Sindlingen: viel Aufregung um eine Querung
Das Corpus Delicti: die Querungshilfe in Sindlingen, hier locker von gleich zwei fahrtüchtigen Automobilisten regelkonform passiert
Foto: Bertram Giebeler
Im Rahmen von Netzkonzept und Radwegweisung will das Straßenverkehrsamt eine Lücke schließen. Der für den Radverkehr direkte Weg von Hattersheim ins Sindlinger Zentrum soll dadurch realisiert werden, dass auch das letzte Stück der Westenbergerstraße in Gegenrichtung freigegeben wird. An der Einmündung zur Farbenstraße soll eine Querungshilfe den Radfahrern ermöglichen, auf der richtigen Seite weiter zur Sindlinger Bahnstraße zu kommen. Die Querungshilfe käme auch Fußgängern zugute.
Im November 2016 wurde die Querungshilfe aufgestellt und eine Markierung für Radfahrer angebracht, die Westenbergerstraße aber noch nicht in Gegenrichtung freigegeben. Diese Maßnahme, eigentlich nicht von welthistorischer Bedeutung, löste im sonst beschaulichen Sindlingen einen wahren Aufruhr aus, zumindest in dem lokalen Milieu, das vom CDU-Ortsbeiratsmitglied Albrecht Fribolin angeführt wird. Eine wütende Pressekampagne im Höchster Kreisblatt ("der Radweg soll weg!") flankiert das Ganze. Das Hauptargument: weil viele Autofahrer schneller als mit den erlaubten 30 km/h vom Sindlinger Kreisel kommend um die Ecke kurz vor der Querung brettern, ist die Querung zu gefährlich für die Radfahrer.
Albrecht Fribolin ist aus der Vergangenheit eigentlich nicht dafür bekannt, sich um die Radfahrer allzu viele Sorgen zu machen, insofern überrascht sein Argument etwas. Es stimmt schon: Wenn ein Autofahrer zu schnell und womöglich abgelenkt um die Ecke kommt, wird es gefährlich für einen Radfahrer oder Fußgänger, der auf die Querung will, zumal er keinen Vorrang dort hat. Nur – wenn es ein Problem mit zu schnellem Autofahren gibt, dann packt man eigentlich die Sache beim Problemverursacher an (etwa durch eine zwingend temporeduzierende bauliche Maßnahme) und nicht bei dem, der unter dem Problem zu leiden hat.
Es gab einen Lokaltermin vor Ort, u.?a. mit Amtsleiter Stahnke, dem Radfahrbüro, dem ADFC und mehreren Ortsbeiräten. Die Sache kam im Februar in den Ortsbeirat. Die Abstimmungen zu den einzelnen Punkten waren etwas widersprüchlich: die Öffnung der Westenberger Straße wurde mehrheitlich abgelehnt (CDU plus SPD plus kleinere Parteien), der CDU-Antrag zur Entfernung bzw. Verschiebung der Querungshilfe aber auch (Grüne, SPD, Linke). Damit kann keiner so recht zufrieden sein: der ADFC nicht, denn den Radfahrern würde damit ein Umweg über die Johann-Sittig-Straße vorgegeben; die CDU aber auch nicht, denn laut OBR-Beschluss soll die angeblich so verhasste Querungshilfe bleiben wo sie ist.
De jure hat der Ortsbeirat darüber keine Bestimmungshoheit; politisch ist es aber bei solchen (kleineren) Maßnahmen in Frankfurt üblich, Empfehlungen der Ortsbeiräte zu folgen. Man darf gespannt sein, was die Stadt daraus macht.
Bertram Giebeler