerstört worden ist, ohne dass dies noch irgendeinen strategischen Sinn gehabt hätte.

4. Tag
Heute sind nur 50 km zu fahren. Es geht erst sanft und später dann auch etwas heftiger bergauf. In Ellwangen ist das Alamannenmuseum leider geschlossen. Der Besuch der Basilika St. Vitus und der evangelischen Stadtkirche entschädigen dafür. In Schwabsberg führt ein kurzer Abstecher zum Limestor. Dabei handelt es sich um die Reste eines prächtigen Triumphbogens, der zu Ehren des römischen Kaisers Caracalla errichtet worden ist und zugleich als Tor durch den Limes diente. Die Ruinen sind durch eine gläserne Umbauung geschützt, in der es an diesem heißen Tag noch ein bisschen wärmer ist. Am Bucher Stausee kürze ich ab, spare mir den steilen Weg über Lauchheim und die Kapfenburg und fahre stattdessen direkt an den Kocher und nach Aalen.

Miniaturbild zum Vergrößern anklicken:

 

5. Tag
Nun geht es den Kocher abwärts durch eine liebliche Landschaft bis nach Schwäbisch Hall (70 km). Rast mache ich in Gaildorf mit seinem schönen Schloss. Es ist Montag und in Schwäbisch Hall sind deshalb nicht nur alle der reichlich vorhandenen Sehenswürdigkeiten geschlossen, sondern auch die meisten Restaurants. Warum müssen alle Gastwirte nur immer gleichzeitig ihren Ruhetag haben?

6. Tag
Es geht weiter abwärts und daher ziemlich flott den Kocher entlang bis zur Mündung in den Neckar. Hinter Geislingen fahre ich unter der Kochertalbrücke hindurch, bei der es sich mit ihren 1128 m Länge und 185 m Höhe um Europas größte Stahlbetonbrücke handeln soll. Die Stelzen in der Nähe des Radwegs sind mit Bauzäunen gesichert, weil man mit Betonteilen von oben rechnen muss. In Forchtenberg bediene ich mich eines von der Stadtverwaltung ausgegebenen Faltblattes und folge zu Fuß dem Hans-und-Sophie-Scholl-Pfad, der zu Orten führt, die für die Geschwister Scholl wichtig waren, die hier ihre Kindheit und Jugend verbrachten. In Bad Friedrichshall fließt der Kocher in den Neckar. Ich fahre über den Fluss nach Bad Wimpfen, das ich nach 90 km erreiche.

7. Tag
Den heutigen Tag verbringe ich in Bad Wimpfen und besichtige eingehend die steinernen Zeugen einer ruhmreichen Vergangenheit, als Wimpfen eine kaiserliche Pfalz war.

9. Tag
Über das Kloster Schöntal (Götzens Grab) und Krautheim (Götz-Gedenkstein) geht es nach Dörzbach, wo sich der Kreis schließt. Von hier führt der Württemberger Weinradweg über die Höhe und nach einem Besuch bei Mathias Grünewalds Stuppacher Madonna hinunter ins Taubertal, das ich in Bad Mergentheim erreiche. Die Tauber abwärts erreiche ich nach 63 km Tauberbischofsheim.

10. Tag
Weiter die Tauber abwärts geht’s zum Kloster Bronnbach und von dort weiter nach Wertheim, wo die Tauber in den Main mündet. Nun den Main abwärts nach Miltenberg, wo ich im Gasthaus Zum Riesen, dem angeblich ältesten Hotel Deutschlands (erbaut 1590), übernachte (68 km).

11. Tag
Nun geht’s zurück den Main abwärts über Aschaffenburg und Seligenstadt nach Frankfurt. (89 km)


Paul Tiedemann