Verkehrswende? Nur mit mehr Sicherheit für den
Radverkehr!
Peter Sauer
">
Was passiert in Offenbach jenseits der neuen Fahrradstraßen? Nur wenige Radfahrende sind bereit, sich die Innenstadt zu "erobern".
Peter Sauer
In Offenbach gibt es nun 6�Fahrradstraßen – gefördert mit 5 Millionen des Bundes. Und nun?
Mit viel Mühe hatten der ADFC und hier besonders sein Mitglied Ulrich Lemke in der Stadtverwaltung sowie weitere Befürworter in Magistrat und Stadtparlament seit drei Jahren für dieses Angebot gekämpft. Die Unterstützung durch das Umweltministerium (nicht durchs Verkehrsministerium!) war als Modell für andere Städte gelobt worden. Aber die Annahme bzw. "Begeisterung" bei den Offenbachern war eher eine Enttäuschung. Viele Radfahrer:innen brauchten Monate, wenn nicht Jahre, um zu begreifen, dass der markierte einen Meter breite Abstand von den parkenden Autos nicht ihr Radweg sei, Anwohner spürten anstelle der ihnen gewährten Vorteile (Zufahrt für Anlieger gestattet und weniger Konkurrenz um die Parkplätze) nur Ungewissheit und viele Autofahrende verstanden nicht oder wollten den Unterschied zwischen Fahrrad- und Autostraße nicht verstehen und fahren bis heute mit 50 km/h und mehr munter durchs Radlergebiet.
Nach und während der Einrichtung der Fahrradstraßen tat die Stadt so gut wie nichts mehr zur weiteren Förderung des Radverkehrs. Es gibt fast keine befahrbaren Radwege, fast keine markierten "bikelanes", und immerhin ein paar wenige neue überdachte (!) Abstellangebote. Wer es in der Innenstadt wagt, sich am Rande des Autoverkehrs seinen Weg und Platz zu nehmen, muss sich auf seine Erfahrung und seinen Mut verlassen können.
Mit den Coronabeschränkungen sind mehr Leute als zuvor aufs Rad gestiegen, dem Fahrradhandel geht es ungewohnt gut! Allenthalben sehen wir mehr Leute Rad fahren, und besonders erfreut uns die eklatante Zunahme der Lastenräder: Kind, Wasserkasten und oder Hund inside. Aber wo fahren sie? Am Mainufer, in Seitenstraßen und in den Vororten – aber in die City wagen sich nur wenige.
Wie sind die vielen "Neuradler" dazu zu bringen, die Innenstadt für sich zu erobern? Die Antwort ist das einfache ADFC-Motto "Mehr Platz fürs Rad" – ein einfaches Wort, eine enorm schwierige Umsetzung! Daher sind Geduld und mühevolle Überzeugungsarbeit dort angesagt, wo die wesentlichen Entscheidungen zu treffen sind: auf allen politischen Ebenen! Und die ersten Schritte werden gemacht:
- Die Stadtverordnetenfraktion der SPD lädt im Juni zu einer öffentlichen Rundfahrt zu den aktuellen Brennpunkten im Radverkehr ein.
- Die FDP macht Anfang September ein Gleiches mit ihrem Verkehrsdezernenten Paul-Gerhard Weiß.
- Die Linke initiiert einen Antrag im Stadtparlament, die gelben Ortseingangsschilder mit dem Kampagnenmotto "Offenbach fährt fair" zu ergänzen. Ablehnung durch die Mehrheitskoalition, der die Grünen angehören.
- Der SPD-Ortsverband "Innenstadt" organisiert eine Radtour zur Besichtigung der Angebote an Radverkehrswegen.
Das sind allerdings nur Anfänge. Der Weg zu einer echten Verkehrswende wird noch viele Stolpersteine mühevoll zu überwinden haben. Aktuell zu besichtigen in unserer Nachbarstadt Frankfurt mit ihrem nördlichen Mainufer!
Wolfgang Christian