Frankfurter Bürgerpreis für Alfred Linder
Alfred Linder nahm die Auszeichnung aus den Händen von Peter Feldmann (Oberbürgermeister) und Robert Restani (Vorstand der Frankfurter Sparkasse) entgegen
Foto: Jochen Kratschmer
Im Kaisersaal des Römer wurde Alfred Linder am 26. Juli mit dem Frankfurter Bürgerpreis 2017 für die Kategorie Lebenswerk ausgezeichnet. Die Stadt Frankfurt und die Stiftung der Frankfurter Sparkasse würdigen mit dem Bürgerpreis ehrenamtlich Tätige aus Frankfurt und Umgebung.
Alfred ist 1991 in den ADFC eingetreten und war bereits 1993 Mitglied im Kreisvorstand Frankfurt, das er bis 1996 blieb. Er war Chefredakteur von "Frankfurt aktuell". 15 Jahre lang hat er zahlreiche Touren geleitet, nicht nur die legendären Sternfahrten am Karfreitag zur Basilika in Ilbenstadt mit bis zu 350 Teilnehmern.
Die AG "Klaunix" hat Alfred gegründet und 21 Jahre lang geleitet. Seine wichtigste Leistung für den ADFC und den Fahrradverkehr ist sicherlich sein Engagement für die Fahrradcodierung als Diebstahlprävention. Man kann sich kaum noch vorstellen, welche Schwierigkeiten es dabei am Anfang gab. Nicht jeder sieht es gerne, wenn sein nagelneues Fahrrad angekratzt wird, nur um es zu kennzeichnen. Man braucht für diese Aufgabe nicht nur ein Codiergerät, sondern vor allem die Straßencodes. Weil es aber viele Neubauviertel gibt mit Straßen, die es vor kurzem noch gar nicht gab, müssen diese Codelisten ständig aktualisiert und auch einheitlich verwendet werden. Für den Erfolg ist es gleichgültig, ob der ADFC die Listen der Polizei verwendet oder umgekehrt, aber einheitlich müssen sie sein und verfügbar, im ganzen Land. Aus dem bescheidenen lokalen Anfang in Frankfurt mit einem einzigen Codiergerät ist längst eine bundesweite Aktion geworden. Es gibt spektakuläre Fälle, in denen ganze Lagerbestände an gestohlenen Fahrrädern aufgespürt wurden, aber fast nur die codierten Fahrräder ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben werden konnten. Der Hauptnutzen liegt aber darin, dass codierte Fahrräder für Hehler einen geringeren Marktwert haben als uncodierte, so dass Diebe lieber die Finger von diesen Rädern lassen. Nicht zuletzt sind die Codierungen zu bedeutenden Einnahmequellen für den ADFC geworden, die dann wiederum andere gemeinnützige Aktivitäten ermöglichen.
Auch die Geschichte von "Frankfurt aktuell" zeigt, dass Alfred nicht nur hart arbeiten, planen und organisieren kann, sondern auch rechnen. Wegen der hohen Portokosten für den Heftversand wurden ursprünglich nur Mitglieder beliefert, die sich bewusst dazu angemeldet hatten. Alfred erdachte die kostenlose Auslieferung durch Ehrenamtliche, die enorme Versandkosten sparte und dadurch eine Erhöhung der Auflage und eine Verteilung an alle Mitglieder ermöglichte. Diese Rechnung ging natürlich nur auf, weil Alfred sich ein ausgeklügeltes System mit Unterverteilern und handhabbar zugeschnittenen Verteilbezirken ausgedacht hatte. Vor allem aber kümmerte er sich jahrelang selbst darum, das gesamte Räderwerk der Verteilung in Gang zu halten. Der Erfolg hat ihm, allen Skeptikern zum Trotz, mittlerweile längst Recht gegeben.
Zu einem gelungenen Lebenswerk gehört auch, für Nachfolger zu sorgen und sich trotzdem selbst nicht ganz überflüssig zu machen. Beides ist Alfred Linder gelungen. Schrittweise hat er in den letzten Jahren Tätigkeiten an verschiedene Hände weitergereicht. Jetzt kann er sich auf grundlegende Planungsarbeit für Codiersysteme konzentrieren, auf die Digitalisierung historischer Dokumente, auf Übersetzungen und auf alles andere, was neben dem Radfahren noch interessant ist.
Ingolf Biehusen