Freier Blick bis zur Wasserkuppe
Christian Martens
Wintersport in Hessen
Die medialen Spekulationen zum Thema "Weiße Weihnachten" wollen 2019 gar nicht so recht aufkommen, haben die Meteorologen doch recht frühzeitig alle Hoffnung darauf zunichte gemacht. Am Samstag vor dem 4. Advent klettern die Temperaturen denn auch fast wieder in den zweistelligen Bereich, Sonnenschein kommt als Sahnehäubchen noch obendrauf. Zum Rodeln oder Loipen taugt das nicht, aber zumindest für den Monat Dezember sind das zum Radeln doch optimale Bedingungen – Wintersport der anderen Art oder, in Zeiten des Klimawandels, Wintersport der Zukunft. Da braucht es nur noch ein schönes Ziel. Auch das ist schnell gefunden, Schlitz soll es sein, wirbt doch der dortige Weihnachtsmarkt seit knapp 30 Jahren mit der größten Kerze der Welt. Die will ich mir endlich einmal live anschauen. Also geht es los und der Vulkanradweg inklusive Verlängerung ins Schlitzer Land wird als Weihnachtsspeckprophylaxe unter die Räder genommen. Unterwegs überraschen mich die vielen Ausblicke in die schöne raue Vogelsberglandschaft, die im Sommer aufgrund des Buschwerks nicht möglich sind. Herbstein erstrahlt im Gegenlicht, die Wasserkuppe zeigt sich in der Ferne. Mit dem letzten Tageslicht erreiche ich mein Ziel, bewundere die angestrahlte Kerze mit 42 Metern Höhe bei Glühwein und musikalischer Untermalung, um mich dann – noch fahrtauglich – zurück zum nächsten Bahnhof Bad Salzschlirf aufzumachen. Hier findet meine weihnachtsselige Stimmung ein abruptes Ende, verweigert die Bahn doch tatsächlich wegen Überfüllung die Mitnahme meines Rades. Eine Stunde später – vorsichtshalber und rückblickend berechtigterweise bin ich zum Lauterbacher Bahnhof weitergeradelt – steigen aus dem auch jetzt wieder überfüllten Zug so viele Leute aus, dass meiner Heimreise nach Bad Vilbel nichts mehr im Wege steht.
links:
Vulkanradweg mit Herbstlaub
mitte:
Frühe Dämmerung über Herbstein
rechts:
Schlitz mit der größten Kerze der Welt
Christian Martens
Christian Martens