Wahre Helden
Der ADFC auf dem Dach der Welt
links: Saisonstart am 17. März mit Jochen Fuchs (Dritter von rechts). Halt am "Limes-Portal"
rechts: Gläserne Bank am "Waldglasweg". Auch hier ist der Limes nicht weit
Fotos: Günther Gräning
In der Ebene und bei schönem Wetter kann jeder, aber hier…?
Der Hausberg heißt "Glaskopf" und ist fast 700 m hoch; die Fahrrad-Infrastruktur besteht aus Waldwegen; Touren beginnen in einer Höhe, die man anderenorts nach Stunden oder gar nicht erreicht; der Winter dauert gefühlte sechs Monate – kurz: Man ist auf dem Dach der Welt.
Und dennoch: An jedem(!) Donnerstag startet mitten im Ort an der Bundesstraße 8 am Feuerwehrhaus eine Radlertruppe zu einer ADFC-Tour. Nachdem man sich davon überzeugt hat, dass die umliegenden Berge alle noch stehen, kehrt man zum Klönen in einem Gasthaus ein.
Geleitet wird die ganze Angelegenheit von Jochen Fuchs, einem Junggebliebenen, der im April dieses Jahres einen runden Geburtstag gefeiert hat. Er weiß: Es gibt hier in Glashütten weit mehr zu sehen als Berge. Den Ort durchschneidet ein Weltkulturerbe: Der Limes durchquert Glashütten von West nach Ost. Die heutige Bundesstraße 8 muss zu Römerzeiten eine wichtige Handelsroute gewesen sein. Heute steht dort, wo sie den Limes querte, das "Limes-Portal" mit Bildern und Erklärungen. Die Quelle der Weil liegt auf dem Gebiet von Glashütten, ebenso die des Emsbachs. Der Limes wird hier begleitet von dem "Waldglasweg" mit vielen Installationen aus Glas, darunter auch einer gläsernen Bank. Wie zu erwarten, gibt es auch ein Römerkastell und eine alte Glashütte im Tal des Emsbachs.
(Mein persönlicher Favorit in Glashütten: Ein Laden, halb Bäcker, halb Metzger, der immer Wildbratwurst im Angebot hat.)
Allerdings: Wenn die hiesigen Stahlrösser oder Drahtesel ein Wehwehchen haben, müssen sie den weiten Weg nach Bad Camberg zum Doktor in "Martins Radlwerkstatt" zurücklegen. Martin ist Anzeigenkunde des ADFC Hochtaunus, obwohl sein Laden weit im Nachbarkreis liegt.
Ich bin fest überzeugt: Sollten sich freche Eindringlinge aus dem freien Germanien dem Limes von Norden her nähern, schwärmt Jochens Truppe hoch zu Stahlross nach römischer Manier aus, um sie zu stellen.
Wer das nicht glaubt, möge sich warm anziehen und es gerne mal versuchen, am besten mit dem Rad!
Günther Gräning