Beginn einer Vision: Der neugestaltete Radweg in Bad Soden
Gabriele Wittendorfer
Neuer Fuß- und Radweg "von Lidl zu Aldi" in
Bad Soden
Was lange währt, ist jetzt vollbracht: Die Stadt Bad Soden hat einen 530 Meter* langen, asphaltierten und beleuchteten Fuß- und Radweg entlang des Bahndamms gebaut. Das Vorhaben hat in der Umsetzung über vier Jahre gedauert. Rechnet man die Aktivitäten davor noch dazu, waren es gute zehn Jahre. Die Baukosten hierfür belaufen sich auf 1.169.000 Euro*, von denen rund 74.000 Euro* vom Land Hessen im Rahmen des Förderprogramms Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz und weitere 419.000 Euro* im Rahmen des Förderprogramms Nahmobilität getragen werden. Rund 78.000 Euro* steuert der Main-Taunus-Kreis aus dem Kreisinvestitionsfonds bei.
Weder Kosten noch Mühe wurden gescheut
Mindestens genauso wichtig wie die neuen 530 Meter sind für den Radverkehr die Gestaltung der Wegeverbindungen davor und danach bzw. das Radwegekonzept der Stadt, in das diese wertvollen 530 Meter logischerweise eingebettet werden sollten. In Bad Soden gibt es sowohl im Stadtentwicklungskonzept (mit Unterstützung von as+p im Jahr 2013 erstellt) als auch im aktuellen Mobilitätskonzept (mit Unterstützung von PTV Group erstellt) sehr viele gute Ideen zum Radverkehr. Was hier kommt, ist nichts anderes. Nur aus dem Sattel gedacht.
Heute 530 Meter, morgen die ganze Stadt
... Ich fahre heute in einem Jahr, aus Frankfurt kommend, immer am Bahndamm entlang aus Sulzbach hinein nach Bad Soden, wo mich schon das große auf die Straße gemalte Fahrradstraßen-Symbol begrüßt. Heute fahre ich hier nicht ins Musikerviertel, sondern geradeaus. Wo sich der Radweg gabelt, biege ich zur Königsteiner Straße ab. Über den butterweich abgesenkten Bordstein (bis hierhin ist das alles schon Realität) fädele ich mich über einen Mini-Kreisel in die Gartenstraße ein, wo mich wieder ein Fahrradstraßen-Symbol in die Brunnenstraße führt, vorbei an der Hasselgrundhalle, zu der nun immer mehr Besucher:innen mit dem Rad kommen. Auch die Kreuzung Alleestraße / Gartenstraße / Brunnenstraße ist mit einem Minikreisel gestaltet, in den ich mich genauso einfädeln kann wie Verkehrsteilnehmer:innen auf vier Rädern. Die Brunnenstraße ist eine verkehrsberuhigte Zone, wie überhaupt der komplette Stadtkern zwischen Königsteiner Straße und Alleestraße. Um den Radverkehr zu kanalisieren, wurde die Verbindung von der Kelkheimer Straße zum Bahnhof (Martin-Luther-Weg, Wiesenweg) als Fahrradstraße ausgewiesen. Die nutze ich, und wiederum über einen Minikreisel komme ich legal in die Bahnhofsstraße und stelle dort mein Rad kurz ab. Danach fahre ich über den als Platz und nicht als Straße gestalteten Bahnhof auf direktem Weg hinter der Messer-Zentrale in die Salinenstraße, wo mich gleich wieder das Fahrradstraßen-Symbol anlacht. Bis zur Mendelssohn-Bartholdy-Schule werde ich durchgängig auf Fahrradstraßen geführt (Am Eichwald ist eine davon). Immer dasselbe Fahrradsymbol auf der Straße, immer dieselbe Ausweisung von Lückenparkplätzen für die Anwohner:innen wie in der Gartenstraße, damit man bei Gegenverkehr immer gut ausweichen kann. Der einzige Unterschied: Hier ist jetzt richtig was los in Sachen Radverkehr, denn es ist 16 Uhr und die Schule ist gerade aus...
Durchgängigkeit, Einheitlichkeit und Komfort – so macht Radfahren Spaß
Was diese Vision besonders macht: sie ist günstiger, schneller umsetzbar und minimalinvasiver als die bisherigen 530 Meter. Durch die Umsetzung dieser Vision hätte sich jeder Euro für die 530 Meter gelohnt. Wie wir alle wissen, ist es die Inspiration, die den Unterschied macht zwischen 530 Metern und einer radfreundlichen Kommune. Bis auf die Minikreisel und den Bahnhofsvorplatz (Projekte, welche die Stadt unabhängig vom Radverkehr auf der Agenda hat) braucht es kaum bauliche Maßnahmen. Und das Beste: Hessen Mobil ist kaum tangiert. Fehlt also nur noch die entsprechende Ambition der Kommunalpolitik.
* Alle diese Informationen sind aus dem städtischen Newsletter "Bad Soden am Taunus aktuell" vom 24.9.2021
Gabriele Wittendorfer