"Karben steigt auf ... das Fahrrad"
Brunnenstraße auf der Höhe von Rapp's Juice Factory
Foto: Karl Pfeil
Diesen Slogan gibt sich die Stadt Karben für ihr Fahrradaktionsjahr, das sie für 2018 ausgerufen hat. Ziel soll es sein, das Fahrradfahren als Teil einer nachhaltigen Nahmobilität zu fördern. Doch was muss das Fahrrad fahrende Publikum erleben? Auf der stark frequentierten Verbindung nach Okarben werden auf der Höhe des Selzerbrunnens bzw. von Rapp's Juice Factory der Radfahrende abrupt ausgebremst und dazu aufgefordert, abzusteigen.
Bis dahin war man zunächst auf einem für den Radverkehr freigegebenen Gehweg unterwegs, ab der Abzweigung zu Rapp's Juice Factory und zur Dögelmühle auf einem benutzungspflichtigen Geh- und Radweg. Hier ist auf der Fahrbahn der Brunnenstraße Tempo 30 angeordnet, der Radverkehr ließe sich also ohne weiteres auch auf der Fahrbahn führen. Der Geh- und Radweg ist in der Tat sehr eng und entspricht nicht den Anforderungen, die sich vernünftigerweise an eine Benutzungspflicht für Radfahrende stellen lassen.
Hinter der Engstelle wird die Benutzungspflicht erneut angeordnet. Der zwischenzeitlich in die Rolle des "Radschiebers" gezwungene Verkehrsteilnehmer darf jetzt wieder auf sein Gefährt aufsteigen. Ihm kommen dann Passanten auf dem Rad und zu Fuß entgegen, denn aus Richtung Okarben ist ein linksseitiger Geh-und Radweg benutzungspflichtig angelegt, also ein Zweirichtungsweg. Auch hier gilt Tempo 30 auf der Fahrbahn – und überdies Lkw-Verbot. Eine Benutzungspflicht lässt sich somit auf dieser Passage nicht begründen.
Jetzt muss die Frage beantwortet werden:
Wie steigt Karben auf das Fahrrad, wenn man die Fahrradfahrer zum Absteigen zwingt?
Im Herbst 2018 wird der ADFC-Bundesverband seinen achten Fahrradklima-Test durchführen. Beim letzten Mal, im Jahr 2016, gehörte die Stadt Karben zu den Aufsteigerinnen. Wenn jetzt diese Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit nicht geschlossen wird, droht vielleicht nicht gleich der Abstieg, aber ein Relegationsplatz rückt näher.
Karl Pfeil