OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH
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Große Kuben weisen in der ersten Offenbacher Fahrradstraße, der Senefelderstraße, auf den Vorrang für den Radverkehr hin. Die gefährliche "Dooring Zone" ist markiert.
OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH
Ist die Luft schon raus?
Beim Fahrradklimatest hat Offenbach deutlich aufgeholt. Doch wie geht es weiter?
Die Bewertung Offenbachs im Klimatest haben wir mit Freude und Genugtuung wahrgenommen: unsere Stadt hat spürbar aufgeholt! Das liegt wohl an dem beachtlichen Vorhaben der finanzklammen Stadt, sechs Fahrradstraßen einzurichten. Seither ist aber von einer Verkehrswende, die eine entschiedene Förderung des Radverkehrs impliziert, nichts mehr zu vernehmen. Der Magistrat hat sich allem Anschein nach gesagt: "Jetzt haben wir die 5 Mio. aus Berlin geholt, und jetzt ist es gut, die Radfahrer können zufrieden sein."
Vor dem Fahrradstraßenprojekt hatte es nur wenige punktuelle Bemühungen, z. B. um die Anlage von exemplarischen Radfahrstreifen, gegeben, aber sonst sind keine Ansätze zur Verbesserung des städtischen Angebots fürs Radfahren erkennbar. Nach wie vor
- gibt es drei von fünf großen Ausfallstraßen ohne irgendein Angebot an Radfahrer
- sind die vorhandenen Radwege zum größten Teil wegen ihrer jahrelangen Vernachlässigung nicht mehr befahrbar
- werden die funktionsfähigen zu selten gereinigt, so dass Split, Glas bzw. Schnee und Eis die Benutzung erschweren
- ist die Innenstadt so vom Kraftfahrzeugverkehr dominiert, dass viele Menschen ihr Rad nicht mehr benutzen
- befinden sich die wenigen Radfahrstreifen zumeist in Geschäftszonen, wo sie Pkw und Lieferwagen als Parkplatz dienen und damit Radfahrende auf die Fahrbahn zwingen
- werden die Belange des Radfahrens bei der Errichtung von Baustellen fast immer vernachlässigt: Beim Umbau des Kaiserleikreisels werden Radfahrende auf dem Weg von Offenbach nach Frankfurt seit vielen Monaten gezwungen, entweder eine Wendeltreppe samt Rad zu ersteigen oder einen umständlichen und riskanten Umweg zu nutzen.
So weit eine Auswahl von massiven Beeinträchtigungen für die vielen Menschen (40 %!), die gerne aufs Rad steigen würden, wenn es im städtischen Verkehr nicht so gefährlich wäre.
Was ist zu tun, damit die politischen Entscheidungsträger ihre Hausaufgaben ordentlich erledigen?
Wir im Offenbacher ADFC glauben nicht, dass Presseerklärungen, Leserbriefe oder Appelle mehr als nur zustimmendes Kopfnicken erzeugen. Wir sind deshalb bei der Initiative zur Einführung der Fahrradstraßen einen anderen Weg gegangen. Nach gründlichen Überlegungen und Recherchen über sinnvoll angelegte Routen für den Radverkehr haben wir ein Gesamtkonzept entwickelt, an dem wir mehrere Organisationen und städtische Mitarbeiter beteiligten. Richtlinie war die Vorgabe des Bundesumweltministeriums als Geldgeber mit einer Summe von 5 Mio. Euro. Dies wäre im Falle der Realsierung für die Stadt ein ordentlicher Anreiz – allerdings hätte sie dann ca. 1,5 Mio. selbst draufzulegen.
Visualisierung: Albrecht, HFG
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Vorschlag für eine eindeutigere Markierung der "Dooring Zone" (Senefelderstraße)
Visualisierung: Albrecht, HFG
Und das war freilich die höchste Hürde für die Politiker unserer Stadt! Wie könnten wir sie nur überwinden ohne die bisherigen untauglichen Methoden? Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Wir müssen allen Beteiligten an den politischen Prozessen, durch die wichtige Entscheidungen zustande kommen, die Bedeutung unseres Projektes persönlich nahelegen!
So geschah es auch: Uli, Ingenieur und kompetentes Mitglied unseres Kreisverbandes, besuchte mit wechselnden Kollegen, die Verbindungen mit den Rathausparteien haben, Fraktionen, Kämmerer und andere Stadträte, Ausschüsse und Amtsleiter. Seine Vorträge und Erläuterungen waren ausgesprochen erfolgreich, denn die Parlamentsvorlage fand eine große Mehrheit.
Indessen sind die Ansprüche an eine klare Minderung der Gefahren fürs Radfahren mit den sechs Fahrradstraßen keineswegs erledigt. Daher stehen wir nun vor der Entscheidung, mit welchem Verfahren wir am erfolgreichsten den "kleinen" Problemen beikommen können. Und wie ist deren Reihenfolge aufzubauen? Sollten wir die preisgünstigsten zuerst angehen oder die dringlichsten oder die wirksamsten? Diese im Blick auf eine schnelle Realisierung wichtige Frage müssen wir intern noch klären.
Eines ist aber schon jetzt klar: Wir werden mit den politisch Verantwortlichen direkte Gespräche führen, und die werden mit gründlich erarbeiteten, aber variablen Vorlagen vorbereitet sein. Wenn es dabei auch nicht um Millionen gehen wird: Offenbach ist arm und benötigt bei allen Bauvorhaben Drittmittel.
Frage: Wo sind Zuschüsse z. B. für den Bau von geschützten Radfahrstreifen zu erhalten? Wir bitten um sachdienliche Hinweise…
Wolfgang Christian