Nicht zu übersehen: Neue Radstreifen in Frankfurt:
Breit genug, rot eingefärbt, teilweise sogar geschützt!
Auf dem "roten Teppich" durch bis zum Börneplatz; Die Stadt macht Tempo bei der Umgestaltung der Nord-Süd-Achse
Bertram Giebeler
Da ist doch einiges auf dem Asphalt geschehen seit der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift im März. Das Wetter war wochenlang extrem trocken, schlecht für die Pflanzen, aber gut für Markierungsarbeiten. Also nutzte die Stadt die Zeit, um unter anderem eine Aufgabe zu realisieren, die wegen der Empfehlung der Unfallkommission sogar schon vor der Koalitionsvereinbarung mit dem Radentscheid auf der Agenda stand: An der Konrad-Adenauer-Straße und der Kurt-Schumacher-Straße wurde auch in Nord-Süd-Richtung zwischen Vilbeler Straße und Börneplatz der Radstreifen aufgetragen und rot eingefärbt, in Höhe des Westin Grand Hotels sogar mit Klemmfixen geschützt.
Auch anderswo wurde in Sachen Radstreifen nachgerüstet, teilweise unter massivem Einsatz roter Farbe. So ist aus der Kreuzung Gießener Straße / Marbachweg ein wahres Gesamtkunstwerk in Radstreifen-Rot, Markierstrich-Weiß und Asphalt-Grau geworden. Auch weiter westlich, an der unfallträchtigen Kreuzung Marbachweg / Eckenheimer Landstraße, wurde die Radverkehrsführung in Ost-West-Richtung neu markiert. Die Absicherung des jetzt breit und rot markierten Radstreifens am Marbachweg direkt vor der Eckenheimer Landstraße mit Klemmfixen ist in Arbeit, es sind noch Erfordernisse der Feuerwehr zu berücksichtigen - die Frankfurter Hauptfeuerwache liegt in unmittelbarer Nähe.
Innovative Idee aus der Hauptstadt, auch gut für Frankfurt: Temporäre Radstreifen für die Corona-Zeit!
In Berlin (und auch in New York oder in Bogota) macht derweil eine ganz andere Idee Furore: temporäre Radstreifen, mit gelber Baustellen-Markierung und einfachen rot-weißen Aufstellbaken abgetrennt und mit gelben Fahrrad-Piktogrammen versehen. Hintergrund: auch in Berlin lässt Corona-bedingt der Gesamtverkehr nach, und es nutzen viel mehr Berliner*innen das Fahrrad, um der Ansteckungsgefahr in den öffentlichen Verkehrsmitteln auszuweichen. Das tut dem ADFC zwar leid für die Verkehrsbetriebe, aber es ist nun mal ein epidemiologisch völlig richtiges Verhalten. Viele Berliner Bezirksverwaltungen ziehen daraus nun eine einfache und praktische Konsequenz: wo es geht, markieren sie an Hauptstraßen eine Spur provisorisch für den Radverkehr ab – auch um den vielen Radfahrer*innen zu ermöglichen, das Abstandsgebot einzuhalten.
links:
Wenn überhaupt "Fahrradweiche" zum direkten Linksabbiegen, dann so wie hier am Marbachweg stadteinwärts vor der Gießener Straße: breit dimensioniert, mit breiten Strichen markiert, rot eingefärbt, mit Piktogrammen
Bertram Giebeler
rechts:
Berlin mag Probleme mit dem Bau von Flughäfen haben, aber in Sachen Radverkehr ist man dort kreativ, schnell und praktisch: hier ein temporärer Radstreifen im Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain.
Peter Broytman, Berlin
Auch für Frankfurt wäre das eine gute Idee. Wer weiß schon, wie lange wir noch mit dem Virus leben und das Abstandsgebot einhalten müssen. Auch hier probieren viele Menschen das Rad fahren jetzt aus, begünstigt durch gutes Wetter und den insgesamt niedrigeren Verkehrsdruck. Manch eine*r wird auch nach Corona dabei bleiben – diesen Effekt gab es massiv in den Nuller-Jahren in Paris, als wegen eines wochenlangen Metro-Streiks viele aufs Fahrrad umstiegen und feststellten: es geht! Warum nicht die Chance nutzen und einige jetzt überflüssige KFZ-Spuren provisorisch umwidmen.
So viele extrem breite Straßen wie in Berlin gibt es hier nicht, aber es gibt durchaus einige Abschnitte auf bedeutenden Straßen, die bislang absolut null Radverkehrsinfrastruktur aufweisen und denen, wenn auch erst mal nur temporär, ein Radstreifen gut zu Gesicht stehen würde – zum Beispiel der gesamte Cityring (Neue Mainzer Straße, Hochstraße, Bleichstraße, Seilerstraße, Lange Straße), die mittlere Eschersheimer Landstraße zwischen Dornbusch und Hügelstraße oder die Passage Am Hauptbahnhof – Baseler Straße. Zwei dieser Abschnitte (Cityring, Hbf) sind ohnehin Gegenstand der Koalitionsvereinbarung mit dem Radentscheid – warum also nicht die Chance nutzen, eine neue Situation mit einem Provisorium schon einmal auszuprobieren!
Bertram Giebeler