In Bad Homburg muss viel für den Radverkehr getan werden
Bernd Wiedemann
Sightseeing Bad Homburg einmal anders
Auch die neu geschaffene Stelle der Radverkehrsbeauftragten konnte am katastrophalen Ergebnis Bad Homburgs beim Fahrradklima-Test 2018 nichts mehr ändern. So gilt es für Nina Lassnig, den Blick optimistisch in die Zukunft zu richten.
Der ADFC hatte die neue Radverkehrsbeauftragte der Stadt Bad Homburg, Nina Lassnig, zu einer gemeinsamen Radtour durch die Stadt eingeladen. Ziel waren natürlich nicht die touristischen Sehenswürdigkeiten, sondern vielmehr die radverkehrstechnisch neuralgischen Punkte. Und von denen gibt es nicht wenige, wie der jüngste ADFC-Fahrradklima-Test belegt, bei dem Bad Homburg auf einem desaströsen letzten Platz gelandet ist.
Der ADFC zeigt auf, wo die Probleme liegen.
Bernd Wiedemann
Ralf Gandenberger, Sprecher des Arbeitskreises Radverkehr der ADFC-Ortsgruppe Bad Homburg/Friedrichsdorf, hatte eine spannende Route durch die Stadt ausgearbeitet, auf der exemplarisch die Defizite insbesondere bei den wichtigen Verkehrsachsen zwischen den einzelnen Stadtteilen sichtbar wurden.
Startpunkt war das Technische Rathaus, wo der defekte Aufzug für Radler und Rollstuhlfahrer bei der Brücke über den Hessenring nun endlich repariert werden soll, wie Nina Lassnig zu berichten wusste.
Gemeinsam mit 10 weiteren ADFClern ging es per Rad Richtung Humboldt-Schule. Hier ist die Situation für Schüler, die mit dem Rad zur Schule kommen und die Urseler oder die Schleußnerstraße queren müssen, jeden Morgen ein Abenteuer. Ähnlich gefährlich ist die Situation an der Hölderlin-Schule. Der ADFC sieht dringenden Handlungsbedarf, die Verkehrsführung für Schüler sicherer zu machen.
Weiter ging es über den Hindenburgring Richtung Saalburgstraße, die zu erreichen für Radfahrer auf direktem Weg fast unmöglich ist, da es keine Linksabbiegemöglichkeit gibt. So robbte sich die Gruppe über zwei Fußgängerampeln, bis sie zur Saalburgstraße gelangte. Eine zügige Radverbindung sieht anders aus.
Das nächste Ziel: Dauerthema PPR-Kreuzung. Sie wurde im vergangenen Jahr neu gestaltet, um den Durchfluss des Autoverkehrs auf der Saalburgchaussee zu optimieren. Gänzlich außer Acht gelassen wurden Lösungen für den Radverkehr aus der Innenstadt und Kirdorf Richtung Dornholzhausen. Radfahrer müssen im fließenden Verkehr die viel und schnell befahrene Abbiegespur Richtung Saalburg queren.
Durch Kirdorf radelnd, steuerte die Gruppe die Friedberger Straße an. Auf Drängen der Anwohner wurde hier der Radweg stadteinwärts entfernt. Die Radfahrer sollen auf der Gefällstrecke die Straße nutzen, was sich jedoch viele wegen des hohen Verkehrsaufkommens nicht trauen. Stattdessen nutzen sie mangels Alternative den Radweg auf der anderen Straßenseite quasi als Geisterfahrer. Auch hier sieht der ADFC Handlungsbedarf, indem attraktive Alternativrouten ausgewiesen werden.
Die Kaiser-Friedrich-Promenade war das nächste "Highlight", das es zu begutachten galt. Gerade der obere Teil ab Schwedenpfad Richtung Kirdorf ist aus Radfahrersicht völlig unzureichend. Der ADFC empfiehlt hier, als Ausweichstrecke die Elisabethenstraße in eine Fahrradstraße umzuwidmen.
Neben der Verbindung Löwengasse über die Fußgängerzone zur Haingasse steht die Öffnung des Schulbergs für den Radverkehr in Gegenrichtung zur Einbahnstraße Richtung Ritter-von-Marx-Brücke weit oben auf der Prioritätenliste des ADFC. Sie ist die direkte Verbindung in die westlichen Stadtteile. Sie wurde bereits mehrfach von den politischen Gremien der Stadt beschlossen, aber leider immer wieder vertagt.
Nina Lassnig zeigte sich sichtlich beeindruckt, wie viel in der Stadt radverkehrstechnisch im Argen liegt. Sie gab sich aber optimistisch, dass die Stadt den Radverkehr sichtbar voranbringen will. Ihr Fazit: "Wir sind auf einem guten Weg." Der ADFC wird sie hierbei gerne konstruktiv begleiten.
Bernhard Wiedemann