Luft nach oben gibt es in Eschborn beim Ausbau des Radnetzes und bei der Lesbarkeit seiner Beschilderung
Helge Wagner
ADFC-Gespräch mit Eschborns neuem
Bürgermeister Adnan Shaikh
Hoffen auf Verbesserungen
Eschborn hat seit Mitte Februar einen neuen Bürgermeister: Adnan Shaikh, von einem Wahlbündnis aus CDU, SPD und Grünen unterstützt und bislang Leiter der Heinrich-von-Kleist-Schule. Dort schaute Shaikh von seinem Büro tagtäglich auf den stark frequentierten Fahrradabstellplatz der Schule. Viele Schülergruppen sind aktiv beim Stadtradeln dabei. Für den ADFC gibt das neue Hoffnung, da in Eschborn vieles zum Thema Radverkehr auf Umsetzung wartet.
Als Bürgermeisterkandidat hatte Shaikh ein Programm vorgelegt, dem er die Losung "Mobilität ist Freiheit" voranstellte. Eine durchaus interpretationsbedürftige Formel: Freiheit für mehr PS-Mobilität, für noch mehr SUVs, noch mehr Autoverkehr? Anlass für den ADFC, noch vor seiner Amtseinführung das Gespräch mit Shaikh zu suchen.
Der zeigte sich aufgeschlossen – und stellte klar, was seine "Losung zur Verkehrspolitik" bedeuten soll: Die freie Wahl des persönlichen Verkehrsmittels zur Mobilität. So könne man die Pendler zu Eschborns Gewerbegebieten nicht zum Umsteigen auf andere Verkehrsmittel zwingen, aber man müsse verkehrliche Angebote machen. Aber was ist nun mit der Komponente Fahrrad in diesem System? Was tut sich in Sachen Arbeitsgruppe Radverkehr, die Arbeitsgruppe von Vertretern der Fachbereiche Planen und Bauen, Sicherheit und Ordnung und Vertretern des ADFC? Und was ist mit der vakanten Stelle des "Beauftragten für umweltverträgliche Mobilität" im Rathaus, vormals ein wichtiger Ansprechpartner für den ADFC?
ADFC-Kompetenz ist gefragt
Shaikh will einiges bewegen und die Sachkompetenz des ADFC einbeziehen. Gerade der ADFC sei "Repräsentant einer Interessengruppe, die immer größer wird". Dass er ad hoc eine Neubesetzung der Stelle zusagt, konnte man nicht erwarten, aber dass eine entsprechende fachliche Expertise bei der Umsetzung anstehender Projekte für den Radverkehr im Rathaus benötigt wird, hält er für unstrittig.
In Shaikhs Strategie zur Förderung des Radverkehrs geht es zuerst um die Klärung, ob es eine politische Mehrheit für ein Projekt gibt, schließlich ob genügend Geld dafür vorhanden ist und ob es das passende Personal zur Planung und Umsetzung gibt. Im Hinblick auf bereits jetzt in Zusammenhang mit dem Haushaltsplan 2020 beschlossene Positionen wie "die Bereitstellung von Mitteln für ein Verkehrskonzept unter Berücksichtigung des überregionalen Radwegeplans für eine langfristige Verkehrswende", sollten die beiden erstgenannten Eckpunkte nach Ansicht der ADFC-Vertreter keine große Hürde darstellen.
Mit dem Rad in die Gewerbegebiete
Vor diesem Hintergrund erscheint es umso wichtiger, dass die ehemalige AG Radverkehr, unter Leitung eines neu zu berufenden Radverkehrsbeauftragten und unter Einbindung von kompetenten Entscheidungsträgern der Fachbereiche 5 und 6 wieder kontinuierlich ihre Arbeit aufnimmt. Dringendsten Handlungsbedarf sehen die ADFC-Vertreter in einer sicheren Erschließung der vorhandenen Gewerbegebiete, insbesondere des Gewerbegebietes Süd, für den Radverkehr. Dazu gehört unbedingt auch die radfahrgerechte Überarbeitung der alten Pläne zur geplanten Verbindung zwischen den Gewerbegebieten Süd und Ost, bei denen der Radverkehr wieder einmal komplett vergessen wurde. Aber auch auf den dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich der für Radfahrer immer noch brandgefährlichen Verbindungen nach Sossenheim sowie der Landesstraße zwischen Niederhöchstadt und Steinbach wurde der neue Bürgermeister hingewiesen.
Im Gespräch kam auch die ADFC-Initiative RTW Plus (Spindellösung und Brücke an der Station Eschborn/Sossenheim) und die in diesem Zusammenhang erforderliche Abstimmung zwischen ADFC und Stadt Eschborn zur Sprache.
Man verabschiedete sich in der Gewissheit, sich bald wieder zu treffen. Die ADFCler verließen das Schulgebäude mit der Einschätzung, dass das Wort des ADFC beim neuen Bürgermeister ernst genommen wird und in der Hoffnung, dass die AG Radverkehr wieder regelmäßiger Bestandteil, hoffentlich zeitnah auch unter Vorsitz eines neuen Radverkehrsbeauftragten, wird.
Helge Wagner/
Thomas Buch