links:
Wiedereröffnung des Fuß- und Radstegs an der Niederräder Brücke mit Stadtrat Klaus Oesterling und ASE-Projektleiter Markus Wittmann. Das Oberflächenmaterial bietet gute Abrollqualität
und ausreichend Grip bei Nässe.
rechts:
Denkmalgeschützte Schwedlerbrücke über den Güterbahnhof zwischen Ostpark und Hanauer Landstraße. Seit gut 10 Jahren gesperrt, ambitionierte Pläne zum Wiederaufbau gibt es, es geschieht nichts.
Bertram Giebeler
Lasst den Radverkehr durch!
Mit Sperren und Blockaden wird Frankfurt nicht zur
Fahrradstadt
Flüsse, Bahnlinien und Schnellstraßen sind im urbanen Raum die größten Barrieren für den nichtmotorisierten Verkehr. Es sollte daher so viele Durchlässe durch diese Barrieren wie möglich geben. Wenn es zu Fuß und per Rad direkt ohne Umweg durch die Stadt geht, bleibt das Auto öfter stehen – das sollte das verkehrspolitische Ziel sein. Der Erhalt aller bestehenden Brücken und Unterführungen ist damit Pflicht für eine Stadt, die Fuß- und Radverkehr fördern und sich sogar Fahrradstadt nennen will.
Leider sind wir in Frankfurt oft mit dem Gegenteil konfrontiert, wobei die Verantwortung nicht nur bei der Stadt, sondern auch bei anderen Beteiligten liegt, etwa Bahn oder Hessen Mobil. Man muss nüchtern sehen, dass Bahn und Fernstraßenbetreiber kein originäres Interesse an der Durchlässigkeit ihrer Trassen für Fuß- und Radverkehr haben. Unterhalt und Verkehrssicherung von Brücken und Unterführungen kosten Geld, bringen aber nicht Kundschaft auf die Trasse. Die Stadt muss schon selbst darauf achten, dass die Interessen von Fuß- und Radverkehr gewahrt bleiben. Durchlässigkeit gehört ins Pflichtenheft!
Es ist gut, dass das Straßenbauamt ASE eine eigene Abteilung für Brücken- und Ingenieurbau unterhält, aber was noch fehlt, ist die grundsätzliche politische Direktive, die das Abschaffen einer Brücke oder einer Unterführung für den Fuß- und Radverkehr grundsätzlich ausschließt. Sperrungen von bis zu sechs Monaten erfordern eine gut beschilderte Umleitung. Dauert es länger, bedarf es eines provisorischen Ersatzbauwerks.
Zugegeben, es tut sich in letzter Zeit einiges in diesem Bereich. Nach jahrzehntelanger Diskussion dürfte 2023 der Durchstich der Frankenallee unter der Bahnstrecke ("Homburger Damm") realisiert werden und damit die Radverbindung nach Höchst über den Denisweg Gestalt annehmen. Erst kürzlich wurde der Fuß- und Radsteg an der Niederräder Brücke nach langer sanierungsbedingter Sperrung wieder freigegeben.
An der Südseite der Main-Neckar-Brücke wird nahe der Uni-Klinik bereits eine Rampe gebaut, die den Fuß- und Radsteg erschließt. Förderauflage ist, auch auf der Nordseite, im Bereich des Heizkraftwerks West, eine Rampe zur Gutleutstraße zu erstellen. Es besteht außerdem Grund zur Hoffnung, dass in unmittelbarer Nähe die Unterführung unter der Bahnbrücke am Druckwasserwerk in Richtung Sommerhoffpark freigegeben wird. Dadurch könnte die nordmainische Radroute erheblich an Qualität gewinnen.
links:
Bei Nässe gefährlich: Schieberinne aus Edelstahl, hier an der Treppe der Staustufe Offenbach am Brückenkopf Franziusstraße. Diese Konstruktionen sollten rückgebaut werden.
rechts:
Treppen zu Rampen am Fuß- und Radüberweg über die Friedberger Landstraße am BGU-Krankenhaus. Ganz vorn ist das rutschhemmende Material verbaut.
Bertram Giebeler
Im letzten Jahr wurde die Lahmeyerbrücke zwischen Riederwald und Fechenheim neu gebaut (siehe auch FFA 2021_3). Leider ist der genauso wichtige ebenerdige Weg und Durchlass unter der Brücke zwischen dem Forst Riederwald und der Orber Straße, Teil eines möglichen Radschnellwegs Hanau-Frankfurt, wegen einer Leitungsbaumaßnahme schon seit langem und viel länger als angekündigt gesperrt.
Positiv fallen die Maßnahmen zur Umgestaltung der Treppen-Rampen an Fuß- und Radbrücken an der Friedberger Landstraße, etwa am BGU-Unfallkrankenhaus auf. Dort werden Treppenstufen abgefangen und durch rampenartige Schrägen ersetzt, so dass Radfahrer:innen, aber auch Personen mit Kinderwagen oder Rollatoren die Steigung wenigstens schiebend bewältigen können. Dabei kommt ein Oberflächenmaterial aus Epoxidharz mit grobkörniger Besandung zum Einsatz, auf dem auch bei Nässe die Rutschgefahr weitgehend gebannt ist. Dieses Material sollte an allen Schieberampen eingesetzt werden. Am "provisorischen" Treppenturm vom Mainufer-Radweg zum Steg Main-Neckar-Brücke bewährt es sich.
Am Flughafen steht der Bau einer Fuß- und Radverkehrsbrücke über die Kapitän-Lehmann-Straße vor dem Terminal 2 an. Sie erspart fünf Ampelphasen, die derzeit nötig sind, um auf den Fuß- und Radweg zum Terminal 1 zu kommen.
Kommen wir aber nun zur dauerhaften Verschlechterungen der Durchlässigkeit für den Fuß- und Radverkehr: Die Schwedlerbrücke im Ostend ist seit zehn Jahren gesperrt und demontiert, der Wiederaufbau steht in den Sternen.
Die Cassellabrücke in Fechenheim soll verschwinden. Dabei könnte sie eine wichtige Verbindungsfunktion (Offenbach-Fechenheim-Enkheim) erfüllen, wenn sie nicht abgebaut, sondern über die nordmainische Bahnlinie hinüber nach Fechenheim-Nord verlängert würde.
Die Bahnunterführung Dreihäusergasse in Eschersheim, Teil einer wichtigen Radroute, ist für lange Zeit, zwei weitere zwischen Ginnheim und Heddernheim sind für immer zugeschüttet worden.
Zwischen Harheim und Berkersheim müssen Räder bald über Treppen geschleppt werden, an der S-Bahn-Station Berkersheim soll es keine Rampe geben. Sollen Pedelec- oder Lastenrad-Fahrer:innen also wieder aufs Auto umsteigen?
Die Autobahnunterführung A5 /A648 am Niddaufer-Radweg ist noch niedriger geworden als vorher schon und jetzt eine echte Gefahr.
Der berüchtigte "Rattentunnel" unter der A66 bei Sossenheim bleibt wohl auf ewig in seinem undiskutablen Zustand.
Der geplante und beschlossene Fußgängerüberweg über die Eschersheimer Landstraße in Höhe Sinaipark kommt immer noch nicht in Gang. Dabei ist es dringend, endlich die Trennwirkung des U-Bahn-Gleiskörpers dort an wenigstens einigen Stellen aufzuheben.
Vor sechs Jahren gab es eine Initiative zum Durchstich der Ferdinand-Happ-Straße unter der Ratswegbrücke und der A661 hindurch. Das wäre eine attraktive Radverkehrs-Nord-Parallele zur Hanauer Landstraße – wenn man nicht auch noch den Autoverkehr dort durchschleust. Physisch ist die Unterführung schon immer da gewesen.
Das Thema Durchlässigkeit muss systematisch angepackt werden. Es gibt über 600 Ingenieurbauwerke im Straßenwesen der Stadt Frankfurt. Viele davon sind als Radverkehrs-Verbindungen relevant. Der Umgang mit ihnen muss mit hohem Anspruch auf Verfügbarkeit für Fuß- und Radverkehr systematisch gemanagt werden, wenn Frankfurt Fahrradstadt sein will. Wir als ADFC sind zur Unterstützung gern bereit.
Bertram Giebeler