Luftschadstoffbelastung in Bad Vilbel
Messaktion offenbart besorgniserregend hohe Stickstoffdioxid-Belastung der Atemluft
Kreuzung Büdinger und Friedberger
Foto: Ute Gräber-Seißinger
Nicht nur Städte mit amtlichen Messstellen haben mit hohen Stickoxid-Belastungen aufgrund von Schadstoffquellen, etwa in Form des Kfz-Verkehrs, zu kämpfen. Auch in Bad Vilbel, das zu den "Löchern im Schweizer Käse" des 247 Messpunkte zählenden amtlichen Messnetzes zählt, haben wir im Rahmen der bundesweiten Messaktion der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) vom Februar 2018 einen bedenklich hohen Abgaswert feststellen müssen.
Zwei Aktive des ADFC Bad Vilbel hatten sich spontan an der Aktion der DUH beteiligt. Konkret hieß das zunächst, einen Vorschlag für einen Messstandort in der eigenen Gemeinde zu unterbreiten. Wir entschieden uns für den Kreuzungsbereich Friedberger / Büdinger Straße. Im nächsten Schritt, nachdem die DUH unseren Vorschlag angenommen hatte, brachten wir am 1. Februar 2018 an der Kreuzung zwei sogenannte Passivsammler-Röhrchen an, die die DUH uns bereitgestellt hatte. Die Röhrchen hingen dort sodann genau vier Wochen lang an einem Laternenmast am Rand der Kreuzung. Nach dem Ende der Messung am 1. März sandten wir sie an die DUH zurück. Zwei Wochen später erhielten wir die Auswertung der Messung.
Aus dem Bescheid der DUH an den ADFC Bad Vilbel geht hervor, dass im Februar 2018 in Bad Vilbel am besagten Messstandort der NO2-Belastungswert im Mittel bei 31,9 µg/m³ (Mikrogramm pro Kubikmeter) lag, das heißt bedenklich nahe am gesetzlichen Grenzwert von 40 µg/m³ (siehe unten, Hintergrund). Aufgrund des starken Kälteeinbruchs während der Hälfte des Messzeitraums, der die Messung beeinflusste, lässt sich – so die Wissenschaftler des Analyseinstituts der DUH – vermuten, dass der tatsächliche Wert für den Februar 2018 sogar noch um rund 10 Prozent höher liegt.
Die Ergebnisse aller Messungen, die an 559 Orten stattgefunden haben, sind übrigens bei der DUH einsehbar (www.duh.de/).
Der in Bad Vilbel gemessene Wert ist ein Durchschnittswert. Für sich allein betrachtet sagt er nichts über etwaige Grenzwertüberschreitungen zu bestimmten Tageszeiten aus, zu denen das Kfz-Verkehrsaufkommen überdurchschnittlich hoch ist. Die Verteilung des Kfz-Verkehrsaufkommens variiert im Zeitablauf – sowohl täglich als auch wöchentlich und saisonal bedingt. Wer kann angesichts dessen Überschreitungen ausschließen? Diese Frage gewinnt an Gewicht, wenn wir der Einschätzung der DUH folgen und davon ausgehen, dass in Bad Vilbel ohne den Kälteeinbruch im Messzeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar ein Wert von rund 35 µg/m³zustande gekommen wäre. Da bleibt im Verhältnis zum gesetzlichen Grenzwert von 40 µg/m³ nur noch wenig Puffer nach oben.
Die neuen Befunde der DUH sollten ein Grund mehr für die Politik sein, die Verkehrswende entschlossen anzugehen und alternative, umweltschonende Verkehrsmittel stärker als bisher zu fördern. An Vorschlägen dazu – auch vonseiten des ADFC – mangelt es nicht.
Ute Gräber-Seißinger,
Theo Sorg