Elektro-Räder sind die Alternative im Nahvekehr
Der ADFC fordert ein "Netzwerk E-Bikes"
Während das Elektro-Auto trotz Milliarden-Subvention nicht aus der technischen Sackgasse herausfindet, bahnt sich heimlich, still und leise mit elektrisch unterstützten Fahrädern eine Wende im innerstädtischen Verkehr an. Mit E-Bikes können Radler ganz locker die doppelte Strecke auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen schaffen und sie sparen dabei weit mehr als 1.000 Euro gegenüber Auto und Nahverkehr. Außerdem sind Lastenräder mit E-Antrieb eine Alternative zum rasant wachsenden Lieferverkehr mit Autos, die nicht nur die Radwege zuparken.
links: E-Mobil in Offenbach
rechts: Immer volle Ladung
Fotos: Peter Sauer
Für Frankfurt und Rhein-Main wäre es ein verkehrspolitischer Albtraum, wenn sich die stark anwachsende Bevölkerung wie bisher bewegen würde. Werktäglich fahren 325.000 Einpendler aus der Region nach Frankfurt. Umgekehrt pendeln fast 70.000 Frankfurter nach draußen. Zudem sind 165.000 Frankfurter als Binnenpendler mit Verkehrsmitteln unterwegs. Wenn es gelingt, einen nennenswerten Teil der autofahrenden Pendler zum Umsteigen auf E-Bikes zu bewegen, die sie umweltschonend, schnell und preiswert ans Ziel bringen, wäre viel gewonnen.
E-Bikes sind inzwischen technisch so ausgereift, dass sie vor dem Durchbruch als Massen-Verkehrsmittel stehen und mehr sind als eine Antriebsunterstützung für nicht mehr ganz so rüstige Senioren. Weitere Verbesserungen im Komfort lassen große Stückzahlen und damit sinkende Preise erwarten. Zudem werden zahlreiche Spezialräder für den Transport von kleinen Lasten angeboten.
Frankfurt bietet ideale Voraussetzungen, um modellhaft die Zusammenarbeit aller Akteure zu erproben. Die Ausweitung des Radverkehrs ist politischer Konsens in der Stadt, ebenso die Positionierung als "green city". In Frankfurt und der engeren Umgebung gibt es zahlreiche Hersteller, Verleiher und Händler, die Erfahrungen mit E-Bikes haben. Energieversorger und Verkehrsanbieter arbeiten schon an den Anforderungen für die nötige Infrastruktur. Unternehmen erproben bereits eigene Fahrrad-Flotten für Ihre Beschäftigten oder bieten E-Bikes als "Dienstfahrzeug" an. Wissenschaftliche Institutionen in Rhein-Main können wertvolle Beiträge zum Radverkehr liefern.
In diesem Entwicklungsstadium sind Strukturen noch offen. Das ist der richtige Zeitpunkt, Ideen und Erfahrungen in einem "Netzwerk E-Bikes" zusammenzuführen und daraus Handlungsempfehlungen und Standards zu entwickeln. Das Netzwerk erfordert nur Mittel für Arbeitstreffen und die Dokumentation der Ergebnisse.
Der ADFC Frankfurt erwägt, sich als neutrale Institution an diesem Netzwerk zu beteiligen/es zu moderieren, um alle Akteure rund um das E-Bike an einen Tisch zu bringen. Er verfügt über Kompetenz in der Frankfurter Radverkehrsplanung und bringt das Erfahrungswissen seiner Mitglieder und Aktiven ein. Er verfolgt keinerlei kommerzielle Interessen und ist dabei gleichzeitig unabhängig von politischen und administrativen Vorgaben.
Wehrhart Otto