Editorial
Ein Lastwagen rollt langsam an, beschleunigt unvermittelt und rast mit hoher Geschwindigkeit auf eine Menschenmenge zu. So viel war in einer kurzen, leicht verwackelten Filmsequenz zu sehen, die ein Journalist vom Balkon eines Hotels aufgenommen hat und die mir ungeheuer auf den Magen geschlagen ist. Was folgte, ist bekannt. Der Lastwagen fährt über nahezu zwei Kilometer mitten durch die Menge, 84 Menschen sterben, unzählige Verletzte kommen in die Krankenhäuser.
Es fällt mir schwer, so kurz nach diesem Ereignis zur Normalität zurückzufinden. Anders als andere Attentate in der letzten Zeit geht mir die Todesfahrt mit einem ganz normalen Lastwagen, wie er zu tausenden auf unseren Straßen unterwegs ist, besonders nah. Es ist dieses diffuse Gefühl, die Bedrohung in irgendeiner Form nachvollziehen zu können. Lastwagen begegnen mir täglich im Verkehr und bedrohlich sind sie oft, wenn sie mit ihren großen Rädern dicht an mir vorbei ziehen. Dass Kollisionen mit diesen Fahrzeugen häufig lebensbedrohlich für Radfahrende enden, wissen wir. Dass solch ein Koloss kaum zu stoppen ist, wenn er in die falschen Hände gerät, hat nun Nizza anschaulich gezeigt.
Trotz des Erschreckens über diese grauenhaften Tat geht unser Leben weiter. Dass dies auch so bleibt, wenigstens auf dem (Rad-) Weg durch die Stadt, dafür wird in Frankfurt einiges getan. Kaum aus dem Urlaub zurück stelle ich überrascht fest, dass wieder einmal eine Fahrspur für den motorisierten Verkehr zugunsten des Radverkehrs geopfert wurde. Im Hafentunnel unter dem Gleisvorfeld des Hauptbahnhofs kann jetzt in nördlicher Richtung auf einem markierten Radstreifen auf der Straße gefahren werden. Das wichtigste dabei: Vom Westhafen kommend muss man nicht mehr auf die linke Straßenseite wechseln, um den Zweirichtungsradweg im Tunnel zu erreichen. Diese gefährliche, unübersichtliche diagonale Querung der Gutleutstraße, über mehrere Fahrspuren hinweg, an einer Stelle mit viel Lastwagenverkehr, entfällt nun. Das macht die Fahrt sicherer. Wer bei Ampel-Grün vor der Gutleutstraße startet, sich dann aber nicht vom Gefälle vor dem Tunnel und dem Rückenwind in ihm zu allzu flotter Fahrt animieren lässt, kann ohne Halt über drei Ampelanlagen bis hinter den Güterplatz gelangen. Das macht die Fahrt schneller.
Der Radverkehr gehört auf die Straße. Aber passt dort bitte auf euch auf.
Peter für das Redaktionsteam