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Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt am Main

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Artikel dieser Ausgabe

Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Frankfurt

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"> Bild zum Artikel "Heatmap" Frankfurt: Die aufgezeichneten Wege sollen bei der Radnetzplanung helfen.

Heatmaps für die Radnetzplanung

Die bike citizens-App gibt es jetzt mit kostenloser
Frankfurt-Karte

Dass Frankfurt Anlauf genommen hat, Fahrradstadt zu werden, ist nicht nur an rot markierten Radspuren und immer mehr Abstellmöglichkeiten zu erkennen – auch digital tut sich etwas: Seit einigen Wochen steht die bike citizens-Navigations-App einschließlich einer Karte des Frankfurter Radverkehrsnetzes kostenlos zum Download bereit. Die Kooperation zwischen der Stadt und dem App-Anbieter macht das möglich. Die bike citizens-App steht für iOS- und Android-Smartphones bereit.

Persönliches Nutzer*innen-Profil der bike citizens-App.

Die Navigation funktioniert auch ohne aktiven Internetzugang. Routen lassen sich mithilfe von Sprachsteuerung ansagen. Neben der Routenplanung bietet die App auch noch weitere stadtspezifische Informationen. Eine Besonderheit der App ist das Angebot einer "Heatmap", die die eigenen Aktivitäten visualisiert.

Und noch eine Besonderheit: Die zurückgelegten Wege werden anonym aufgezeichnet und geben somit Aufschluss darüber, welche Wege von den Frankfurter*-innen tatsächlich mit dem Rad zurückgelegt werden. Aus Datenschutzgründen werden die ersten und letzten hundert Meter jedes Weges nicht aufgezeichnet, damit zu zurückgelegten Wegen keine einzelnen Adressen zugeordnet werden können.

Nähern wir uns bike citizens erst einmal praktisch an: Auch auf ein etwas betagteres Android-Smartphone ließ sich die App aus dem Google-Store zügig und problemlos herunterladen und installieren. Dasselbe gilt für die dazu angebotene Frankfurt-Karte, das Logo vom Radfahrbüro erinnert daran, dass die Karte durch die Stadt gesponsert wurde. Die Kartendarstellung ist übersichtlich und von der Optik her recht angenehm. Natürlich möchte die App Zugriff auf mehrere Features des Mobiltelefons haben – und zur Registrierung ist noch einmal die Angabe einer persönlichen E-Mail-Adresse erforderlich. In Sachen DSGVO scheint das Ganze in Ordnung zu sein, aber dies ist nur die Einschätzung eines Laien.

Orientierung für die Planung

Die Navigation durchs Frankfurter Radnetz funktioniert nach den ersten Eindrücken recht ordentlich. Die Frage, ob sie besser oder schlechter ist als die Angebote des Radroutenplaners Hessen oder weiterer teils kostenpflichtiger Fahrrad-Navigations-Services, sprengt freilich den Rahmen dieses Artikels – und wäre vielleicht einmal Anlass für einen größeren Vergleichstest in Frankfurt aktuell. Verkehrspolitisch gilt es aber eine noch spannendere Frage zu erörtern als die, den richtigen Weg zu finden – nämlich: Was könnten die entstehenden Heatmaps zur zukünftigen Ausgestaltung des Radverkehrsnetzes beitragen?

In der Tat nennt die Stadt neben dem Ziel, Radfahrenden in Frankfurt diesen kostenlosen Navi-Service anzubieten, die Schaffung einer besseren Planungsgrundlage zum weiteren Ausbau des Radnetzes als Hauptgrund für die Kooperation.

Stadt ruft zur Nutzung auf

Verkehrsdezernent Klaus Oesterling geht es darum, "die Wege, die die Frankfurterinnen und Frankfurter tatsächlich mit dem Rad zurücklegen, noch genauer zu kennen. Die Nutzung der App kann somit einen wertvollen Beitrag dazu leisten, die Radverkehrsplanung in Frankfurt besonders bürgerfreundlich und bedarfsgerecht zu gestalten. Deshalb unterstützt die Stadt die bike citizens-App und möchte die Rad fahrende Bevölkerung dazu ermutigen, von diesem smarten Service Gebrauch zu machen."

Praktisch könnten die Wege-Aufzeichnungen in der Tat Daten liefern, die sonst nur schwierig zu bekommen sind – zum Beispiel wie beliebt und wichtig Wege durch Grünanlagen für effiziente Radverbindungen in der Stadt sind. Das könnte ein Argument sein, die Wege in diesen Anlagen so zu befestigen, dass sie ganzjährig gut befahrbar sind.

Das Netz ausbauen, wo Bedarf ist

Zeigen könnten die Daten außerdem, dass auch Straßen ohne jede Radverkehrsanlage intensiv genutzt werden, wenn es keine zumutbare parallele Wegführung gibt – beispielsweise die Eschersheimer Landstraße zwischen Dornbusch und Hügelstraße. Vor allem in nördlicher Richtung gibt es hier überhaupt keine vernünftige Wegealternative. Das kann ein Argument dazu sein, eine der beiden vorhandenen Fahrspuren in einen Radweg zu verwandeln.

Ob es "so einfach" geht, ist natürlich alles andere als sicher. Aber: Die bike citizens-App bietet grundsätzlich erstmals die Chance, das reale Fahrrad-Verkehrsverhalten systematisch zur Weiterentwicklung des Radnetzes heranzuziehen. Und das ist auf jeden Fall ein Riesenschritt nach vorn.

Torsten Willner