Familie Stingl fährt Rad – nicht nur in Hofheim
Der ADFC freut sich über sein 1.000stes Mitglied im Main-Taunus-Kreis
Was, nur tausend ADFC-Mitglieder im MTK? Das müssten doch viel mehr sein!“ Da sitzt man am Küchentisch von Jochen, Nina, Ole und Lola Stingl und fühlt sich sofort unter Seinesgleichen. Mit Lola, Grundschulkind, kann man sich prima übers Corcen austauschen („Da musst Du immer eine Armbinde anziehen, oder?“). Ole hat an seinem Rad-Schulweg zu den Brühlwiesen einiges auszusetzen – Stichwort Rheingaustraße. Und Jochen und Nina kommen gerade von Frankfurt zurück, wo sie schnell was erledigen mussten, natürlich mit dem Rad.
Das Rad als Alltagsverkehrsmittel, wenn man an einer der steilsten Stellen Hofheims wohnt?
Die Stingls sind 2020 so richtig aufs Rad gekommen. Zuerst wurde ein Pedelec-Lastenrad fürs Unternehmen angeschafft: Bäume fällen, Hecken schneiden oder auch Rasenmähen mit dem Lastenrad? Bei Baumpflege Stingl ist das kein Problem, wie das Beweisfoto zeigt. Egal ob in Wiesbaden oder Dietzenbach, Jochens Anfahrten erledigt er gerne per pedale. Bei jedem Wetter. In der Zwischenzeit ist auch Dienst-Lastenrad Nummer zwei im Einsatz.
Jedes Pedelec lohnt sich – für die Umwelt und das eigene Portemonnaie
Zwei Lastenräder? Was für ein Luxus! Die Stingls haben Führerschein und Auto, aber das hält sie nicht davon ab auszurechnen, dass sich jedes Fahrrad relativ schnell bezahlt macht. Innerhalb von zwei Jahren sind die Lastenräder nun 20.000 Kilometer gefahren und die Kfz entsprechend stehen geblieben. Meist handelt es sich bei der einzelnen Fahrt nur um eine Kurzstrecke, aber die summieren sich, wie das Stadtradeln gerade zeigt. „130 km in einer Woche“ – Nina ist begeistert.
Das Stadtradeln in Hofheim bringt das Potential des Fahrrads ans Licht
Weit weniger begeistert sind die beiden Lastenrad-Fans von der Rad-Infrastruktur in Hofheim:
- der fehlende Ausbau der Elisabethenstraße in Richtung Wallau ist super ärgerlich
- die Radschutzstreifen auf der Rheingaustraße sind gefährlich
- dass es keine fahrbare Radverbindung von Hofheim Mitte nach Hofheim Nord gibt, ist total unverständlich.
Überhaupt, sagt Jochen, sei ihm in Dreieich ein Licht aufgegangen: Wie dort sollte auch Hofheim die Stadtmitte über Fahrradstraßen mit allen Stadtteilen verbinden!
Das Gute an Fahrradstraßen wäre aus seiner Sicht, dass sie schnell eingerichtet sind (rote Farbe plus Fahrradpiktogramme plus Vorfahrtregelung und Überprüfung des Parkraums) und Hofheim als Kommune alleine zuständig ist. Im Hofheimer Völkerviertel könnten so zum Beispiel mit einer Ost-West- und einer Nord-Südachse Fahrradkorridore geschaffen werden, in denen er sich als Radfahrer viel sicherer fühlt als auf der B519. Die Anbindung der geplanten Brücke über die Bahngleise und des Neubaugebiets in Marxheim könnte gleich mit einfließen. Radstraßen parallel zu den Hauptstraßen, das würden bestimmt auch viele Kfz-Lenker begrüßen. Wenn bei der Gelegenheit dann noch die Einbahnstraßen in Hofheim geöffnet würden, dann könnte die Hofheimer Stadtpolitik in kurzer Zeit zeigen:
Ja, wir wollen den Radverkehr in Hofheim!
Abschlussfrage am Küchentisch: „Was könnten wir als ADFC anders machen? Gibt es von Euch als Neumitglieder Wünsche an uns?“ Für Nina ist ganz klar, dass wir als ADFC noch viel zu unbekannt sind und daran etwas ändern sollten. Jochen führt den Gedanken fort: „Ihr braucht viel mehr Mitglieder; bringt mal ein paar Flyer vorbei“. Ole und Lolas Erwartungshaltung ist klar: „Wir sehen uns bei der nächsten Samstags-Radtour in Hofheim!“
Gabriele Wittendorfer