Ein Fass ohne Boden
Es sind die vielen Kleinigkeiten, die uns als Radfahrer oft verzweifeln lassen. Doch es gibt auch Lichtblicke.
links: Frühjahrsdippemess: Radweg wird durch Baken gesperrt. Bei der Herbstveranstaltung waren diese nach Intervention des Radfahrbüros verschwunden
Foto: Peter Sauer
rechts: Brücke am Eschersheimer Freibad: Rutschgefahr besteht weiterhin, aber jetzt wird davor gewarnt
Foto: Sigrid Hubert
Wie so vielen von euch geht es auch mir oftmals viel zu langsam voran mit der Förderung des Radverkehrs. Löcher im Asphalt, Wurzelaufbrüche im Radwegpflaster, fehlende Bordsteinabsenkungen, schmale Umlaufsperren, unsinnige Ampelschaltungen, zugeparkte Radstreifen, gefährliche Kreuzungsbereiche – ein Fass ohne Boden, man weiß gar nicht, wo man zuerst anfangen soll. Doch hier und da zeigen kleinere Lichtblicke in diesem ziemlich unübersichtlichen Chaos, dass sich weiterhin etwas bewegt in Sachen Radverkehr in Frankfurt.
In unserer letzten Ausgabe haben wir über einen Sturz auf der Brücke vor dem Eschersheimer Freibad berichtet. Die Bohlen auf der Brücke werden bei Nässe extrem rutschig, was bereits mehrfach zu "Ausrutschern" geführt hat. Das Radfahrbüro wurde informiert und antwortete prompt.
Im September nächsten Jahres sei Baubeginn für eine neue Brücke an dieser Stelle. Breiter soll sie werden, und rutschsicher soll der Belag sein. Bis dahin wird man die Fahrbahn der bestehenden Brücke regelmäßig auf Mängel überprüfen und nötigenfalls ausbessern. Der Vorschlag, noch vor diesem Winter wenigstens durch eine Beschilderung auf die Rutschgefahr hinzuweisen, wurde vom Radfahrbüro umgehend an die zuständige Stelle weitergeleitet ("Herr S. vom ADFC regte bei mir an, als Überbrückungsmaßnahme ein Warnschild "Rutschgefahr bei Nässe" vor den Brückenzufahrten aufzustellen.") und von dieser genauso umgehend umgesetzt. Nur sechs Tage nach der Anregung kam die Meldung, dass eine Beschilderung erfolgt sei.
Jetzt ohne Rechtspfeil unter dem grünen Fahrrad-Symbol: Ampel im Westend
Foto: Peter Sauer
Im Westend wurde eine Ampelschaltung verändert. Wo bisher ein Queren der Bockenheimer Landstraße für Radfahrer legal nicht möglich war (ein Rechtspfeil im Ampelgrün verhinderte vor dem Ende der Freiherr-vom-Stein-Straße die legale Geradeausfahrt in die Feuerbachstraße), wurde nun nachjustiert. Jetzt muss man nicht mehr auf das Grün für Fußgänger warten, um als Radfahrer mit diesen, aber regelwidrig, die Straße queren zu können.
Überrascht über diese unvermittelte Änderung an der Ampelanlage fragte ich beim Radfahrbüro nach, wer denn auf diese Idee gekommen sei. Die Antwort kam prompt. Man habe im Zuge der Vorbereitungen zur Aufhebung der Radweg-Benutzungspflicht im Verlauf der Bockenheimer Landstraße alle Ampelschaltungen überprüft. Klar war schon länger, "dass die Verkehrsregelung dort nicht ganz der Weisheit letzter Schluss war....". Bei Einrichtung der Radroute 2 wurde an dieser Stelle wohl übersehen, dass vor der Bockenheimer Landstraße nicht nur Rechtsabbieger auf Grün warten, sondern auch geradeaus Fahrende. Jetzt ist man also über diese unsinnige Regelung an der Freiherr-vom-Stein-Straße gestoßen und hat umgehend nachgebessert.
Dippemess. Zwei Mal im Jahr findet diese Veranstaltung statt. Zwei Mal im Jahr ist für die Dauer von drei Wochen der Radverkehr im Umfeld des Festplatzes erheblichen Beeinträchtigungen ausgesetzt. Der nördliche Radweg entlang des Ratswegs ist in dieser Zeit komplett gesperrt, in der Regel ohne jegliche Hinweise auf eine Umleitung. Auf dem südlichen, in Richtung Ostpark führenden Radstreifen wurde bisher versucht, den Radverkehr durch Baken und Beschilderungen zu behindern, so dass ein Durchkommen auch am frühen Morgen, ganz ohne Dippemessbesucher, kaum möglich war. Entnervt wurde das Radfahrbüro informiert, bei dessen Mitarbeitern die Problematik bekannt ist, wie unter Stöhnen und Seufzen verlautbart wurde. Man wolle sich kümmern. Das war während der Frühjahrsmesse.
Herbst 2016. Die Dippemess findet statt wie üblich, der nördliche Radweg am Ratsweg wird Teil des Festplatzes. Im Süden aber hat sich etwas getan. Keine Baken weit und breit, die Radfahrer ausbremsen könnten. Nur noch ein einfaches Schild, das die Radweg-Benutzungspflicht in diesem Abschnitt aufhebt, erinnert daran, dass an dieser Stelle vor kurzem noch eine echte Radverkehrbehinderungsanlage installiert war.
Ja, es geht mir weiterhin oftmals viel zu langsam voran mit der Förderung des Radverkehrs. Aber es gibt Lichtblicke, hin und wieder. Nicht zuletzt durch den Einsatz der Mitarbeiter des Radfahrbüros. Ohne die ginge es wahrscheinlich noch langsamer voran.
Peter Sauer