Endlich geht die Stadt zu effektiver Falschparkervergrämung über. Weiter so!
Bertram Giebeler
Das muss Schule machen!
"Klemmfixe" zur Falschparkerabwehr
Meine Güte, war das ein Kraftakt für eine Gruppe von etwa einem halben Dutzend Aktiven aus der ADFC-Verkehrs-AG, die Stadt für eine seit Jahren überfällige Maßnahme gegen das notorische Falschparken auf einem Radstreifen endlich zur Umsetzung zu treiben! An der besonders gefährlichen Stelle der Obermainanlage direkt hinter der Flößerbrücke wird seit Anfang Juni endlich das Falschparken physisch erschwert. Seitdem passiert es nur noch ganz selten, dass sich ein Schlaumeier mit einem schmalen Pkw auf den Radstreifen stellt. Die Maßnahme zeigt die gewünschte Wirkung, es funktioniert.
Dies kann erst der Anfang sein – ein Signal, dass die Stadt das Falschparkerproblem ernst nimmt. Die nächste notwendige Schutzmaßnahme in ähnlich gefährlichem Szenario wird hoffentlich zügiger umgesetzt. Es gibt allein im Citybereich einige Straßenabschnitte, wo Radstreifen ständig zugeparkt sind: Düsseldorfer Straße stadteinwärts, vordere Mainzer Landstraße, Rathenauplatz/Goetheplatz, Große Eschenheimer Straße. Zwingend notwendige Parkplätze rechts daneben gibt es dort nicht, es spricht also nichts dagegen, in diesen Abschnitte wie an der Obermainanlage den Radstreifen mit "Klemmfixen" (eigentlich ist das der Herstellername) zu schützen.
Diese Variante hat natürlich auch Nachteile, weshalb wir sie auch nur für kurze Abschnitte empfehlen können. Die auf diese Weise geschützten Radstreifen sind zu schmal, einen langsameren Radfahrer zu überholen. Die weißen Plastikwülste, auf denen die rot-weißen Baken montiert sind, sind nicht überfahrbar; wenn sich doch mal ein besonders dreister Autofahrer auf den Radstreifen zwängt, sitzt der Radfahrer in der Falle. Bei künftigem Einsatz dieser Schutzmethode sollte der weiße Plastikwulst daher in Abständen meterweise unterbrochen sein.
Was wir an der Obermainanlage sehen, ist eine aus der Not geborene Defensivmaßnahme auf kurzen Abschnitten und keine "Führungsform" des Radverkehrs wie der bauliche Radweg auf Bordsteinlevel oder der Radstreifen auf der Fahrbahn. Es ist auf keinen Fall gleichzusetzen mit der für Deutschland neu adaptierten Führungsform "protected bike lane" oder "Geschützter Radstreifen (GRS)". Ein GRS hat die Breite eines Kfz-Fahrstreifens, also insgesamt mindestens 2,85 m, davon mindestens 2,00 nutzbare Breite und 85 cm für Trennelemente. Auf solch einem geschützten Radstreifen ist ein Überholvorgang prinzipiell möglich. Er kann städtebaulich gestaltet werden und eignet sich als längere linienhafte Führungsvariante. Er kann dort zum Einsatz kommen, wo die Straße mehrstreifig und gemessen an der Verkehrsbelastung überdimensioniert ist. Ein Kfz-Streifen kann dann zugunsten des GRS entfallen. In Berlin mit seinen gewaltig breiten Straßen, wo derzeit einige davon in Planung sind, ist dies oft der Fall. In Frankfurt ist dies seltener, aber am Anlagenring und Cityring wäre ein geschützter Radstreifen durchaus eine denkbare und vorteilhafte Option.
Es geht nicht ohne Abschleppen!
Die "Klemmfix"-Variante hat auch deshalb ihre Grenzen, weil sie nicht überall einsetzbar ist. Sind Parkplätze im rechten Seitenraum des Radstreifens vorhanden und werden partout für unverzichtbar erachtet, scheidet diese Methode aus. Für Schutzstreifen ist sie prinzipiell nicht anwendbar. Es wird also auch weiterhin jede Menge Schutz- und Radstreifen geben, die theoretisch zuparkbar sind und praktisch auch immer zugeparkt werden, wenn es einen Anreiz dazu gibt – Geschäfte, Gastronomie etc.
Es führt kein Weg daran vorbei, dass das Falschparken auf Radstreifen mit dem Abschlepprisiko verbunden sein muss. Bislang ist es das definitiv nicht. Obwohl gerade Verkehrsteilnehmer ohne eine Tonne Blech um sich herum dadurch zu gefährlichen Manövern gezwungen werden, stufen Polizei und Ordnungsbehörden es nicht als Verkehrsgefährdung ein und lassen nicht abschleppen. Dies muss sich dringend ändern! Andernfalls wird die Unbenutzbarkeit von Rad- und Schutzstreifen die Fortschritte der letzten Jahre im Radverkehr wieder zunichte machen!
Bertram Giebeler