Der Wein und das Rad
Burgund: Wein so weit das Auge reicht
Foto: Cristina Völker
Früh ging es am Samstagmorgen auf 4x4 Rädern (4 Autos mit 16 geladenen Fahrrädern) nach Dijon, nicht nur Stadt des berühmten Senfs, sondern auch Hauptstadt des Départements Côte-d'Or und der Region Bourgogne-Franche-Comté.
Wie immer bei den Touren von Anne Wehr und Bertram Giebeler stand von vornherein Kultur mit auf dem Programm. Gerne ließen wir uns von Bertram quer durch die durch eine architektonische Mischung aus Gotik, Renaissance, Jugendstil und Moderne geprägte Stadt führen und (fast) noch lieber in ein Café, das Erfrischungen und Alkoholisches bereithielt.
Abends ging es weiter nach Vougeot, unserer ersten Bleibe inmitten von Weinbergen, gleich zu Beginn ein Highlight in puncto Übernachtung und Kulinarik. Aber auch eine erste Kostprobe der gemeinsamen gemischten Schlafsäle. Und der Absacker – immer aus dem Kanister, in diesem Fall auf dem Zufahrtsweg direkt vor einem Château mit Blick auf die Weinberge, im späteren Verlauf der Tour auch mal auf stillgelegten Bahnsteigen.
Während es zu Anfang noch eher durch malerische Weinberge ging, wurde die Gegend ab dem dritten Tag ursprünglicher, deutsche Kfz-Zeichen verschwanden zunehmend von der Bildfläche, die Weinberge wichen einer hügeligen, etwas raueren Landschaft, dem regionalen Naturpark Morvan, und auch das Wetter war zuweilen nicht mehr so lieblich wie an den ersten Tagen.
Radeln mit Anne (ganz rechts) und Bertram (ganz links) ist in jeder Umgebung ein gelungenes Unterfangen
Foto: Cristina Völker
Da radeln mit Anne und Bertram in jedweder Umgebung ein gelungenes Unterfangen ist, war das Drumherum ohnehin nebensächlich. Herausforderungen wie die Übernachtungen in den Etagenbetten der Schlafsäle (unter Insidern auch Schnarchsäle genannt) diverser "Gîtes" und wiederholte Pannen wurden gemeistert. Der Tourenleiter hat sein Rad inzwischen grundüberholen lassen und überprüft derzeit die Anforderungen bzgl. des "Zustands des Fahrrades" in seiner Kurzbeschreibung, die den Teilnehmern stets vor Reiseantritt ausgehändigt wird. Dank des technischen Know-Hows und dem umfangreichen Fundus an Ersatzteilen von Heinrich und Ulrich war jeder Schaden in Kürze behoben.
Wie immer kamen neben der Kultur auch Wein und Essen nicht zu kurz, Letzteres nicht nur in den Restaurants, auch im Rahmen der Selbstverpflegung in den Gîtes kamen alle dank der Chefs de Cuisine Elke und Ulrich Bauer auf ihre Kosten. Das auf den Mundschleimhäuten generierte Prickeln der spaghetti all'arrabiata (geschätzte 30.000 Einheiten auf der Scoville-Skala) wurde mit ausreichend Burgunder gelindert.
Sportlich wurde auch nicht gegeizt – immerhin 5.250 Höhenmeter und 600 km in 7 ½ Tagen. Höhenmeter konnten uns eh nicht schrecken, denn "auf Asphalt fährt es sich gut, und wer die Adlersuche fährt, hat damit keine Probleme" (so der ermutigende O-Ton des Tourenleiters).
Wie immer umsorgte uns der hierfür aus Italien angereiste französische Fahrer, Einkäufer und langjähriges Gruppenmitglied Jean täglich mit Picknick und auch Besorgungsfahrten der anderen Art, z. B. wenn mal was in der letzten Unterkunft vergessen wurde.
Harmonie wurde wie immer groß geschrieben – man kennt einander und hat im Laufe der Jahre die Eigenheiten der anderen wie bei alten Ehepaaren (davon hatten wir einige, aber auch jung Vermählte und jüngst Zusammengefundene) ein wenig lieben gelernt.
Gegen Ende kamen wir wieder in die Weingegend, der Kreis schloss sich, erst in Vougeot, später in Frankfurt, noch später in Bad Homburg, wo auch das Nachtreffen stattfand – natürlich bei Kir Royale mit Crémant und Coq au Vin – so wie es beim Vortreffen nur 10 km entfernt ein paar Monate zuvor begonnen hatte.
Cristina Völker