links:
Westseite des Autofreien Mainufers. Hier müsste Radfahren ermöglicht werden: der kurze Abschnitt entlang der Hafenbahn zwischen Untermainbrücke (Vordergrund) und Spielplatz (Hintergrund, in Höhe der zwei Bahn-Andreaskreuze).
rechts:
Ostseite des Autofreien Mainufers. Hier müsste Radfahren ermöglicht werden: der kurze Abschnitt entlang der Hafenbahn zwischen Übergang zum Pfarrturm (Vordergrund) und Fuß-Radwegkurve vor der Alten Brücke (Hintergrund).
Bertram Giebeler
Freier Zugang für freie Bürger
Ab August wird das zentrale Mainufer autofrei
Es ist erst mal nur ein Test für ein Jahr, vom 2. August 2019 (Beginn des Mainfests) bis 30. August 2020 (Ende des Museumsuferfests). Der Autoverkehr (bis auf Rettungsdienste und Schiffspassagier-Busabholung) wird das zentrale historische nördliche Mainufer zwischen Untermainbrücke im Westen und der Straße "Zum Pfarrturm" im Osten umfahren müssen, der Platz am Fluss gehört – nach fast einem Jahrhundert – wieder den Fußgängern. Aber auch das Radfahren wird dort erlaubt sein.
Testphase hin oder her, die Erfahrung an anderen Orten wie Düsseldorf zeigt, dass sich die Bürger einen freien Zugang zum Flussufer nicht mehr nehmen lassen – egal was mit dem Autoverkehr passiert, der vorher dort durchbrauste und Flussufer und Stadt voneinander trennte. Es macht also Sinn, sich schon einmal mit der längeren städtebaulichen Perspektive des Mainufers zu beschäftigen.
Die Öffnung des Mainufers ist nicht originär eine Maßnahme für den Radverkehr, sondern der Stadtgestaltung. Profitieren werden in erster Linie Fußgänger – als Flaneure und Gäste der dann erweiterten Gastronomie. Das ist auch gut so, und Radfahrer/innen werden sich an die neue Situation anpassen müssen. Schon jetzt ist die Situation an schönen Wochenenden und an sonnigen Sommerabenden eine Zumutung für alle. Es wird also Zeit, die Verhältnisse am zentralen Mainufer neu zu ordnen. Ohne Autoverkehr an der Uferstraße ergeben sich Freiräume, den Radverkehr weg von der unmittelbaren Flussuferkante in nördliche Richtung auf die derzeitige Straße zu verlegen.
Konfliktvermeidung am Main – Kreativität in der Planung ist gefragt
Ziel sollte sein, dass Rad- und Fußverkehr sich wenigstens zwischen Alter Brücke und Untermainbrücke nicht länger um jeden Meter streiten müssen. Das Problem ist, dass die Straße an der Ostseite bis kurz vor der Einmündung Zum Pfarrturm und an der Westseite bis etwa zum Spielplatz baulich erheblich höher liegt als das Mainufer. Diesen Niveauunterschied für einen Radweg baulich auszugleichen, wäre zumindest für ein Provisorium viel zu aufwändig. Eine Option wäre es daher, den Bereich zwischen und neben den Gleisen der Hafenbahn, die ja nur sehr selten und sehr langsam fährt, auf zwei kurzen Abschnitten für das Radfahren zu ertüchtigen.
Diese zwei Abschnitte könnten mit überschaubarem Aufwand sogar schon während der Testphase fahrradgängig gemacht werden, ohne den Grünbewuchs nachhaltig zu zerstören, etwa mit wasserdurchlässigen Kunststoffmatten. Hinter diesen Abschnitten, jeweils zum Eisernen Steg hin, ist eine Überleitung des Radverkehrs auf die derzeitige Kfz-Fahrbahn (und umgekehrt) schon jetzt vorhanden. Dort kann dem Radverkehr dann per Markierung ausreichend Platz zugewiesen werden, wie es auch am Düsseldorfer Rheinufer gemacht wurde, in gestalterisch ansprechender Weise. Geht die Testphase positiv aus und bricht der Verkehr in der City nicht zusammen (in den Mainufer-Sperrungs-Tagen vor dem Ironman tat er das jedenfalls nicht) können dauerhafte Lösungen geplant und gebaut werden.
Der Autor hat noch nicht eruiert, wer alles Einwände gegen diese Variante der Radverkehrsführung haben könnte.
Eins ist aber klar: sehenden Auges zuwarten, wie sich dort Probleme aufschaukeln, hilft nicht weiter. Je erfolgreicher das autofreie Mainufer im Sinne der Stadtgestaltung beim Frankfurter Publikum (und den Touristen!) sein wird, desto schneller muss eine Lösung realisiert werden, die Konflikte und Chaos verhindern hilft.
Bertram Giebeler