Wie das Fahrrad den Campus erobert
Frankfurt UAS erhält bike + business Award 2018
Der bike + business Award 2018 geht an die Frankfurt University of Applied Sciences. Von links: ADFC-Landesvorsitzender Stefan Janke, Verkehrsminister Tarek Al-Wazir, Petra Schäfer (Professorin für Verkehrsplanung an der UAS), UAS-Kanzler Bert Albers und der Erste Beigeordnete des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, Rouven Kötter.
Torsten Willner
Gerade erst war die Frankfurt University of Applied Sciences, den meisten als "Fachhochschule Frankfurt" sicher noch besser geläufig, als erste Hochschule Deutschlands als "fahrradfreundlicher Arbeitgeber" zertifiziert worden, da folgte bereits der "bike + business Award" 2018.
Den Preis überreichte Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir als Schirmherr des 9. bike + business-Kongresses am 5. September in Frankfurt am Main. Hinter der Auszeichnung, dem Kongress und der gesamten bike + business-Idee stehen der Regionalverband FrankfurtRheinMain, der Zweckverband Raum Kassel und der ADFC Hessen.
Wodurch hat sich die Frankfurt UAS die Auszeichnung verdient? Da stehen zunächst einmal ganz nüchterne Fakten: Dezentral über das gesamte Hochschulgelände verteilt gibt es 23 Fahrradabstellanlagen für insgesamt 437 Fahrräder. Ein Teil der Anlagen ist überdacht, rund 80 Prozent sind mit Anlehnbügeln ausgestattet. Im Zuge des Umbaus des Campus im nächsten Jahr werden weitere vom ADFC empfohlene Fahrradbügel installiert. Etwas Besonderes ist sicher, dass Hochschulangehörige ihre Velos in einem Fahrradreparaturcontainer selbständig oder unter Anleitung warten und reparieren können. Es gibt eine individuelle Streckenberatung und wichtige Themen rund um's Rad werden auf der Homepage der Frankfurt UAS, über interne Mail-Verteiler und durch Flyer kommuniziert.
An der Hochschule wurde zudem innerhalb des Projektes "Nachhaltiges Mobilitätsmanagement" ein Kohlendioxyd-reduzierendes Konzept erstellt, das insbesondere die Förderung von Öffentlichem Personennah-, Rad- und Fußverkehr beinhaltet. Durch Maßnahmen wie das Landesticket, von dem 740 Mitarbeiter und 280 Lehrende profitieren und die intensive Fahrradförderung, die auch den 14.500 Studierenden zugute kommt, hat die Frankfurt UAS eine Reduktion der Pkw-Nutzung um 40 Prozent feststellen können, so Petra Schäfer, Professorin für Verkehrsplanung an der Frankfurt UAS. Da klingt die im Grußwort von Kanzler Bert Albers geschilderte Vision einer CO2-freien Hochschule gar nicht einmal unrealistisch.
ADFC-Landesvorsitzender Stefan Janke betont: "Hier werden die Ingenieure und Experten ausgebildet, die die Verkehrsinfrastruktur für die kommenden Jahrzehnte bauen. Wenn sie schon während ihres Studiums erleben, was für ein zentrales Verkehrsmittel das Fahrrad für die Verkehrswende ist, wird das auch zu lebenswerteren Städten führen." Damit diese Verkehrswende vorankommt, forderte Janke mehr Mut von der Politik. Jetzt sei es an der Zeit, dem Rad Vorrechte zu verschaffen, so der Landesvorsitzende.
Ganz so weit lehnten sich die anwesenden politischen Akteure freilich nicht aus dem Fenster. Dennoch wollen sie das Rad stärker fördern. Ansätze dafür sieht Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, in der fahrradfreundlichen Ausgestaltung von Gewerbegebieten. Verkehrsminister Al-Wazir will Radverkehrsmaßnahmen in den Kommunen jährlich mit 13,5 Millionen Euro fördern und für fünf Millionen Euro Radwege an Landesstraßen bauen. Um noch mehr zu erreichen, setzt der grüne Minister aber auch auf den Schulterschluss mit Mitarbeitern in Unternehmen, die eine bessere Infrastruktur fordern. Schließlich sind die meisten Arbeitgeber noch längst nicht vom ADFC als fahrradfreundlich zertifiziert – geschweige denn Preisträger eines bike + business Award.
Torsten Willner