Editorial
Frauen und Kinder zuerst, heißt es bekanntlich bei untergehenden Schiffen. Nun hat es weder der real existierende Radverkehr noch unser Verband verdient, mit einer Schiffshavarie verglichen zu werden. Außerdem weisen Überlebende maritimer Unglücke immer wieder darauf hin, dass sich gewisse Herrschaften herzlich wenig an die Befolgung dieser Regel halten, von der letztlich kaum mehr als ein Mythos übrig bleibt. Trotzdem – oder gerade deshalb steht es uns gut an, "Frauen und Kinder zuerst" immer mal wieder ins Bewusstsein zu rufen. Mahnt es doch daran, dass wir "in a man's world" leben, die allzu oft und allzu leicht dazu neigt, Frauen und Kinder einfach "unterzubuttern". Wir als ADFC wollen das natürlich nicht.
Deshalb ist es gut, dass die Frage, ob ein Drittklässler in Frankfurt-Sachsenhausen seinen Schulweg mit dem Fahrrad zurücklegen kann, ebenso seinen Platz in diesem Heft (Seite 10) findet wie der Aufruf zur bundesweiten "Kidical Mass" am 22. März (Seite 2). Wenn wir noch meilenweit entfernt sind von einem "Fahrradland" – wie riesig ist dann erst die Distanz zu einem "Kinder-Fahrradland"? Auf jeden Fall danken wir Dagmar und Katharina für diesen Blickwinkel und die schönen Beiträge.
Das wirft die Frage auf, ob es eigentlich ein Zufall ist, dass beide Artikel, die sich mit Rad fahrenden Kindern beschäftigen, von Frauen geschrieben wurden. Natürlich hätte das Thema auch auf ähnliche Art und Weise von männlichen Schreibern aufgegriffen werden können. Wurde es aber nicht. Das zeigt, wie wichtig die weibliche Perspektive für uns ist, damit der ADFC eine Interessenvertretung für alle Rad fahrenden Menschen sein kann. Die Erfahrung zeigt aber leider auch, dass Frauen sich in Gremien und bei leitenden Aufgaben im ADFC trotzdem in der klaren Minderheit befinden.
Das bemerkt und beklagt auch unser Landesverband seit einiger Zeit. Um Abhilfe – oder besser Hilfe zur Selbsthilfe – zu schaffen, hat der ADFC Hessen Anfang Februar zu einem "Frauenpower"-Workshop eingeladen. Näheres dazu im Beitrag von Susanne Neumann (Seite 15) und im Interview mit Rebecca Peters (Seite 14).
Auch für das Team von Frankfurt aktuell streben wir übrigens eine möglichst "diverse" Zusammensetzung an. Immerhin hielten sich beim letzten Redaktionstreffen der Frauen- und Männeranteil ziemlich genau die Waage. Das bedeutet noch lange nicht, dass unser Schiff, um das Bild vom Anfang aufzugreifen, im sicheren Hafen ankert, lässt uns aber hoffen, den richtigen Kurs eingeschlagen zu haben, findet
Torsten für das Redaktionsteam