Dromedar und Dampflok: zwei archaische Verkehrsmittel begegnen sich
Fotos: Günther Gräning
Dampfrösser, Drahtesel und andere große Tiere
Ein wenig frustriert bin ich schon: Niemand außer mir wollte in diesem Jahr an Pfingsten mit dem ADFC nach Königstein zum Dampfbahnfest fahren. Aber ich habe Verständnis, denn es war eisheiligengemäß saukalt, in Königstein noch drei Grad kälter als in Bad Homburg. Die beiden Fotos zeigen, was man hätte sehen können: eine Dampflok vor der Burg Königstein und ein weiteres archaisches Verkehrsmittel am Philosophenweg im Opelzoo (und natürlich meinen Drahtesel).
Das Kamel (oder Dromedar – wer weiß das schon, das Tier selbst auch nicht) ist zweifellos ein großes Tier. Nun schlage ich den Bogen zu großen Tieren der Bad Homburger Lokalpolitik, um meinen Frust (siehe oben) ein wenig zu bekämpfen.
Die großen Tiere also haben nach der Kommunalwahl vereinbart, den Radfahrern ein Stück der Bad Homburger Fußgängerzone zu öffnen, nämlich den oberen Teil zwischen Dorotheenstraße und Schulberg. Aber ohne Öffnung des Schulbergs in Richtung Nordwesten zwingt man die Radler doch wieder entweder dort auf den Gehweg oder auf die Höhestraße, also auch dort auf den Gehweg. Und die Dorotheenstraße bleibt lebensgefährlich für Radler, solange sie keinen Vorrang vor Autos bekommen. Das nenne ich eine Halblösung. Merke: Die Radler brauchen die Stadt nicht, aber die Stadt braucht die Radler!
Des weiteren sind es nach Meinung der großen Tiere immer noch die Heizungen am Kurpark, die für schlechte Luft sorgen (auch im Sommer!), nicht die Autos. Das wurde schon Anfang 2015 in diesem Heft belächelt, lange bevor die entsprechenden Skandale in der Autoindustrie bekannt wurden.
Aus der Bewerbung um das UNESCO-Welterbe "Great Spas of Europe" ist Bad Homburg krachend herausgeflogen. Die Begründung: kein nennenswerter Kurbetrieb. Das kann ich nicht beurteilen, denn den hiesigen Kurbetrieb kenne ich noch nicht, mir fehlen dafür die passenden Krankheiten. Aber ein paar andere Gründe wüsste ich, die eine solche Bewerbung von vorn herein zum Scheitern verurteilen: schlechte Bedingungen für den Radverkehr, insbesondere in der Innenstadt; kein Radfahrbeauftragter; ein eingestaubtes Radfahrkonzept; laute und stinkende Stadtbusse; Autos im Kurpark; zu kleine Aufzüge im Bahnhof; ständige Diskussionen über Parkhäuser. So etwas spricht sich eben weltweit herum, unter allen großen Tieren!
Günther Gräning