Solidaritäts-Radkorso
Radeln für Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen am 12. September
Radkorso in der autofreien Frankfurter "Bankenklamm"
Dagmar Berges
Unter dem Motto: Mittendrin. Auf Zeit. Leben. versammeln sich etwa 250 Menschen mit Fahrrädern vor dem Römer, um auf die Lage von Kindern und Jugendlichen mit schwerwiegenden Erkrankungen aufmerksam zu machen. Auch das 30jährige Jubiläum gibt Anlass zu feiern. Und das bei bestem Sommerwetter.
Larissa Engelhardt freut sich über die vielen Menschen, die zusammengekommen sind, um durch Frankfurt zu radeln und damit ein Zeichen der Solidarität für Familien mit behinderten Kindern zu setzen. Sie ist hauptamtlich beim Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Frankfurt/Rhein-Main tätig, der betroffene Kinder, deren Geschwister und Eltern auf ihrem Lebensweg begleitet. Eigentlich war geplant, dass die jungen Menschen auf ihren eigenen Fahrrädern, Therapierädern oder im Lastenrad durch Frankfurts Straßen fahren, aber Corona verunsicherte viele Eltern. "Trotzdem sind einige unserer Familien gekommen. Doch die meisten wollen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur Hochrisikogruppe verständlicherweise nicht teilnehmen", meint die Soziologin.
Schirmherr Tim Frühling begrüßt alle Anwesenden. Stadtrat Stefan Majer und Albert Kattwinkel, Vorstand des Deutschen Kinderhospizverein e. V., äußern sich zur Geschichte des Vereins und die aktuelle Situation in Frankfurt speziell. Eine Mutter beschreibt eindrücklich das Leben ihrer betroffenen Familie mit allen Höhen und Tiefen. Und dann geht es los.
Und wunderbar – der Mainkai ist wieder autofrei und ausschließlich von Rädern "bevölkert". "Ich bin noch nie bei Rot über eine Ampel gefahren, heute das erste Mal" ruft ein Junge neben mir und freut sich darüber. Seine Mutter engagiert sich ehrenamtlich beim Kinderhospiz und natürlich radelt sie mitsamt der Familie mit. Wie bei allen Fahrraddemos rasen die Ordner:innen immer wieder links an uns vorbei, um die querenden Straßen zu sperren. Alles klappt, nur wenige Autofahrende regen sich auf.
Schnell bekommt man Kontakt zu den Mitfahrenden. "Jede Familie wird von zwei Ehrenamtlichen wöchentlich begleitet. Nicht nur die betroffenen Kinder werden unterstützt, auch die Geschwister oder die Eltern können Wünsche äußern", so eine weitere Ehrenamtliche, die nun Rentnerin ist und sich als Begleiterin von Familien engagiert. Bevor man ehrenamtlich einsteigt, muss eine Weiterbildung absolviert werden, um sich mit dem Thema vertraut zu machen und den Umgang mit den betroffenen Menschen zu schulen. "Es ist nicht für jede und jeden das Richtige. Man muss sich vorher intensiv damit auseinandersetzen".
Die Strecke verläuft durch die Innenstadt, am Hauptbahnhof vorbei, entlang Senckenberganlage und Bockenheimer Landstraße. Die Alte Oper im Rücken geht's für eine Pause zum Goetheplatz. Eine Mutter berichtet hier über die schwierige Suche in Frankfurt nach einer Wohnung, die für die Bedürfnisse ihres behinderten Kindes passend ausgestattet ist. Im Anschluss geht's weiter bis zum Büro der Organisation im Ostend an der Hanauer Landstraße.
Larissa Engelhardt fasst die Arbeit der Organisation zusammen und verweist auf den Einsatz der 70 Ehrenamtlichen, ohne die es nicht möglich wäre, diese zeitaufwendige und fordernde Hilfe zu leisten. Denn immerhin werden ca. 40 Familien mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit lebensverkürzenden Erkrankungen im häuslichen Rahmen unterstützt und manchmal über den Tod des kranken Menschen hinaus.
Weiter geht es zurück zum Startpunkt. Am Ende war es ein wunderschöner Nachmittag für alle Teilnehmenden. Und bei Rot über Ampeln fahren auf autofreien Straßen ist einfach klasse.
Informationen können unter www.akhd-frankfurt.de abgerufen werden.
Dagmar Berges