Theos Kolumne
Der Flaschengeist
Ein Bad Vilbeler Fahrradfahrer lehnte am Geländer zum Burggraben. Er betrachtete den Grund des Grabens, der für die Sanierung geleert war. Dabei träumte er von einer Radreise rund um den Erdball und davon, dass alle Kontinente durch Brücken über die Meere verbunden sind, sodass man mit dem Fahrrad jeden Ort überall auf der Welt erreichen kann.
Während er gedankenversunken dastand, fiel ihm eine alte tönerne Mineralwasserflasche auf, die bis zum Hals im Morast steckte. Er barg die Flasche und nahm sie mit nach Hause. Dort angekommen, befreite er sie vom Schmutz. Währenddessen sah er, dass sie noch verkorkt war. Von Neugier gepackt, öffnete er die Flasche und ein Geist kam heraus.
Der Geist sprach: "Jetzt war ich mehr als hundert lange Jahre in der Flasche gefangen. Du hast mich befreit, dafür hast du einen Wunsch frei. Sage mir, was du dir wünschst." Der Bad Vilbeler brachte seinen Wunsch vor: Alle Kontinente sollten durch Brücken miteinander verbunden sein.
Da erschrak der Geist und sagte: "Weißt du, wie viele Brücken man da benötigt und wie lang und wie hoch diese sein müssen? Es müssen Hochseeschiffe unter ihnen durchfahren können. Und bedenke die Kraft der Elemente auf hoher See. Ich glaube nicht, dass ich dir diesen Wunsch erfüllen kann. Hast du nicht vielleicht noch einen anderen?"
Der Radfahrer überlegte und sagte: "Dann möchte ich, dass wir ein durchgängiges Fahrradnetz in meiner Heimatstadt haben und Jung und Alt sicher in der Stadt fahren können."
Der Geist kratzte sich am Kopf und erwiderte schließlich: "Wie breit sollen die Brücken sein? Und wann möchtest du reisen?"
Theo Sorg