Mehr Wege für die Nahmobilität!
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Der für den Fuß- und Radverkehr wichtige Knotenpunkt im westlichen Kurparkareal (links) entfällt durch das geplante Hotel mitsamt Zuwegen (rechts)
Quelle: Bebauungsplan 82 "Kurpark West", Stadt Bad Vilbel
Neugestaltung des "Kurpark West" droht wichtige Radverbindungen zu kappen
Wie in der letzten Ausgabe berichtet, hat die Stadt ihren Bürgerinnen und Bürgern Anfang des Jahres einen Bebauungsplanentwurf für das westliche Areal des Kurparks in Bad Vilbel vorgestellt, der eine neue Stadthalle mit gläserner Orangerie und angeschlossenem Hotel sowie die Integration des unter Denkmalschutz stehenden Kurhauses vorsieht.
Wie bereits berichtet, hatten wir gegenüber dem Magistrat der Stadt Bad Vilbel bemängelt, dass der Bebauungsplanentwurf zwar ein großes Kontingent neuer Pkw-Stellplätze vorsah, demgegenüber der Radverkehr hingegen zunächst leider "vergessen" wurde. Auf unsere Intervention hin enthält die beschlossene Bausatzung nun immerhin die Vorgabe "mehr als 100 Radabstellplätze" zu errichten, wobei die Debatte über die Errichtung eines "City-Fahrradparkhaus" noch aussteht.
Vormals sternförmig angeordnete Fuß- und Radwege im Kurpark, noch mit altem Baumbestand; Zustand im Frühjahr (links) und im Juni 2018 (rechts) ohne Bäume nach Bodenarbeiten
Christian Euler
Die weitgehende Nichtbeachtung der Nahmobilität in den Festsetzungen zum Bebauungsplan "Kurpark West" betrifft allerdings nicht nur den "ruhenden" Radverkehr sondern auch die künftige Radverkehrsführung im Kurpark und seinem unmittelbaren Umfeld. Die zuvor vorhandenen Fuß- und Radwegebeziehungen entfallen nämlich im Zuge der Neubebauung des westlichen Teils des Kurparks. Alternative Wege wurden (noch?) nicht geplant. So steht zu befürchten, dass für die Nahmobilität äußerst wichtige und notwendige Verbindungen in Ost-West- und Südrichtung sowie der Knotenpunkt zwischen Kasseler Straße / Schwarzer Weg und dem für Fußgänger und Radfahrende außerordentlich wichtigen Nidda-Uferweg ersatzlos entfallen.
Die barrierefreie Verbindung zwischen der Kasseler Straße und dem westlichen Teil des Kurparks (links) ist bereits ersten Erdarbeiten zum Opfer gefallen (rechts) .
Christian Euler
Der neue Bebauungsplan weist auf der der Kasseler Straße zugewandten Westseite des Hotelgebäudekomplexes eine Lieferantenzufahrt aus. Außerdem stellt er zwischen der westlichen Außenmauer des Hotels und der Grenze des Kurparks eine rund 17 Meter breite Freifläche dar. Die besagte Zufahrt verläuft auf dieser Fläche und endet auf Höhe der südlichen Außenmauer des Hotels. Eine Weiterführung dieses Weges bis zum Nidda-Uferweg ist also allem Anschein nach nicht vorgesehen.
Ausgehend von dieser Feststellung haben wir der Stadt während der Offenlage des Planentwurfs empfohlen, Verbesserungen für die Nahmobilität vorzusehen. So könnte man die geplante Lieferantenzufahrt zur Mitnutzung durch den Fuß- und Radverkehr festlegen und bis zum Nidda-Uferweg fortführen. Um möglichen Konflikten mit dem Anlieferverkehr aus dem Weg zu gehen, bestünde die bessere Alternative jedoch darin, westlich der geplanten Lieferantenzufahrt einen separaten Fuß- und Radweg als direkte Verbindung zwischen dem Schwarzen Weg und dem Nidda-Uferweg zu etablieren.
Ohne die vorgeschlagene Verbindung würden sich die Bedingungen für Radelnde und Fußgänger gegenüber dem derzeitigen Zustand deutlich verschlechtern. Wies doch die Bestandskarte gleich mehrere Wege für Fußgänger und Radfahrende zwischen der Kasseler Straße bzw. dem Schwarzen Weg und dem Nidda-Uferweg aus, die allesamt durch eine sternförmige Wegekreuzung bzw. Wegegabelung miteinander verbunden waren.
Es ist bereits bedauerlich genug, dass es nach dem Bebauungsplan keine direkte Fuß- und Radwegeverbindung mehr zwischen der Kasseler Straße und dem Nidda-Uferweg geben soll. Hierdurch geht eine wichtige Anbindung einer Hauptstraße an das Freischwimmbad und die Sportanlagen westlich der Bahnlinie verloren. Zumindest der "kleine Umweg" über den Schwarzen Weg muss deshalb zwingend erhalten werden.
Bezüglich des von uns bevorzugten, zweiten Änderungsvorschlags haben wir der Stadt empfohlen, eine Ausführung wie beim Nidda-Uferweg mit einer drei Meter breiten Asphaltstrecke für Fahrradfahrer und einer zwei Meter breiten Pflasterung für Fußgänger zu realisieren. Je nach Platzkontingent könnte auch ein "abgespeckter" gemeinsamer, mindestens vier Meter breiter Fuß- und Radweg infrage kommen.
Weiterhin haben wir empfohlen, die zwischen Hotel und Kurhalle auf dem 16 Meter breiten Grünstreifen vom Schwarzen Weg ausgehende Feuerwehrzufahrt für Fußgänger und Radfahrende in einer Ausbaubreite von mindestens 3,5 Metern bis zum Nidda-Uferweg weiterzuführen. Die Stadt sollte darauf achten, dass hier nicht – wie im Fall der Bibliotheksbrücke – eine ausladende Gastronomie im Außenbereich eine durchgängige Befahrung des Wegs verhindert. Dieser schwerwiegende Fehler war anfänglich vom Magistrat bei der Bibliotheksbrücke ausgeschlossen worden. Es wäre traurig, würde er hier wiederholt.
Die Stadt Bad Vilbel ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität in Hessen (AGNH). Als solches hat sie sich die Selbstverpflichtung auferlegt, den Belangen der Nahmobilität ausreichend Rechnung zu tragen. Diesen Belangen würde ohne die von uns vorgeschlagenen Wegeverbindungen für den Fuß- und Radverkehr nicht entsprochen – für eine auf Jahrzehnte festgelegte Neuplanung ein kurzsichtiger und fataler Fehler.
Christian Euler,
Ute Gräber-Seißinger