Abenteuer Bretagne – dank FlixBus
Jana hat mir die zweiwöchige Reise zum Geburtstag geschenkt und daher überwiegend die Fahrt- und Übernachtungsorganisation übernommen. Alles war super ausgetüftelt und beinhaltete dennoch einen gewissen Spielraum. Perfekt also! Der Plan:
27.7. 22.00 Uhr, Abfahrt Fernbusbahnhof Frankfurt per FlixBus
28.7., 06.30 Uhr, Ankunft Paris Bercy Seine (Fernbusbahnhof)
28.7., 15.00 Uhr, Abfahrt Paris Gare Montparnasse per TGV
28.7., 19.00 Uhr, Ankunft Brest (anschließend Bezug der Unterkunft)
Am Abfahrtstag gegen 15.00 Uhr erhielt Jana eine E-Mail-Nachricht von FlixBus, dass unser gebuchter Bus ausfällt und wir auf die Fahrt am Folgetag um 12.30 Uhr umgebucht sind. Da war die Aufregung groß – es muss doch eine Möglichkeit geben, vor Abfahrt des TGV in Paris zu sein. Nein, seitens FlixBus war keine weitere Kooperation und Information machbar. Da nutzten auch alle Telefonate und Erläuterungen nichts. Jana stornierte daraufhin den gebuchten TGV, eine freundliche SNCF-Mitarbeiterin tat dies kostenfrei. Zeitgleich recherchierten wir nach weiteren Reisemöglichkeiten. Valeska (unsere Mittlere) fand eine Alternative. Abfahrt: 22.30 Uhr Frankfurt, Umstieg in Mannheim, Ankunft Paris 7.30 Uhr. Na, wer sagt's denn? Und das konnten mehrere FlixBus-Mitarbeiter nicht für uns rausfinden? Also mit FlixBus die Umbuchung erledigt und bei SNCF die Stornierung rückgängig gemacht (das ging problemlos und kostenfrei). Alles nun in trockenen Tüchern – oder doch nicht?
Jana hilft beim Entladen am Pariser Fernbusbahnhof Bercy Seine
Svea Birte Schuch
Für mich war es der erste Trip vom Frankfurter Fernbusbahnhof. Ich hätte mehr erwartet. Es gibt dort weder Anzeigetafeln noch eine Auskunftsstelle für die Abfahrtssteige der Busse. Wohl gibt es ein FlixBus-Häuschen, aber das war geschlossen. Also flitzte Jana von Bus zu Bus, um nach Nummer und Strecke zu schauen, ich bewachte die Räder. Und was entdeckte sie? Den Bus, den uns FlixBus abgesagt hatte. Natürlich hat der Fahrer uns jetzt nicht mehr mitgenommen. Aber egal, wir haben ja eine akzeptable Verbindung und einmaliges Umsteigen ist nicht schlimm. Schließlich haben wir mit einer Stunde mehr als genug Zeit dafür. Wenn denn der Bus rechtzeitig käme … So warteten und warteten und warteten wir, mit vielen anderen Menschen. Informationen gab es keine, und bei FlixBus landeten wir in der Telefon-Warteschleife. Nach ca. 45 Minuten wurde per E-Mail die Verspätung des Busses gemeldet. Die großzügig bemessene Umsteigezeit wurde nun doch knapp. Mit 1� Stunde Verspätung kam der ersehnte Bus endlich an – ohne Fahrradgepäckträger! Immerhin blieben uns hier weitere Debatten erspart, unsere Räder wurden in den Kofferraum geladen. Glück im Unglück: Der Anschlussbus hatte 20 Minuten Verspätung und einen Fahrradträger, sodass wir am nächsten Morgen in Paris Bercy einfahren konnten.
Nach einem typischen Petit Déjeuner (für Nichtkenner: Kaffee + Croissant) gab's eine Sightseeing-Runde – überwiegend auf Radwegen – durch Frankreichs wundervolle, jedoch halb abgesperrte Hauptstadt: Letzter Tag der Tour de France! Bis zur Zieleinfahrt konnten wir nicht bleiben. Die Weiterreise rief. Mit zwei Stunden Verspätung kamen wir im sonnigen Brest an. Zudem mussten wir auf der Fahrt innerhalb des Zuges zweimal mit all' unserem Gelärsch die Waggons wechseln. Die Schaffner waren super nett, aber wir vermuteten inzwischen irgendwo die versteckte Kamera. Doch dann hatten wir wirklich unser erstes Ziel erreicht und sogar etwas Essbares gefunden.
Unsere vier Stationen in der Bretagne waren Brest, Camaret-sur-Mer, Douarnenez und Quimper. Die Städtchen sind einen Besuch wert und die Gegend ist einfach traumhaft. Vor allem die Küstenregion – trotz Herausforderungen. Steigungen/Gefälle um die 15 % sind keine Seltenheit. Aber nach jedem "AUF" gab es immer ein "Boah – ist das schön!"
Aber nun zur Rückfahrt und damit erneut zu FlixBus. Unser Rückweg war wie die Anreise organisiert. TGV (von Quimper) nach Paris, von dort per FlixBus über Nacht nach Frankfurt. Abfahrt 22.55 Uhr Paris Bercy. Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich hatten wir für ALLE Verbindungen die notwendigen Fahrkarten und Reservierungen, auch für die Fahrräder. FlixBus war bereits Anfang Februar gebucht und bestätigt. Am besagten Abreisetag haben wir uns frühzeitig am Pariser Busbahnhof mit seinen 80 Bahnsteigen eingefunden und sind zum angezeigten "Quai" gegangen. Dort wurde Jana 42 Minuten vor Abfahrt des Busses per E-Mail mitgeteilt, dass unsere Verbindung ausfällt und wir auf den kommenden Tag um 12.30 Uhr umgebucht werden. Der Bus stand jedoch da, aber die Fahrer weigerten sich, uns und unsere Räder mitzunehmen. Wir erhielten auf all' unsere Fragen und Bitten nur Schulterzucken von den nur wenig deutsch sprechenden Fahrern. Es gab absolut keine Hilfestellung und bei FlixBus landeten wir ausschließlich in der Telefon-Warteschleife. Der Bus fuhr dann ohne uns ab, und wir zwei Mädels standen nun mitten in der Nacht allein an dem schrecklichen Busbahnhof. Zufällig entdeckten wir in der Nähe ein Hotel, das uns zu später Stunde aufnahm und in dem ein Mitarbeiter unsere Räder sicher in den Gepäckraum einschloss. Leider standen diese am Morgen – unverschlossen und für jeden mitnehmbar – im Foyer. Am Mittag sind wir mit Herzklopfen erneut zum Busbahnhof gefahren. Wir befürchteten Schlimmstes. Und was passierte: Ein freundlicher, deutscher Busfahrer begrüßte uns locker, wies uns den Platz für unser Gepäck zu, befestigte in aller Ruhe unsere Räder (samt einem weiteren) auf dem vorgesehen Träger und war von unserer Vorbereitung (Lenker umstellen) ganz begeistert und positiv verwundert. So kann's also auch gehen ….
Laut FlixBus-Fahrgastrechten, die auf der Homepage des Unternehmens einsehbar sind, haben wir ein Anrecht auf bis zu 80 Eur/Pers. Übernachtungskosten, 50 % des Fahrpreises sowie Verpflegungskosten. Die letzten beiden Punkte hat FlixBus abgelehnt, die Kosten der Übernachtung werden noch geprüft.
Fazit: Immer wieder Bretagne (vielleicht das nächste Mal mit E-Bike) – nie wieder FlixBus!
Svea Birte Schuch