Ansgar Hegerfeld
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Verkehrszeichen 254 "Verbot für Radverkehr" – so etwas wollen wir in Frankfurt nicht mehr sehen!
Ansgar Hegerfeld
Dauerbaustelle Baustellen:
Nur wo ein Wille ist, ist ein Radweg
Hätte man auf der Bockenheimer Landstraße oder dem Alleenring "einfach so" Fahrstreifen in Rad- und Gehwege umgewandelt, wäre der politische Aufschrei in Form von Weltuntergangsparolen wohl noch in Kopenhagen zu hören gewesen.
Wir haben bei diesen beiden Beispielen aber Glück und es geht "nur" um Baustellen, bei deren Einrichtung auch an den Rad- und Fußverkehr gedacht wurde. Da ist die Umverteilung des Straßenraums kein Problem, denn: für Baustellen interessiert sich erfahrungsgemäß kaum jemand. Auch dann nicht, wenn die temporären Änderungen im Ergebnis für den Kraftverkehr dasselbe bedeuten wie neue dauerhafte Rad- und Fußwege und auch dann nicht, wenn die Baustellen mehrere Monate andauern.
Zwar schwanken die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests im Bereich "Führung an Baustellen" seit vielen Jahren rund um die Schulnote 4,5, aber zumindest an einigen Stellen können sich die Planungen und auch die Ausführung vor Ort – beides muss nicht viel miteinander zu tun haben – sehen lassen. Dabei beschäftigt uns das Thema Baustellen schon lange, zuletzt war es in der Ausgabe 01/2013 auf der Titelseite und auch das gefährliche Chaos auf der Adickesallee im Jahr 2018 (FFA 04/2018) haben noch nicht alle vergessen.
Leider gibt es auch immer wieder Probleme bei der Umsetzung genehmigter Pläne durch Fachfirmen. Dann sieht es vor Ort chaotisch aus, obwohl seitens der Stadt eine gute Verkehrsführung angeordnet wurde. Hier hilft eine kurze Info an die Baustellenüberwachung (siehe Kasten). Ein ziemlich sicherer Indikator für eine abweichend vom Plan eingerichtete Baustelle ist (inzwischen) das Schild "Verbot für Radverkehr". Leider bestätigen auch hier Ausnahmen die ungeschriebene Regel, dass diese Schilder in Frankfurt eigentlich nicht mehr aufgestellt werden sollen.
Wo ein Wille ist: Vernünftige Baustellenumfahrung auf der Rothschildallee in Höhe Günthersburgallee
Auch in der Bockenheimer Landstraße wird gezeigt, wie es geht
Ansgar Hegerfeld
Dass man gelegentlich aber selbst große und wichtige Straßen wie aktuell die Stresemannallee südwärts für Rad- und Fußverkehr auf diese Art sperrt, ist ein starkes Stück. Hier wurde zwar eine gut beschilderte Umleitung eingerichtet, die aber durch die zusätzlichen Umwege, Ampeln und Kopfsteinpflaster wenig komfortabel und alltagstauglich ist. Gleichzeitig dürfen Menschen im Auto die Baustelle ohne Umweg oder Wartezeiten passieren. Immerhin wurden auf Nachfrage Sicherheitsbedenken und nicht, wie früher üblich, Angst vor Autostau als Grund für die Sperrung angegeben. Die Baustelle wird nach zahlreichen Beschwerden jetzt noch einmal umgebaut, sodass Rad- und Fußverkehr wieder ohne Umweg passieren können. Grundsätzlich sollte man im Zweifel aber lieber die motorisierten Verursacher:innen schwerer Unfälle anstatt die potenziellen Opfer aussperren.
Was wir allgemein nicht nachvollziehen können, ist die große Bandbreite bei der Qualität der Genehmigungen: vom einfachen Verbieten des Radverkehrs bis zur komfortablen und sicheren Führung auf extra eingerichteten und baulich abgetrennten Bereichen mit Asphaltrampen usw. ist alles dabei. Hier scheint es an einheitlichen und verbindlichen Vorgaben im Genehmigungsprozess der Stadt zu mangeln.
Dass es bei Baustellen gewisse Einschränkungen für alle Verkehrsteilnehmende geben kann, ist logisch. Aber für eine urbane Stadt, die gerne Fahrradstadt werden möchte, gilt: erst wenn Rad- und Fußverkehr sowie der ÖPNV eine Engstelle passieren können, kann man prüfen, ob man auch noch den privaten Kraftverkehr unterbringen kann. Das braucht anfangs natürlich Mut, ist aber notwendig. Ein Verbot von Rad- und Fußverkehr dagegen ist die beschilderte Kapitulation vor dem Kraftverkehr und der Verkehrswende. Diese Schilder sind zwar immer seltener zu sehen und sollten weiterhin durch uns gemeldet werden, da es sich meistens um eine mangelhaft eingerichtete Baustelle handelt, aber jedes tatsächlich angeordnete von ihnen ist eins zu viel.
Dass es auch deutlich besser geht, wurde uns nun schon an mehreren Stellen gezeigt. Es gibt also die planerischen und baulichen Mittel und auch immer öfter den passenden Willen. Jetzt ist das Straßenverkehrsamt gefordert und muss einheitliche Standards festlegen, auch wenn das anfangs zu mancher Beschwerde führen dürfte. Denn der beste Radweg bringt insbesondere den Schutzbedürftigsten nichts, wenn man immer mit plötzlichen Lücken rechnen muss und man bei Abfahrt nie weiß, wie man ans Ziel kommen wird. Durchgehend sicher befahrbare Verbindungen zeigen auch ganz klar, dass man auf dem Rad bzw. zu Fuß hier willkommen ist.
Ansgar Hegerfeld