Editorial
In der alten Bundesrepublik war sie allgegenwärtig, in vielen Haushalten und Arztpraxen lag sie auf dem Zeitschriftentisch – die Motorwelt, das Mitgliedermagazin und Sprachrohr des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs. Auch für mich als Radfahrer war diese Zeitschrift immer eine verlässliche Quelle, um den Überblick über die automobile Vorherrschaft in der Republik behalten zu können.
Damit könnte es jetzt vorbei sein. Der ADAC muss sparen und will deshalb zukünftig darauf verzichten, seinen Mitgliedern die Motorwelt zu schicken. Wer das Heft weiterhin lesen will, soll es sich in einer der Niederlassungen des Automobilclubs abholen – oder im Internet anschauen.
Davon sind wir, liebe ADFC-Mitglieder, noch weit entfernt, erhaltet ihr unser Mitgliedermagazin Frankfurt aktuell doch kostenfrei durch ehrenamtliche Träger. Aber auch wir müssen über die Finanzierung unserer Arbeit nachdenken. Unser Engagement für den Radverkehr ist nicht ganz umsonst zu schaffen. Deshalb bitte ich euch, einen Blick auf die Seite links neben diesem Text zu werfen. Nur mit eurer Hilfe können wir weiter an einer velomobilen Zukunft arbeiten.
Anfänge dazu sind gemacht (siehe auch unser Titelbild). Sogar im nicht ganz einfachen Verhältnis zwischen dem ADAC und dem ADFC scheint etwas in Bewegung zu geraten. Zu der Veranstaltung "Wem gehört die Straße?" hatte der ADFC Hessen Vertreter des ADAC Hessen-Thüringen geladen. Man wolle nicht mehr nur übereinander, sondern auch einmal miteinander reden, hieß es. Prompt wird der ADAC in der FAZ mit dem Satz zitiert: "Es steht klar auf der Agenda, mehr Räume für Fahrräder zu schaffen." Über das Wo und das Wie (und zu wessen Lasten) diese Räume geschaffen werden sollten, herrschte dann doch wenig Einigkeit. Man könne keine Lösungen für eine Verkehrswende erzwingen, hieß es vom ADAC, der auf freiwillig zu nutzende Alternativangebote setzt. Dass die Vorstellungen beider Clubs über eine Neuaufteilung des Straßenraums weit auseinander gehen, ist da nicht verwunderlich.
Deutliche Maßnahmen, wie sie der Frankfurter Verkehrsdezernent gerade ins Gespräch gebracht und am Börneplatz gleich (zulasten des Autoverkehrs) umgesetzt hat, sind da wegweisend. Das finden andere Radfahrende wohl auch. Jedenfalls waren sich die Männer, die neue Fahrradstreifen auf dem Asphalt markierten, einig: So viel Zuspruch und Begeisterung für ihre Arbeit hatten sie noch nie erhalten.
Seid freundlich, fahrt gelassen und umsichtig, aber beharrt weiter darauf: Auch wir sind der Verkehr.
Peter für das Redaktionsteam