Offenbach wagt es: Velocity!
oder: Wir wollen Fahrradstraßenstadt werden!
Die Ziffern 1 – 6 kennzeichnen die geplanten Fahrradachsen
Der Diesel-Skandal, die Stärke der Autolobby, die Wachstumsbranche Stau, der Klimawandel weltweit und der zunehmende Appell "Bewege dich, wenn du gesund bleiben willst!" sind zu Topthemen avanciert – ganz in unserem gemeinsamen Interesse "Förderung des Radverkehrs". Kaum eine Tages- oder Wochenzeitung fehlt in der Reihe derer, die oft ganze Seiten dem Fahrrad und seiner wichtigen, aber vernachlässigten Rolle widmen, die Stadt lebenswerter zu machen.
In diesen Beiträgen geht es nicht nur um die Verbesserung der Bedingungen des Radfahrens in der Stadt, sondern um einen Paradigmenwechsel: keine Rede mehr vom Aschenputteldasein des Radfahrers im autodominierten Stadtverkehr, sondern die umstandslose Forderung nach Gleichstellung aller Kategorien der Verkehrsteilnehmer. Das bedeutet: Nach dem Vorbild europäischer Hauptstädte sind den Radfahrern eigene Straßen zur Verfügung zu stellen, die Fahrradstraßen!
Von ihnen gab es bisher in unserer Umgebung nur wenig Bekanntes – bis auf die Goethestraße und die Töngesgasse in unserer Nachbarstadt Frankfurt. Und so ganz überzeugend ist die Verkehrssituation in der Töngesgasse gerade mal nicht. Warum aber sollte das nicht in Offenbach besser gelingen? Wo wir doch gerade auf der Erfolgslinie navigieren? Nach den Nachholbemühungen: Öffnung der Fußgängerzone, Öffnung der Einbahnstraßen für das gegenläufige Radfahren und der flächendeckenden Beschilderung für Radfahrer wollen wir Offenbacher nun zum großen Coup ausholen: sechs Fahrradstraßen mit Anbindungen an Nachbargemeinden!
Verkehrsschilder ("Fahrradstraße") und rote Fahrbahn werden das Autofahren nur noch zum Parken legitimieren, und das auf sechs Straßen, die bisher mehr oder weniger gut zum Durchfahren genutzt wurden. Bis auf eine werden sie in Nord-Süd-Richtung verlaufen und direkte Anschlüsse an Obertshausen und Neu-Isenburg, weiterführende nach Mühlheim, Heusenstamm und Frankfurt haben. Anschlüsse an die Fahrradschnellstraßen an der Südseite des Mains und Darmstadt-Frankfurt sind anvisiert.
Freilich ist das Projekt kein Selbstläufer. Das Bundesumweltministerium schrieb einen Wettbewerb in Sachen "Klimaschutz" aus, woraufhin sich ADFC-Mitglied Uli L. mit zwei sachkundigen Mitarbeiterinnen in die Arbeit stürzte und das Projekt nicht nur entwarf, sondern auch noch durch sämtliche kommunalpolitische Gremien schleuste. Das finanzklamme Offenbach ließ sich die Chance auf einen Zuschuss von 5 Millionen Euro nicht entgehen, muss aber doch ca. 1,3 Mio. selber tragen.
Zunächst gar nicht mit dem Projekt "Fahrradstraßen" verknüpft, erreichte das hiesige Umweltamt in demselben Wettbewerb eine hohe sechsstellige Zusage zur Einrichtung öffentlicher Fahrradparkplätze.
Es geht voran mit der Förderung des Radfahrens – auch in Offenbach! Übrigens finanziert das Umweltministerium nur solche Projekte, die Modellcharakter haben...
Wolfgang Christian