Ein aufmerksamer Busfahrer
Auch dieser Busfahrer könnte ein Freund des Radverkehrs sein
Foto: Peter Sauer
Wir saßen in einem schicken und wendigen Kleinbus für 20 Fahrgäste. Es war auf der Rückfahrt von einem Ausflug, der gar nichts mit Fahrrädern zu tun hatte, sondern mit einem sehr sehenswerten Museum im hintersten Winkel des Hunsrück. Der Rest der Gruppe war bereits ausgestiegen, nur ich war übrig geblieben und hatte mich neben den Fahrer gesetzt, der seinen Bus ein paar hundert Meter von meiner Haustür entfernt abstellen wollte. Wir fuhren die Mainzer Landstraße stadteinwärts, neben uns der frisch angelegte Fahrradstreifen. Im Berufsverkehr des Freitagnachmittags kamen wir nur schleppend voran.
"Wie schade", sagte der Busfahrer, "dass es heute am Vormittag geregnet hat. Da sind viele Radfahrer mit dem Auto zur Arbeit gefahren. An trockenen Tagen gibt es hier normalerweise keinen Stau." Ich schämte mich für die wasserscheuen Radfahrer und verschwieg zunächst meine Mitgliedschaft im ADFC. "Ich finde die vielen aufgemalten Fahrradstreifen wunderbar", so der Busfahrer weiter, "das ist eine Einladung zum Radfahren, es erhöht die Sicherheit und für mich mit meinem Bus bleibt viel mehr Platz." Jetzt sprach ich doch vom ADFC, der schließlich der wichtigste Initiator ist, wenn es um Fahrradstreifen geht.
Es gibt ihn also, den motorisierten Verkehrsteilnehmer, der begriffen hat, worum es hier geht. In diesem Fall sogar einen, der nicht aus Bequemlichkeit am Steuer sitzt, sondern von Berufs wegen. Ohne einen hohen Fahrradanteil bleibt der Verkehr stecken, eigentlich ist das ganz logisch.
Ich hatte dummerweise kein Tourenprogramm dabei, sonst hätte ich es meinem Busfahrer beim Aussteigen überreicht. Denn im weiteren Verlauf des Gesprächs hatte ich erfahren, was so jemand gerne in der Freizeit macht: Er sitzt auf dem Fahrradsattel.
Ingolf Biehusen