Jetzt müssen die Kommunen die Kurve kriegen!
Kreistag beschließt kreisweites Radverkehrskonzept für Main-Taunus-Kreis
Wo geht's hin mit der Radverkehrsförderung im Main-Taunus-Kreis – nach rechts oder links oder weiter geradeaus über den unbefestigten Trampelpfad?
Gabriele Wittendorfer
Die gute Nachricht: Mit dem Konzept und den damit verbundenen 1,5 Millionen Euro für dessen Umsetzung bestärkt die politische Spitze im Main-Taunus-Kreis ihr Bekenntnis zur Verbesserung der Bedingungen für den Radverkehr. In 72 Maßnahmen werden Kommunen-spezifische, aber auch -übergreifende Projekte aufgelistet, die zwar altbekannt, aber bisher immer noch nicht gelöst wurden.
Die schlechte Nachricht: Zeitgleich mit diesem Startschuss für die Umsetzung der hinterlegten Maßnahmen flattert die Kündigung des Nahmobilitätsbeauftragten im Main-Taunus-Kreis auf den Tisch. Ein auf zwei Jahre beschränkter Arbeitsvertrag kann gute Leute eben nicht halten.
Die Gefahr dahinter: Politische Entscheider und Kreisverwaltung lehnen sich bis auf weiteres zurück, denn wo keine Kapazität, kann auch keine Leistung abgerufen werden…
Jetzt zeigt sich, welche Kommune wirklich hinter der Radverkehrsförderung steht!
Zu kurz gedacht, liebe Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Main-Taunus-Kreis:
Nahezu jede Kommune hat im Konzept eine oder mehrere kurzfristig umsetzbare Maßnahme in ihren Aktionsplan zur Radverkehrsförderung geschrieben bekommen. Für deren Umsetzung braucht es keinen Kreis und damit auch keinen Kreis-Nahmobilitätsbeauftragten.
Hofheim hat mit sieben Projekten kurzfristig am meisten zu tun, gefolgt von Hattersheim mit sechs Projekten. Bad Soden könnte mit der schnellen Umsetzung von fünf Projekten punkten. Schwalbach, Kriftel und Eschborn haben jeweils drei kurzfristige Projekte auf ihrer Agenda. Flörsheim und Hochheim haben zwei Projekte und Kelkheim, Eppstein und Sulzbach haben mit je einem Projekt auf die Schnelle am wenigsten zu tun.
Mit der Umsetzung der kurzfristigen Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept im Main-Taunus-Kreis wird aus den bloßen Worten praktizierte, kommunale Radverkehrsförderung!
Hinter vielen der kurzfristigen Maßnahmen stecken echte Erleichterungen. Diejenigen, die sich per Pedale im Main-Taunus-Kreis fortbewegen, mögen sich vorstellen, welche Verbesserung es brächte,
- wenn man zwischen Liederbach und Bad Soden eine Querung der Limesspange entlang der Regionalparkroute hätte
- wenn man entlang der K 792 zwischen Bremthal und Niederjosbach einen ausreichend breiten Bordsteinradweg in zwei Richtungen hätte
- wenn man die Regionalparkroute zwischen Eschborn und Steinbach direkt fahren und dabei die L 3006 sicher queren könnte
- wenn man zwischen Massenheim und Wicker einen durchgängigen, straßenbegleitenden Radweg hätte
- wenn man die Staustufe Eddersheim auch ohne zu schieben überbrücken könnte
- wenn es zwischen Hochheim und Wicker einen durchgängigen Radweg entlang der Frankfurter Straße gäbe
- wenn man in Hofheim zwischen Ende des Feldwegs aus Liederbach und Ortseingang einen Radweg hätte
- wenn es eine Querung der B 519 zur Roten Mühle gäbe und zwischen Roter Mühle und Königstein einen alltagstauglichen Radweg
- wenn die Alltagsradfahrenden in Kriftel nicht mehr entlang des Schwarzbachs fahren müssten und stattdessen eine durchgängige Parallelführung bekämen
- wenn es entlang der L 3015 zwischen Bad Soden/Schwalbach und Kronberg einen durchgängigen Radweg gäbe
- wenn es von der KiTa Zuckerrübe bis zur Schwalbacher Straße in Sulzbach einen Lückenschluss nach Eschborn Süd gäbe.
Wenn das Wörtchen wenn nicht wär…
Nun bleibt abzuwarten, wie fruchtbar der Boden ist, auf den das Radverkehrskonzept im Main-Taunus-Kreis fällt. Wir vom ADFC Main-Taunus stehen mit Rad und Rat zur Verfügung, sollte die eine oder andere Kommune der Ehrgeiz packen auf dem gemeinsamen Weg zu mehr umweltfreundlicher Mobilität von Eschborn bis Hochheim.
Und bei alldem drücken wir ganz feste die Daumen für die schnelle Besetzung der Position des Kreis-Nahmobilitätsbeauftragten!
Gabriele Wittendorfer