Stabiles Hoch fürs Rad beim Deutschen Wetterdienst
Tarek Al-Wazir hat die ADFC-Auszeichnung
'Fahrradfreundlicher Arbeitgeber'
in Gold an den DWD in
Offenbach
überreicht.
von links, ordnungsgemäß mit Mund-Nase-Bedeckung: Norbert Wetter (Vizepräsident des DWD), Prof. Gerhard Adrian (Präsident des DWD), Tarek Al-Wazir (Hessischer Verkehrsminister) und Sara Tsudome (ADFC-Projektleiterin Fahrradfreundliche Arbeitgeber)
Torsten Willner
Ganz gleich wie schön ein Erfolg ist – gegenwärtig ist es kaum möglich, ihn in gebührendem Rahmen zu feiern. Das ist gewöhnungsbedürftig, auch für den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Schon einige Arbeitgeber habe er für ihre fahrradfreundlichen Leistungen in seiner Amtszeit ausgezeichnet, so der Minister, aber noch nie in einer so reduzierten Form wie beim Deutschen Wetterdienst in seiner Heimatstadt Offenbach.
Ehrende, Geehrte, das kleine Orgateam und die vertretene Presse summierten sich in dem weitläufigen Konferenzraum auf gerade einmal 16 Personen. Pandemiekonforme Abstände von zwei Metern zwischen den Anwesenden ließen sich so gut einhalten. Ein Jahr zuvor wäre sicher die zehnfache Personenzahl zusammen gekommen und hätte für eine stimmungsvolle Kulisse gesorgt. Denn allein 180 DWD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter – nämlich 18 Prozent der rund 1.000 Beschäftigten am Standort – nutzen regelmäßig auf ihrem Arbeitsweg das Fahrrad. Mitgefreut haben sie sich über die Auszeichnung sicherlich, mitfeiern konnten sie jedoch nicht.
Wer regelmäßig Rad fährt, fehlt seltener krankheitsbedingt
Im Grunde müsste jedes Unternehmen ein ureigenes Interesse daran haben, so viele Beschäftigte wie der DWD aufs Rad zu bringen, so Al-Wazir. Denn wer regelmäßig Rad fährt, fehlt im Betrieb seltener krankheitsbedingt. Gleichzeitig müsse, wo immer es geht, der CO2-Ausstoß reduziert werden, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Laut Al-Wazir lässt der sich nur noch bremsen, aufzuhalten sei er nicht mehr.
Hier ohne Mund-Nase-Maske: Tarek Al-Wazir trägt sich ins Goldene Buch des DWD ein
Torsten Willner
Aus all diesen Gründen fördert der Deutsche Wetterdienst das Radfahren seiner Belegschaft schon seit vielen Jahren (vgl. Frankfurt aktuell 2020_2). Bereits 2011 verdiente sich die Behörde den bike + business-Award. Dass es überhaupt ein bundeseinheitliches und von der EU anerkanntes Zertifikat für fahrradfreundliche Arbeitgeber gibt, hat viel mit dem bike + business-Projekt des ADFC Hessen zu tun, das in den frühen 2000er Jahren in der Rhein-Main-Region aus der Taufe gehoben wurde und inzwischen auch in Nordhessen Fuß gefasst hat. Maßgebliche Kriterien für das Zertifikat wurden hier entwickelt, vielfältige Erfahrungen aus der Beratung der Betriebe sind in das Design des Audits eingeflossen.
In sechs Aktionsfeldern hat der DWD unter Beweis gestellt, was er als Arbeitgeber getan hat, um für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahrradfreundlich zu sein. Neben der Teilnahme an Kampagnen wie Mit dem Rad zur Arbeit gehören Bereiche wie Infrastruktur, Service oder Motivation und Kommunikation dazu. Dabei hat ADFC-Landesgeschäftsführer Norbert Sanden als Auditor Maßnahmen bewertet wie das Vorhandensein von ausreichend überdachten Fahrradabstellplätzen, Umkleidemöglichkeiten oder Duschen und die Anschaffung von Diensträdern.
Dass es – auch wieder wegen Corona – inzwischen alles andere als einfach ist, mal eben zehn Pedelecs für den betrieblichen Fuhrpark zu kaufen, berichtete Norbert Wetter, Vizepräsident des DWD. Die schwierige Beschaffungssituation änderte allerdings nichts daran, dass die Wetterdienst-Zentrale in Offenbach das Zertifikat in Gold, der Standort Essen das Zertifikat in Silber erhalten hat. "Dass wir dies als erste Bundesbehörde in Hessen geschafft haben, macht uns besonders stolz", so Wetter, der die Auszeichnungen gemeinsam mit DWD-Präsident Prof. Gerhard Adrian von Tarek Al-Wazir und Sara Tsudome, ADFC-Projektleiterin Fahrradfreundliche Arbeitgeber, in Empfang nahm.
Als Radverkehrskoordinator des DWD hat maßgeblich Michael Mirsch dafür gesorgt, die für das Zertitfikat geforderten Kriterien voranzubringen. Dabei lobt er die gute Abstimmung mit der Leitung der Behörde und den Kolleginnen des Betrieblichen Mobilitätsmanagements und des Betrieblichen Gesundheitsmanagements. Als sehr pragmatisch, freundlich und konstruktiv bezeichnete Auditor Sanden die Zusammenarbeit mit dem DWD.
Rückenwind bekommt die Auszeichnung durch das Land
Insbesondere öffentliche Einrichtungen haben inzwischen Sinn und Wert einer Zertifizierung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber erkannt, berichtete Sara Tsudome. Sie koordiniert die in verschiedenen Regionen Deutschlands tätigen Auditoren, die kontinuierlich mehr Zertifizierungsaufträge erhalten. Rückenwind bekommt die Auszeichnung in Hessen insbesondere durch das Land, das sich im Rahmen von bike + business für diese Zertifizierungen stark macht.
Bis zum nächsten bike + business-Kongress am 26. November in Kassel sind bereits eine Reihe weiterer Audits in Hessen vorgesehen. Welchen Rahmen die Pandemie dort zulässt, um die nächsten fahrradfreundlichen Arbeitgeber zu feiern, bleibt abzuwarten.
Torsten Willner